Zoltan Danyi

Rosenroman

Roman
Cover: Rosenroman
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518431306
Gebunden, 441 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Terézia Mora. "Ich stand am Fenster und wartete, dass die Sonne unterging, denn das war die Regel, und wenn ich nicht wollte, dass etwas Schlimmes geschah, musste ich warten, bis sie untergegangen war." Mit diesen Sätzen beginnt er, der Lebensbericht eines Erzählers, der nach einer existenziellen Krise in seine serbische Heimatstadt zurückgekehrt ist - von der belgischen Nordseeküste an die Theiß, aus Westflandern unter den hohen leeren Himmel der Vojvodina. Die Handlung umfasst drei Jahrzehnte, vom Beginn der Jugoslawienkriege bis in die Gegenwart. Dem Kriegsdienst entgangen, arbeitet er auf der Rosenfarm seines Vaters. Trotz eines Handelsembargos transportiert er die Pflanzen ins europäische Ausland, die Angst mit selbstgesetzten Regeln bekämpfend. Jahre später werfen ihn eine schwere Krankheit und eine Beziehungskrise aus der Bahn.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2023

Einen starken Sog entwickelt Zoltán Danyis "Rosenroman" für Rezensentin Marie-Luise Knott. Der namenlose Ich-Erzähler, Sohn eines Rosenzüchters und ungarischer Serbe, schildert die "körperzehrende Rosenarbeit", das Zusammenleben mit seiner Frau, die er liebt, die ihn aber später verlässt, weil in Serbien die Erinnerungen an den Krieg zu präsent sind. Der Erzähler widmet allem Geschehen die gleiche "ruhige Aufmerksamkeit", so Knott, seine Krebserkrankung beschreibt er in allen körperlichen Details. Manchmal vermischt sich scheinbar Unvereinbares in seiner Vorstellung,  vergleicht er "die Schönheit eines beschnittenen Gliedes" mit einer Rosenblüte. Als seine Frau ihn verlässt, verliert er den letzten Anker in seiner kleinen Welt und reist nach Belgien. Das wird rhythmisch und kraftvoll erzählt, lobt Knott. Überhaupt ist Danyis Sprache von "großer Musikalität" geprägt, schreibt die bewundernde Kritikerin, die den Roman insgesamt hervorragend findet, auch, weil er sinnlich und intellektuell den Horizont erweitert, und - nicht zuletzt dank der Übersetzerleistung von Terézia Mora - auch ein sprachliches Bravourstück ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2023

Im Großen und Ganzen ziemlich begeistert ist Rezensent Jörg Plath von Zoltán Danyis Roman, in dem ein unbekannter Erzähler unter einer Zwangsstörung leidet und sein Leben durch akribische Beschreibung schmerzhafter, auch intimer Details wieder in Gang zu setzen versucht. Die psychische Blockade wie auch die Rosenzucht, der sich die Hauptfigur beruflich widmen, werden in Verbindung gebracht mit dem Jugoslawienkrieg, der den Autor, erfahren wir, gezeichnet hat. Auch eine Liebesgeschichte, heißt es weiter, steht im Bann des vergangenen Krieges, der außerdem in Bezug gesetzt wird zu kolonialistischen Verbrechen. Der Rezensent zieht Vergleiche zu Imre Kertész und Kafka und lobt die Arbeit der Übersetzerin Terézia Mora. Nur dass der Autor seinem Protagonisten am Ende eine Hoffnung schenkt, die mit der Macht der Literatur verbunden ist, will dem Rezensenten nicht so recht gefallen.