Pierre Michon

Die Grande Beune

Roman
Cover: Die Grande Beune
Suhrkamp Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783518224632
Gebunden, 102 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Katja Massury. Der Erzähler dieser packenden, knappen Geschichte erinnert sich an die erste Stelle als Lehrer, die er 1961 in einem Dorf in Frankreichs Südwesten antrat. Er begegnet zwei Frauen, die ihn faszinieren, der älteren Helene und der jungen Yvonne. Yvonne ist die, von der er dann Tag und Nacht träumt, der er nachstellt. Pierre Michon, ein Meister unter den Autoren der französischen Gegenwartsliteratur, hat "Der Ursprung der Welt" in einer unerhört sinnlichen und kunstvollen, einer hoch aufgeladenen und verdichteten Sprache geschrieben. Der Titel spielt an auf die Region, in der die Geschichte situiert ist, nahe den Höhlen von Lascaux mit den weltberühmten paläolithischen Malereien aber zugleich auch auf Gustave Courbets Bild einer Vulva aus dem Jahr 1866, das diesen Titel trägt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.09.2011

Ein "Erzählkunststück" erblickt Sibylle Cramer in Pierre Michons Erzählung "Die Grande Beune". Das Buch erzählt von einem Lehrer, der als Zwanzigjähriger seiner erste Stelle in einem Dorf in der Provinz antritt und der Verkäuferin eines Tabakladens verfällt. Michons Schilderung der Passion des Dorflehrers scheint ihr voll von dunklen Metaphern, die die Verwandlung des Mannes des Wissens und der Aufklärung in einen von sexuellen Trieben gepeinigten Wolf unterstreichen. Fantasierend bemächtige sich der Lehrer "in wahnhaft aufgeladenen Bildern des weiblichen Körpers". Cramer schätzt Michon als einen der "großen Antipoden der Pariser Großstadtliteratur". Zu ihrem Bedauern wird die Freude an vorliegender Erzählung durch eine "stellenweise unzuverlässige Übersetzung" getrübt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2011

Gar nicht leicht, über diesen Autor und seine Arbeit zu schreiben. Erklärt Franziska Meier und führt gleich mal vor, wie es dennoch gehen könnte. Nicht mittels Nacheiferung seiner Schachtelsätze, nein, eher mit Deutlichkeit und Klarheit, wie es der Autor selber vormacht, in seinen Interviews etwa, die Meier gerne übersetzt sähe. Meier weist auf die ebenfalls nicht leichte Aufgabe der Übersetzung hin (bei diesem schmalen Roman nicht immer gelungen, wie sie findet) und freut sich ansonsten über die Geschichte eines Begehrens, die Pierre Michon in diesem Buch recht unkonventionell und als Parabel aufs Schreiben angelegt erzählt, als Begehren, das keine Erfüllung findet. Der sprachlich-bildlichen Verdichtung im Text folgt Meier in schwindelerregende Höhen, kein immer ganz leichtes Unterfangen, aber eines, das sie beglückt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.2011

Ganz außerordentlich eingenommen zeigt sich Jochen Schimmang von dieser fünfzehn Jahre nach ihrem ersten Erscheinen nun ins Deutsche übersetzten Erzählung. Im Autor Pierre Michon, in Frankreich schon seit einer Weile in den vordersten Reihen der Gegenwartsliteratur, sei nun spätestens mit diesem Band ein großer Schriftsteller zu erkennen. Geradezu traumhaft erscheint dem Rezensenten der von Anfang an sicher gesetzte Ton, in dem das Elementare immer wieder durch einen Sinn fürs Ironische aufgehoben wird. Erzählt wird von einem jungen Lehrer, der in die Provinz gerät, sich in die Tabakwarenverkäuferin des Ortes verliebt und seine sexuelle Fantasie Blüten treiben lässt, an deren Beschreibung Schimmang die enorme Stilsicherheit des Autors ganz besonders klar exemplifiziert sieht. Überhaupt hat er insgesamt nur Lobendes, nichts Kritisches zu bemerken.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.06.2011

Als einen der "bedeutendsten Einzelgänger" der heutigen französischen Literatur schätzt Hans-Peter Kunisch Pierre Michon, seinen Stil nennt er "wunderbar konzentriertes Prosa-Französisch". Es geht um einen jungen Lehrer in der Provinz, dessen erotischen Fantasien von den beiden Schönheiten des Dorfes beflügelt werden: der Wirtin Helene und Yvonne, der Verkäuferin des Tabakladens. Kunisch sieht hier das Geschlechterverhältnis ebenso klassisch wie archaisch dargestellt und versichert, dass es Michon darum geht, "neues Feuer zu entfachen". Was ihm, auch dank seiner Intelligenz zu gelingen scheint. Explizit lobt Kunisch auch das schöne Deutsch der Übersetzerin Katja Massury.