Hartmut Kaelble

Wege zur Demokratie

Von der Französischen Revolution zur Europäischen Union
Cover: Wege zur Demokratie
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart - München 2001
ISBN 9783421054845
Taschenbuch, 232 Seiten, 18,50 EUR

Klappentext

Europa erscheint uns als Hort der Demokratie. Dass aber viele mitteleuropäische Staaten erst seit zehn Jahren demokratisch verfasst sind, gerät oft aus dem Blick. Das Demokratiedefizit der Europäischen Union dagegen ist zu einem Dauervorwurf an die Brüsseler Kommissare geworden. Hartmut Kaelble legt hier eine komprimierte Darstellung der Demokratisierungsschübe vor. Wendemarken sind die Revolutionen zwischen 1789 und 1989. Er zeigt, dass die Demokratisierung der EU anders verläuft und anders zu beurteilen ist, als die demokratische Entwicklung der Nationalstaaten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.03.2003

Trotz wachsender Demokratisierung in der europäischen Union ist das Thema "Demokratiedefizit" noch nicht vom Tisch. Sie ist auch Mittelpunkt einer Studie des Berliner Sozialhistorikers Hartmut Kaelble. "Anschaulich" beschrieben findet Willy Zeller die Grundaussage des Buches, dass sich die Modelle der Nationalstaaten nicht eins zu eins auf das "Brüsseler Integrationsgebilde" übertragen lassen, sondern immer "gesellschaftliche, politische und konstitutionelle Besonderheiten" der Mitgliedsstaaten beachtet werden müssen. Hartmut Kaelbles Studie nähert sich dem "eigenständigen Demokratieproblem" der EU aus einer geschichtlichen Perspektive, erklärt Zeller, indem sie einen Überblick über die fünf "Demokratieschübe" von der Französischen Revolution bis zum "Zerfall des Sowjetimperiums" biete und sich dabei auf die europäisch übergreifenden Merkmale der ansonsten "nationalen Vorgänge" konzentriere. Dabei beachtet der Autor nicht so sehr den "föderalistischen Ansatz" der Demokratisierung, sondern legt besonderen Wert auf die mittelfristigen Demokratisierungsbedingungen, beispielsweise die wachsende Bedeutung einer europäischen Zivilgesellschaft, resümiert Zeller.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2001

Hartmut Kaelble ist Gerd Krumeich als einer der besten Kenner der deutsch-französischen Modernisierung bekannt. Seinen "materialgesättigten Essay" hält der Rezensent denn auch unbestritten für eine besonders intelligente Reflexion über ein künftiges Europa, der auch noch mit einer guten kritischen Bibliografie ergänzt wird. Besonders beeindruckt zeigt sich Krumeich auch von Kaelbles Fähigkeit, sich des Themas interdisziplinär anzunehmen. Außer Frage enthalte die Abhandlung viele feine, wichtige, nachdenkliche und anregende Bemerkungen zur Europa-Problematik. Doch gerade angesichts des gewichtigen Inhalts macht der Rezensent keinen Hehl aus seiner Kritik über die Form. Es tummeln sich die Redundanzen und oft unerträgliche Wortwiederholungen, von den vielen Schreib- und Grammatikfehlern ganz zu schweigen. Schade, klagt Krumeich, dass ein so wichtiges Buch nicht durch die Hände eines guten und sorgfältigen Lektorats gegangen ist.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.11.2001

Die Untersuchung des Geschichtsprofessors Hartmut Kaelble, der an der Humboldt Universität Berlin tätig ist, lobt Carsten Schymik als "beste historische Grundlagenforschung, die dem Konvent für eine europäische Verfassung zur Pflichtlektüre aufgegeben sein sollte". Kaelbles historische Bestandsaufnahme ist für den Kritiker ein "längst überfälliger Beitrag zur aktuellen europäischen Verfassungsdebatte". Auf 200 Seiten unternimmt der Autor den Versuch, 200 Jahre Demokratie in Europa zu bündeln und zu analysieren, berichtet Schymik begeistert. Seine Studie unterteilt Kaelble in zwei große Linien: in die nationalen und europäischen Demokratisierungen, so der Rezensent. Obwohl das Buch keine Vorschläge zur Lösung des europäischen Demokratieproblems bringe, sei die Lektüre lohnenswert, da sie helfe, grundlegende historische Zusammenhänge zu erkennen. Die zentrale These der Analyse ist dabei, so Schymik, "dass der nationale Demokratiedurchbruch die Voraussetzung für das supranationale Demokratiedefizit geschaffen hat". Wer über die demokratische Zukunft Europas nachdenken will, werde durch die Lektüre des Buches sicherlich inspiriert werden: Eine Pflichtlektüre eben, meint der Rezensent.