Hans Boesch

Schweben

Roman
Cover: Schweben
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783312003167
Gebunden, 140 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Im Anschluss an die Romanfolge "Simon Mittler" zeigt Schweben Figuren an bekanntem Ort, aber eine völlig neue Sprache: in einem schwerelosen, kunstvollen Erzählstil treffen in dieser Geschichte zwei sehr unterschiedliche Menschen aufeinander und schließen eine seltsame Freundschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.08.2003

Eindeutig zu viel der heilen Welt findet sich für Hannelore Schlaffers Geschmack in Hans Boeschs "Schweben". Die Natur benennt Schlaffer als "eigentliche Heldin" der Erzählung, in der eine junge Frau just in dem Moment erfährt, dass sie schwanger ist, als auch ihr Geliebter und Vater ihres Kindes aus Amerika zurückkehrt. Schlaffer geht es ganz schön auf die Nerven, wie Boesch, der mit seiner Neuauflage des Heimatromans inzwischen schon einige Preise gewonnen habe, mit seiner Naturverbundenheit "groß tut". Für sie liest sich die Erzählung wie eine "Rucksacklektüre für Bergtouristen". Stilistisch knüpft Boesch nach Einschätzung Schlaffers an Stifter an, dessen "eindringliche Sprödigkeit" er durch die Aneinanderreihung von Hilfsverben zu erreichen suche. "Stil wird zur Manier", resümiert die Rezensentin, "und noch in sie schleicht sich oft genug der Slang unsrer Zeit ein."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.03.2003

Wie der Titel vermuten lässt, kommt auch der Roman daher: ruhig, unbeschwert, gelassen. Das berichtet ein beeindruckter Martin Zingg. Ihm gefällt die sinnierende Ruhe des Protagonisten Simon Mettler, den der Autor hier nach seiner Karriere in der gleichnamigen Trilogie noch einmal, abgeklärt und alt geworden, auftreten lässt. Der Maler betrachtet jeden Tag den gleichen Felsen und wird dabei von "archaischen Bildern" aus seiner Vergangenheit eingeholt, von der Erinnerung an Trennung und Verluste. Das Engadiner Gebirge bildet den Hintergrund für einen Roman, der mit großer "Beiläufigkeit und Leichtigkeit" von Landschaft und Menschen erzähle. Zingg schätzt die "atmosphärische, rhapsodische" Sprache, die in ihrer Syntax "all die Unruhe aufnimmt, von der sie erzählt". Dieses Buch lädt zum Schauen ein, findet der Rezensent und will das als Kompliment verstanden wissen für diesen "ungewöhnlichen und eindrücklichen" Roman.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.02.2003

Beatrice Eichmann-Leutenegger ist hingerissen von diesem Kurzroman. Es geschehe zwar wenig, meint die Rezensentin, doch würden "Naturphänomene" auf eine "seltene Weise" beschrieben, die dann geradezu "orchestrale Wirkung" entfalteten. Dagegen gibt es auch Textpassagen, die einen eher kontemplativen Blick auf die Natur werfen, ganz dem "Schauen" verpflichtet sind, charakterisiert Eichmann-Leutenegger, die dadurch "neue Qualitäten" von Raum und Zeit entstehen sieht. Gleichwohl hat sie in dem Buch auch eine "groß sozialkritische Klage" gegen die frühere sexuelle Ausbeutung junger Frauen gefunden, die eine Vorfahrin der Protagonistin anstimmt. Die Rezensentin trägt ihre Besprechung in einem hohen, geradezu emphatischen Ton vor und zeigt sich durch den Roman regelrecht in Bann geschlagen. Während sich einiges zu den "leidenschaftlichen" Beobachtungen Boeschs hinzudenken lasse, so die Rezensentin begeistert, kann man sich auch genauso gut dem "Schweben" des Textes anheim geben und einfach nur "Schauen".