Henryk M. Broder

Kein Krieg, nirgends

Die Deutschen und der Terror
Cover: Kein Krieg, nirgends
Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783827004420
Gebunden, 216 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Seit dem 11. September, dem Tag des Terroranschlags auf das World Trade Center in New York, steht die Auseinandersetzung mit dem Geschehen und seinen Ursachen auf der Tagesordnung des öffentlichen Diskurses in Deutschland. Zunächst mit ungläubigem Staunen, später mit hellem Zorn, verfolgte Henryk Broder die Äußerungen dieser Debatte, den Stimmungswandel, der mehr und mehr den Amerikanern selbst das Geschehene zur Last legte. Ob auf Stammtischniveau oder in Gestalt politischer und auch philosophischer Analyse, ob in der Form eines plumpen Antiamerikanismus oder unter dem Deckmantel einer naiven Friedensbewegtheit, die Debatte entwickelte sich von ihrem Ausgangspunkt, der Empörung über die Tat, fort zu einer Anklage der USA, ihrer Politik, ihrer Lebensweise, die das eigentliche Geschehen, den terroristischen Angriff auf unschuldige Menschen, ganz aus dem Blick zu verlieren schien.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.04.2002

Richard Herzinger gibt Broder recht. Er preist die Schärfe - wenn auch nicht unbedingt die Präzision - mit der der Publizist die Äußerungen deutscher Intellektuelle nach dem 11. September vorführt und auseinander nimmt. Nach einer kurzen Phase des Schocks, so der Vorwurf, den Herzinger mit Broder teilt, sei sofort wieder die alte Denkroutine der "kommentierenden Klasse" eingerastet - zum Beispiel bei Peter Sloterdijk, Walter Jens und Günter Grass: Hauptsache Amerika ist selber schuld. Was Broder hier unter Zuhilfenahme zahlreicher Zitate leiste, sei die "Bloßstellung eines intellektuellen Mainstreams", der auch noch die Frechheit habe, den "eigenen Meinungskonformismus wie einen gewagten Tabubruch" aussehen zu lassen. Aber auch Broder wendet nach Herzinger eine alte Denkfigur an, die er in früheren Polemiken entwickelt habe: Nach dem Zweiten Weltkrieg, so beschreibt er sie, hätten die Deutschen alles getan, um aus Tätern Opfern zu machen und sich selbst möglichst in die Position des Opfers zu manövrieren. Ganz falsch findet Herzinger das nicht, aber er findet, dass Broder hier allzu pauschal argumentiert, nicht genug differenziert und so den "Chor der verabscheuten Stimmen immer nur das Gleiche sagen" hört.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2002

Peter Felixberger kann dem Buch über die deutschen Reaktionen auf den 11. September nicht viel abgewinnen. Es lese sich wie ein "Zitatenschatz" oder eine Materialsammlung für den "Essay", den Broder "eigentlich hätte schreiben sollen". Felixberger moniert deshalb nicht nur, dass der Autor - den er etwas boshaft als "Wadlbeißer seiner Zunft" charakterisiert - einige "hanebüchene Schlussfolgerungen" aus den vielen gesammelten Äußerungen ziehe, sondern auch an keiner Stelle eine eigene "Analyse der Ereignisse" versuche. Das, so der Rezensent empört, sei einfach "zu wenig für ein Buch".
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