Wolfgang Prosinger

Tanner geht

Sterbehilfe - Ein Mann plant seinen Tod
Cover: Tanner geht
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783100590305
Gebunden, 175 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Ulrich Tanner weiß, dass er bald sterben wird. Er ist unheilbar krank. Die Schmerzen werden nur unterdrückt von Medikamenten, die ihm die Sinne rauben. Und er weiß, dass der Tod bei seiner Krankheit qualvoll sein wird. Daher hat er eine Entscheidung getroffen: Er wird in die Schweiz gehen und dort Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Sterbebegleitung und Sterbehilfe sind in Deutschland nach wie vor Tabuthemen. Die Diskussion darüber ist schwierig und emotional extrem aufgeladen. Dabei fürchten wir nichts mehr als schmerzhaftes, fremdbestimmtes Sterben. Wolfgang Prosinger begleitete Ulrich Tanner in den letzten Wochen und Monaten seines Lebens und führte zahlreiche Gespräche mit seinen Freunden. Erstmals liegt mit diesem Buch der intime Bericht über einen Tod aus freiem Willen vor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008

Gemischte Gefühle hat Petra Gehring bei der Lektüre dieses Bandes, den sie als Teil einer größeren Tendenz sieht, sich dem Thema Sterbehilfe mit etwas zu viel "Schaulust" zu nähern. Wolfgang Prosinger, der Autor des Buches, hat einen Mann namens Tanner auf seinem Weg zum selbstbestimmten Sterben mit Hilfe des Schweizer Vereins Dignitas e.V. begleitet. Mit der Sterbeszene eröffnet das Buch und die Rezensentin findet es schon symptomatisch, dass der Autor die darauf erzählte Vorgeschichte erneut in diese Szene münden lässt. Wenn überhaupt, dann eher kurz behandelt Prosinger, was Gehring auch schade findet, theoretische, rechtliche und moralische Fragen. Positiv vermerkt sie, dass er sich auch für die Palliativmedizin und die "Hostizbewegung" als Sterbehilfealternativen interessiert.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2008

Um diese"radikal mutige" Darstellung eines konkreten Freitods wird keine Debatte um Sterbehilfe mehr herumkommen, meint Rezensent Rainer Stephan. Wolfgang Prosingers Bericht "Tanner geht" konfrontiere die sehr abstrakt geführte Diskussion mit einer eindringlichen und sehr erschütternden Schilderungen einer realen Selbsttötung. Diese Bericht liest sich für den Rezensenten zwar streckenweise wie ein Roman, aber ohne diese literarische Distanzierung sei die Geschichte des gleich mehrfach tödlich erkrankten Mannes wohl kaum zu ertragen. In "informativen" Exkursen behandle Prosinger beispielsweise den Schweizer Sterbehilfe-Verein "Dignitas". Anerkennend bemerkt der SZ-Rezensent, dass der Autor durch seine Recherchen viele Vorurteile gegen Dignitas entkräftet, ohne jedoch bestehende kritische Aspekte zu verschweigen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.09.2008

Mit "Tanner geht" hat Wolfgang Prosinger ein "berührendes" Buch über Sterbehilfe geschrieben, das zugleich komplex über das Thema informiert und ausgezeichnet in die Debatten darum einführt, lobt Antje Lang-Lendorff. Der Journalist hat einen an Krebs, Parkinson und Aids erkrankten Mann, der sich zum Freitod in der Schweiz entschließt, drei Monate lang immer wieder besucht. Er berichtet aus seiner Perspektive von den unerträglichen Schmerzen, seinen Erinnerungen und schließlich von seinem Sterben, berichtet die Rezensentin spürbar bewegt. Aber auch die zwischen die Erlebnisberichte des Todkranken eingeschobenen Sachkapitel findet sie sehr aufschlussreich, auch wenn sie dem Autor deutlich anmerkt, dass seine Sympathien bei der hierzulande sehr umstrittenen "Dignitas" liegen und bei aller journalistischen Sorgfalt, die Prosinger an den Tag legt, behält ihr Vorsitzender Ludwig Minelli zumeist "das letzte Wort", stellt Lang-Lendorff vorsichtig fest.