Charles Ferdinand Ramuz

Sturz in die Sonne

Roman
Cover: Sturz in die Sonne
Limmat Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783039260553
Gebunden, 192 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Steffen Wyss. Am Anfang steht eine wissenschaftliche Entdeckung: Wegen eines Unfalls im Gravitationssystem stürzt die Erde in die Sonne zurück. "Es wird immer heisser werden, und schnell wird alles sterben", schreibt C. F. Ramuz lakonisch dazu. Die Menschen am Ufer des Genfersees wollen das erst nicht glauben und erfreuen sich am schönen Wetter. Aber dann wird klar, dass es vor der Hitze kein Entkommen gibt, die Freude schlägt um in Angst, als die Bäume verdorren, die Gletscher schmelzen und die soziale Ordnung zu zerfallen beginnt.1922, als der Roman erstmals erschien, wusste C. F. Ramuz noch nichts von der Bedrohung der globalen Erwärmung, der wir heute gegenüberstehen. Doch das düstere Bild, das er in diesem visionären Text zeichnet, liest sich wie eine Prophezeiung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.07.2023

Sowohl Anklänge an den experimentellen Film zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts als auch zur modernistischen Literatur, findet Rezensentin Katharina Teutsch in C.F. Ramuz Roman. Das 1922 erschienene Buch nimmt die Klimakrise quasi voraus, lesen wir. Hier ist die Erde aus ihrer Umlaufbahn und in gefährliche Nähe zur Sonne geraten, was die Einwohner einer beschaulichen Schweizer Stadt so lange ignorieren, bis Dürre und extreme Hitze ihren Tribut fordern, so Teutsch. Die Erzählung ist nicht linear, sondern episodisch, erklärt die Kritikerin. Brisant sei der Kontrast zwischen der idyllischen Schweizer Bergkulisse und der dystopischen Erzählung. Ein "sperriges, kleines Buch" findet Teutsch, dass aber wichtige gedankliche Anregungen liefert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2023

"Etwas Prophetisches" wohnt dem Roman von C.F. Ramuz inne, findet Rezensent Roman Bucheli. So beginnt die Handlung in Ramuz' Roman mit der Botschaft, die Welt würde in die Sonne fallen - was die Bewohner einer Großstadt am Genfer See keineswegs in ihren Gewohnheiten stört, sie machen weiter wie bisher, stellen den Wahrheitsgehalt dieser Prophezeiung sogar in Frage und ertragen die ansteigende Hitze, lesen wir bei Bucheli. Am Ende versinkt die Stadt in Anarchie, als die Menschen erkennen, dass die ihnen bekannte Lebensweise nicht mehr fortgeführt werden kann. Der Rezensent  liest diesen Roman besonders in Hinblick auf die fortschreitende Klimaerwärmung, von der Ramuz freilich noch nichts wissen konnte. Über die wenigen Schauplätze und die fehlende Darstellung von Einzelschicksalen sieht der begeisterte Rezensent hinweg und verliert sich in dieser erschreckend bekannten Welt.