Zsofia Ban

Abendschule

Fibel für Erwachsene
Cover: Abendschule
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518422892
Kartoniert, 239 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Terezia Mora. Mit einem Nachwort von Peter Nadas. Ihr Schreiben kommt aus dem Schweigen. Aus der Präsenz der unerzählten Geschichten, die das Kind von Überlebenden des Holocaust umgab. Zsófia Bán, die sich mit Essays über W. G. Sebald, Imre Kertész und Susan Sontag einen Namen gemacht hat, wählt die Form des Schulbuchs, um ihren enzyklopädischen Lebensstoff Fach für Fach, von Geografie und Chemie bis Französisch durchzuarbeiten. In einer subtil ironischen, von Terézia Móra vertonten Sprache erzählt sie vom Verschwinden eines Naturforschers im Dschungel von Laos, von der Reise des jungen Flaubert mit seinem Freund Maxime nach Ägypten oder von einem mitteleuropäisches Frauenleben, das vor Gewehrläufen an der Donau endete. Sie schmuggelt aber auch eine der großartigsten lesbischen Liebeszenen in ihre "Abendschule" hinein, die je geschrieben wurden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.05.2012

Hoffen wir, dass der in Budapest lebenden Autorin mehr Worte zur Verfügung stehen als der Rezensentin. Denn dass ein Buch "ungewöhnlich", "überraschend" und "blitzgescheit" ist, ist doch das Mindeste. Wozu es sonst aufschlagen. Ilma Rakusa aber steigert sich zur Lobeshymne auf ein so spätes wie "kühnes" Debüt, das Zsofia Ban enzyklopädisch angelegt und dann fantasievoll variiert hat, wie wir erfahren. So wandelt sich etwa Fidelio zur Blog-Oper. Literarischer Mehrwert und Erkenntnis sind das Resultat. Für Rakusa hat zumindest die ungarische Literatur nichts Vergleichbares zu bieten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

Hingerissen wirkt Lothar Müller von Zsofia Bans "Abendschule", die er im Aufmacher der Literaturbeilage in höchsten Tönen lobt. Die in Brasilien geborene ungarische Autorin gibt dabei Einblick in die Unterrichtsfächer ihrer "Abendschule" für Erwachsene, wobei es dem Rezensenten so vorkommt, als habe er es hier eher mit einer gar nicht so erwachsenen Schülerin als mit einer Lehrkraft zutun. Da werden dann im Französischunterricht auch die Bordellbesuche von Flaubert nicht ausgespart oder in "Gesundheitsunterricht" und Heimatkunde eine Bildbeschreibung eines Selbstporträts der Malerin Frida Kahlo zum surrealen Prosastück, so der Rezensent gefesselt. Ebenfalls wichtig erscheint ihm Bans Rückgriff auf ein Schlüsselwerk der ungarischen Literatur, die 1959 erschienene " Schule an der Grenze" von Geza Ottlik, die die "freie Wahrnehmung" jenseits aller Staatsräson besang, wie wir erfahren. Müller lässt sich gefangen nehmen von den erzählerischen Sprüngen, den unvermittelten Einfällen und der Erkenntnis, dass "tiefer Ernst und frivoler Unernst" in der Literatur zusammen gehören. Die Übersetzung ins Deutsche durch Terezia Mora findet der Rezensent zudem ebenfalls großartig.
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