Werner Biermann

Strauß

Aufstieg und Fall einer Familie
Cover: Strauß
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783871345425
Gebunden, 350 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Als Franz Josef Strauß 1988 starb, sagte Kardinal Ratzinger in seiner Totenpredigt: "Er hat wie eine Eiche gelebt. Und er wurde wie eine Eiche gefällt." Gewiss war Strauß die große Reizfigur der Bundesrepublik: Heiliger für die einen, Dämon für die anderen. Die Geschichte der Familie Strauß ist zugleich die faszinierende Geschichte eines Aufstiegs - vom Metzgerssohn zum ungekrönten König der Bayern, vom Handwerkergeschlecht zum Herrscherclan mit dynastischem Machtanspruch. Werner Biermann beschreibt das Leben einer Familie, die zum Schluss jedes Maß verliert. Er erzählt von Strauß' Kindheit im Schwabing der kleinen Leute, vom Vater, in dessen Metzgerei Himmler seine Wurst kaufte und der die Nazis verabscheute. Er schildert eine politische Karriere, die fast in der Kanzlerschaft gipfelte, und das Geflecht von Amigo- und Vetternwirtschaft, das die Familie umspannte: eine schwere Last, unter der die Strauß-Kinder am Ende zusammenbrechen. Das Buch basiert auf umfangreichen Archivrecherchen sowie Gesprächen mit Freunden, Weggefährten und Angehörigen der Familie Strauß.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.03.2007

Lesenswert findet der Rezensent Louis Gerber diese Biografie des einstigen deutschen Verteidigungsministers, Kanzlerkandidaten und bayerischen Ministerpräsidenten durchaus. Rundum gelungen freilich nicht. Das liegt vor allem an den Lücken, die der Autor lässt - und sei es im Widerspruch zum Untertitel, der ein Porträt der Familie verspricht. Dies aber liegt, so Gerber, mal abgesehen von den letzten zwanzig Seiten, schlicht nicht vor. Es geht also nur um das Leben des Franz Josef Strauß. Das wird mit für den Rezensenten nicht immer nachvollziehbaren Schwerpunktsetzungen geschildert. Breiten Raum nimmt das Verhältnis zum Erzkontrahenten Rudolf Augstein ein, mit dem Strauss sich aber aussöhnte. Zu knapp wird nach Gerbers Ansicht die bayerische Wirtschaftspolitik behandelt, während die Beziehung zum DDR-Devisenhändler Schalck-Golodkowski wieder sehr ausführlich dargestellt wird. Resümee: Gut lesbar, aber mit "Lücken". Das "Standardwerk" zu Strauss fehlt nach wie vor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Stefan Finger hat zwei Biografien des Politikers Franz Josef Strauß und seiner Familie gelesen, was sich in einem vernichtenden Verriss und einem fast ungetrübten Lob niederschlägt. In Werner Biermanns Biografie der Familie Strauß findet er alles, was sein Rezensentenherz sich wünscht: eine flüssige, lebendige Schreibe, spannende Schilderungen wichtiger Stationen von Franz Josef Strauß' politischer Karriere und die nötige Einbettung politischer Ereignisse in ihren historischen Kontext. So ist diese Familiengeschichte stets auch ein Stück Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, so der Rezensent eingenommen. Finger gefällt zudem die Urteilsfreudigkeit des Autors, auch wenn er einräumen muss, dass Biermann in seinem Buch kaum Neues über die Familie Strauß zutage fördern konnte. Insgesamt ist der Rezensent aber sehr zufrieden mit dieser Biografie, und dieses Lob sieht er auch dann nicht gefährdet, wenn er sich bei zwei Einschätzungen des Autors zu heftigem Widerspruch herausgefordert sieht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.10.2006

Durchaus spannend findet Rezensent Peter Fahrenholz Werner Biermanns Biografie über Franz Josef Strauß. Den Ansatz des Autors, eine Familiensaga zu schreiben, hält er allerdings für gescheitert. So wird der Fall der Strauß-Kinder Max und Monika nach Darstellung von Fahrenholz lediglich in einem Kapitel abgehandelt, ansonsten kommen Angehörige von Strauß bestenfalls als "Randfiguren" vor. Er attestiert dem Autor einen kritischen, aber nie denunzierenden Blick auf Strauß, dessen problematische Charakterzüge und zahlreichen Skandale ausführlich dargestellt werden. Unterbelichtet bleiben zum Bedauern des Rezensenten dagegen das Charisma und die "magische Wirkung", die FJS auf seine Anhänger ausübte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.09.2006

Durchaus zufrieden zeigt sich Rezensent Thomas Kröter mit Werner Biermanns Biografie über die Familie von Franz Josef Strauß - auch wenn er den Ansatz des Autors, die Geschichte des Politikers als Familiensaga zu erzählen, für gescheitert hält. Die Idee einer Familienbiografie scheint ihm naheliegend, einer genaueren Betrachtung aber hält sie seines Erachtens nicht stand, einfach weil der Unterschied an "Fallhöhe" zwischen Vater und Kindern zu groß sei. Dass er die Arbeit dennoch mehr lobt als tadelt, liegt daran, dass der Autor seiner eigenen Intention untreu wird und sich mehr und mehr auf seine Hauptfigur konzentriert. So gelingt ihm zur Freude Kröters eine "lebenspralle" und "spannend zu lesende" Schilderung eines der schillerndsten und umstrittensten Politiker der Nachkriegsgeschichte, die zudem die Zeitumstände anschaulich vergegenwärtigt. Die große wissenschaftliche Strauß-Biografie steht nach Einschätzung Kröters allerdings noch aus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Durchaus zufrieden zeigt sich Daniel Koerfer mit Werner Biermanns Biografie über den CSU-Politiker und bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Um die große, seit langem erwartete Strauß-Biografie handelt es sich dabei seines Erachtens allerdings nicht. Immerhin scheint ihm die umfassend angelegte Arbeit einigermaßen ausgewogen, um ein gerechtes Urteil bemüht und differenziert - auch wenn Strauß wiederholt als "skrupelloser Machtmensch" beschrieben wird. Koerfer hebt besonders hervor, dass neben der kritischen Darstellung der zahlreichen Skandale die enorme Begabung, die großen Leistungen und die politische Bedeutung von Strauß zumindest in Ansätzen deutlich werden.