Sterben von eigener Hand

Selbsttötung als kulturelle Praxis
Cover: Sterben von eigener Hand
Böhlau Verlag, Köln - Weimar - Wien 2005
ISBN 9783412184056
Gebunden, 374 Seiten, 44,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Andreas Bähr und Hans Medick. Das Phänomen der Selbsttötung eröffnet einen besonderen Zugang zu unterschiedlichsten historischen und kulturellen Kontexten. So versammelt der vorliegende Band Beiträge in interkulturell und historisch vergleichender Perspektive. Zeitlich spannt er dabei einen Bogen von der Antike über die Frühe Neuzeit bis heute, räumlich wählt er Beispiele aus Europa, Indien, China, Japan oder Amerika. Die Beiträger fragen danach, wie Selbsttötung jeweils bewertet, begründet und erklärt und wie sie begangen wurde. Die Antworten auf diese Fragen führen zu unterschiedlichen Bildern des Menschen und dessen kulturspezifischer Verortung im "Kosmos". Sie geben Aufschluss über magische, religiöse, moralische, soziale, politische und wissenschaftliche Werte und Verhaltenskodizes sowie über deren Veränderungen im Laufe der Geschichte.
Der interkulturelle Blick ermöglicht es, die häufig angenommene universale Identität einer Selbsttötungshandlung und damit auch die Universalisierbarkeit von Konzepten wie Subjektivität und Reflexivität zu hinterfragen. Das Buch zeigt insgesamt die historisch-kulturelle Kontingenz der Konzepte von Selbst und Welt, von Tod und Leben und damit auch von Leib und Seele, von Körper und Geist, von Freiheit und Notwendigkeit, von Individuum und Gesellschaft.

Im Perlentaucher: Rezension Perlentaucher

In den fünfziger Jahren war viel die Rede davon, dass die Selbstmordrate in der DDR fast doppelt so hoch war wie die in der BRD. Ein paar Jahre lang galt das als deutlicher Hinweis auf den immensen seelischen Druck, unter dem die Bevölkerung durch die revolutionäre Umgestaltung stand. Bis ein paar klugen Statistikern in Ost und West auffiel, dass diese Zahlen nicht neu waren. Schon im Kaiserreich hatten die Territorien, die später für ein halbes Jahrhundert die DDR bildeten, eine deutlich höhere Selbstmordrate. Die Ursache dafür ist bis heute unbekannt. Udo Grashoff erzählt diese Geschichte in seinem Beitrag "Tabuisierung oder Prophylaxe - Die Selbsttötungsraten der DDR und die Politik der SED" in dem sehr instruktiven Band "Sterben von eigener Hand - Selbsttötung als kulturelle Praxis". Wer Tipps sucht, wie er dem täglichen Versagen ein für alle mal ein Ende machen kann, wird hier nicht fündig werden. Stattdessen machen ihn 17 Beiträge mit den verschiedensten Arten, mit der Selbsttötung umzugehen, vertraut...
Lesen Sie mehr in Arno Widmanns 'Vom Nachttisch geräumt'