Hussain Al-Mozany

Mansur oder der Duft des Abendlandes

Roman
Cover: Mansur oder der Duft des Abendlandes
Reclam Verlag, Leipzig 2002
ISBN 9783379007832
Gebunden, 271 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Der junge Iraki Mansur flieht nach Deutschland. Mit Hilfe einer uralten Urkunde macht er seinen Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft geltend. Seine Urahnin habe vor gut tausend Jahren einen Kreuzritter fränkischer Abstammung geheiratet. Im folgenden Schlagabtausch eines skeptischen, doch wohlwollenden Richters mit Mansur wird die deutsche Realität aus ungewöhnlicher Perspektive geschildert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2002

In diesem Roman geht es um "viele Absurditäten" und Grotesken, die das Leben für einen bereit hält. Vor allem für einen Menschen, der politischen Verhältnissen ausgesetzt ist, die ihn für das eigene Überleben zu Flucht und Emigration zwingen, berichtet Mona Naggar. So auch Mansur, ein junger irakischer Soldat, der dem Iran-Irak-Krieg zu entrinnen trachtet, indem er sich auf einen deutschen Urahnen besinnt und nach Deutschland reist, um dort wegen dieser vor tausend Jahren entstandenen Blutsverwandtschaft die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Der Roman hat, so die Rezensentin, ein durchaus ernstes Grundthema, das der Autor, der selbst 1979 aus dem Irak erst in den Libanon, später dann nach Deutschland geflohen sei, wo er seitdem lebt, leicht satirisch zu verarbeiten wisse. Hussain al-Mozany hat das Leben zwischen zwei Kulturen, die Erfahrung von Krieg, Terror und Flucht selbst kennen gelernt, weiß Naggar, die an diesem Roman gerade den Grad der Unterhaltsamkeit eines ernsten Themas schätzt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.05.2002

Der 1954 im südirakischen Marschland geborene Autor Hussain Al-Mozany, der in Deutschland einmal als Übersetzer der "Blechtrommel" ins Arabische und zum anderen mit seinem 1999 veröffentlichten Roman "Der Marschländer" bekannter wurde, nimmt in seinem neuen Roman das deutsche Staatsbürgerschaftsrecht, basierend auf dem ius sanguinis, der Blutsverwandtschaft, aufs Korn, berichtet Stefan Weidner. Mansur, Held dieses Werks, versucht, die Staatsbürgerschaft zu erlangen, indem er behauptet, von einem mittelalterlichen Wandermönch abzustammen. Auch wenn der Plot etwas "gewollt" anmute, habe der Autor entlang dieser Geschichte eine "hintersinnige Groteske" gesponnen, in der er sämtliche "Spielarten" des Humors eingearbeitet habe, staunt der Rezensent. Al-Mozany warte mit Parodie, Groteske, Satire, Anekdote, "Sprachwitz" und Ironie auf, die sowohl Deutsche, als auch Araber gründlich zur Schau stellten. Vorurteile und Stereotype kämen hier in voller Breite zur Sprache, so führe der Autor Ausländer so vor, wie ein Roland Koch oder ein Edmund Stoiber sie gerne sähen, warnt der Rezensent: nämlich als "Haschischraucher" und "Dealer", deren augenscheinlichste Beschäftigung das Nichtstun sei. Auch wenn Weidner vieles irritiert hat, ist er sicher, dass Al-Mozany nach diesem Roman nicht mehr "übersehen" werden kann - jedenfalls von denen, die sich "ernsthaft für postkoloniale Literatur in Deutschland" interessieren, behauptet der Rezensent.
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