Martin van Creveld

Das bevorzugte Geschlecht

Cover: Das bevorzugte Geschlecht
Gerling Akademie Verlag, München 2003
ISBN 9783932425523
Gebunden, 492 Seiten, 29,60 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karin Laue und Ursula Pesch. Martin van Creveld hat mit seinem jüngsten Buch eine antifeministische Polemik verfaßt. Seine provokante These lautet: Frauen werden nicht unterdrückt und sind nie unterdrückt worden. Sie sind das eigentlich privilegierte Geschlecht und sind dies auch in der Vergangenheit immer gewesen. Dazu führt Creveld zahlreiche Beispiele aus Geschichte und Gegenwart an. Als Kinder werden Frauen sanfter behandelt. Als Erwachsene stehen sie unter geringerem Druck, sich zu behaupten und ihren Verpflichtungen nachzukommen. Im Berufsalltag übernehmen sie weniger als die Hälfte der Arbeit. Und im Wirtschaftsleben sind sie oft in der beneidenswerten Situation, Geld ausgeben zu können, ohne es verdienen zu müssen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.11.2003

Die Rezensentin Heide Oestreich ist offensichtlich sehr belustigt von der Tatsache, dass ein Militärhistoriker und Pentagon-Berater sich berufen fühlt, die gesamte Frauenfrage aufzurollen. Ihre Befürchtung, es handele sich dabei um eine "ungünstige Konstellation", hat sich bei der Lektüre des Buchs nur bestätigt. Auf 400 Seiten "reite" Creveld als wahrer "Don Quichotte" seiner "heroischen" Bestimmung entgegen, die weiblichen Gleichberechtigungs-Forderungen als "raffinierte" Neuauflage der typisch weiblichen "Nörgel-Tradition" zu outen, und endlich einmal klarzustellen, dass die Frau das "bevorzugte Geschlecht" sei, während der Mann unter der Last seiner Verantwortung und des ständigen Emotionsverbots schier zusammenbreche. Dabei gehen Crevelds Schläge nach Ansicht der Rezensentin teilweise ziemlich unter die Gürtellinie, etwa wenn er behauptet, bei "sexuell erfahrenen" Frauen könne von Vergewaltigung ja kaum ernsthaft die Rede sein. Am Ende seiner "Materialschlacht" laute Crevelds Fazit, man solle doch bitte bei der traditionellen Rollenverteilung bleiben. Schade-schade-schade - und auch überraschend - findet die Rezensentin, dass nirgends "zwischen weiblicher oder feministischer Larmoyanz" differenziert werde, und dass sich der Autor "fatalerweise" eine "Machtanalyse" spare. Das hätte man von einem Militärstrategen wahrlich erwarten können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2003

Schon fast empört scheint der Rezensent Andreas Platthaus über die Abhandlung zur Feminismusdebatte von Martin van Creveld. Als "Kampfansage an die feministische Ideologie" bezeichnet der Rezensent die Ausführungen des Autors. Creveld missfalle vor allem, dass sich "die soziale Waagschale immer mehr zuungunsten der Männer neige". Die Beweisführung des Autors, den der Rezensent eigentlich als "begnadeten Kriegshistoriker" beschreibt, bezeichnet er als "befremdlich". Gemachte Rechnungen gingen nicht auf, der Autor verstricke sich in Widersprüche. "Creveld weiß ganz einfach nicht sicher, über was er spricht", schimpft der Rezensent. Des weiteren hält er dem Autor die "unausgesprochene Beschränkung auf die Vereinigten Staaten vor". Ein weiteres Ärgernis sieht der Rezensent in den "typischen Creveldschen Beschwichtigungen", die durch eine Anhäufung des Begriffes "vielleicht" zum Ausdruck kämen. Als absolut "dreist" oder "schlicht widerlich" empfindet Platthaus, was der Autor, der durchaus lautstark "bejammert, was Männer im Krieg psychisch alles erdulden", zum Thema Vergewaltigung beizusteuern hat, dass nämlich die Vergewaltigung vor allem bei "sexuell erfahrenen" Frauen "so gut wie keine Folgen hat". Der Rezensent fragt, ob Creveld "keine anderen als körperliche Verletzungen" bekannt seien. Das Fazit des Autors, Feminismus sei ein "Produkt langer Friedenszeiten", lässt beim Rezensenten die Frage offen, was Creveld den jetzt vorziehe: "Krieg oder Feminismus"?
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.06.2003

Frauen liegen vor allem faul auf dem Sofa, nutzen Männer aus, wo es nur geht, und werden immer und überall bevorzugt. Das behauptet der in Jerusalem lehrende Historiker Martin van Creveld in seinem Buch "Das bevorzugte Geschlecht", über das sich Rezensentin Franziska Sperr mächtig geärgert hat. Sperr kann das alles gar nicht fassen. Es gebe Thesen, so Sperr, die so absurd seien, dass man sie gar nicht widerlegen wolle. Crevelds Buch strotze nur davon. Sperr liefert einen Reigen von Zitaten, die die Absurdität von Crevelds Ausführungen vor Augen führen. Crevelds Sprache findet Sperr merkwürdig emotional und aggressiv: auf fast 500 Seiten nur Quengeln, Motzen, Schmollen, Wehklagen! Mit Wissenschaft hat dieses Buch in Sperrs Augen jedenfalls nichts tun. Sie vermutet bei Creveld einen tief sitzenden Hass gegenüber Frauen. "Hier hat sich jemand seinen Frust über die angebliche Bevorzugung von Frauen in Geschichte und Gegenwart von der Seele geschrieben."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2003

Der Kriegshistoriker Martin van Creveld hat bereits 2001 eine Studie zum Thema "Frauen und Krieg" schreibt Rezensentin Stefanie Peter. Vor dem Hintergrund dieses Forschungsinteresses müsse diese Neuerscheinung betrachtet werden, ein Buch, das nach den Ausführungen der Rezensentin bestenfalls Erstaunen hervorrufen kann. Van Creveld hatte in "Frauen und Krieg" die zunehmende Präsenz von Frauen in westlichen Armeen untersucht, in seinem neuen Buch versucht er nun, auf fast 500 Seiten die generelle und immer schon existente Bevorzugung der Frau nachzuweisen. Die Forschungslage hat der Autor dabei nur grob im Blick, und auch eine Methodik ist nicht zu erkennen, kritisiert Peter. Dafür strotze das Buch vor Polemik bis hin zu Menschenverachtung und Zynismus, etwa wenn er die Anzahl der weiblichen und männlichen Toten in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern gegeneinander aufrechne. Oder wenn es um das Thema Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch gehe: "Hinter den meisten der zur Anklage gebrachten Fälle, so versucht er nachzuweisen, steckten bloße Verleumdungen - im Einklang mit 'einer uralten weiblichen Strategie'", zitiert die sichtlich abgestoßene Rezensentin.
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