Wolfgang Sofsky

Operation Freiheit

Der Krieg im Irak
Cover: Operation Freiheit
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783100727091
Gebunden, 207 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Wolfgang Sofsky analysiert in seinem Journal eines Beobachters die wichtigsten Stationen des Krieges gegen die irakische Despotie. Er legt die allgemeinen Strukturen der Macht frei, die den Mechanismus der Bündnispolitik, der Despotie und Hegemonie, des Protestes und des Gerüchts. Er zeichnet die Taktiken einer politischen Kriegsführung nach, die mit neuen Präzisionswaffen die Zivilbevölkerung und ihre heiligen Stätten weitgehend verschonte. Und er geht der Frage nach, wie man einen Krieg führt, den man unmöglich gewinnen kann, wie man eine Stadt erobert, ohne in einen langwierigen Häuserkampf zu geraten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.08.2003

Mit seinem Buch "Operation Freiheit" will Wolfgang Sofsky nach Einschätzung von Rezensentin Anette Bingemer die "zufällige Kreuzung von emotionalen und rationalen Momenten im politischen Geschehen, von Ungewissheit und Handhabbarkeit, Plan und realer Information" bewusst machen. Dass dabei nicht, wie vom Verlag behauptet, "die erste profunde Untersuchung des Krieges im Irak" entstanden ist, sondern eher ein Essay, der in Tagebuchform die Ereignisse um die Intervention im Irak zwischen Mitte Januar und Mitte April dokumentiert, hält Bingemer nicht weiter für tragisch, zumal sich Sofsky als "aufmerksamer Zeitzeuge" erweist. Über "den Auszug der Krieger", den Alltag in einer Despotie, über Hegemonie und Macht sowie die Wahrnehmung des Kriegsgeschehens durch die fernsehende Bevölkerung habe sich Sofsky ebenso Gedanken gemacht wie über die Situation der Soldaten und Gefechtsüberlegungen. "Er kommentiert, interpretiert, erklärt, was er gerade gesehen, gelesen oder gehört hat", stellt fest, "und setzt Akzente". Da lag es, vermutet die Rezensentin, in der Konsequenz dieser Methode, grundsätzlich auf Belege oder eine Expertise zu verzichten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2003

Reichlich gemischt fällt das Urteil von Rainer Blasius zu Wolfgang Sofskys "Kriegstagebuch" aus, das, wie der Rezensent sarkastisch anmerkt, gespickt sei "mit höheren Einsichten des professoralen Gewaltexperten" und vom Verlag "vollmundig" als "erste profunde Untersuchung" zum Irakkrieg angepriesen werde. Letzteres sei sie nämlich ganz sicher nicht, meint Blasius. Andererseits konzediert er, Sofskys "Eindrücke und Einsichten" seien immerhin ein "eindrucksvoll formulierter Schnellschuss" - und seien so zumindest all jenen "hauptamtlichen Kriegstagebuchführer" aus Militär und Medien als "Pflichtlektüre" zu empfehlen, die sich an Sofskys "Ausdrucks- und Darstellungskraft" ein Beispiel nehmen wollten. Und einige Urteile Sofskys haben den Rezensenten dann auch durchaus nicht allein durch Wortgewalt beeindruckt. So etwa Sofskys Urteil über die deutsche Position und die anderer Kriegsgegner in den Einträgen unter dem 18. März: Dort schreibt Sofsky, so erfahren wir, die Rhetorik des Völkerrechts diene hier nur der "Kaschierung der eigenen Ambitionen oder Verbrechen". Die versprochene profunde Untersuchung konnte es für den Rezensenten wohl vor allem darum nicht werden, so versteht man bald, weil Sofsky zum Zeitpunkt der Abfassung nicht wusste, was der Leser inzwischen weiß, etwa über den Einsatz von Lügen auf Seiten Washingtons und Londons.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.07.2003

Er hat ja in vielem nicht Unrecht, meint Kersten Knipp zu den Analysen von Wolfgang Sofsky. Zum Beispiel, was die Motivation und Wirkung der Friedensbewegung angeht, die er als ressentimentgeladen und letztlich folgenlos entlarvt. Gegen die Macht der Fakten komme der konjunkturell bedingte Pazifismus nicht an - und gegen die Macht des amerikanischen Imperiums sowieso nicht. Das aber ist Knipp dann doch zu viel des Gleichmuts: Es sei ja schön und gut, der einen Seite den Spiegel vorzuhalten - solange die andere nicht außen vor bleibt! Gut, der Krieg war opferarm und hat einen Diktator entmachtet, und die Kriegsgegner mögen irgendwie arme Würstchen sein; daraus könne man aber noch lange nicht den Umkehrschluss ziehen, dass die USA alles richtig machen und ruhig Weltbestimmer sein sollen. Deshalb, alles in allem: ein einseitiges und "voreiliges Machwerk". Und was bitteschön, möchte der Rezensent noch wissen, sollen die beigefügten Kriegsreportagen, die Sofsky vorm Bildschirm angefertigt hat?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.06.2003

Claus Leggewie bewundert die "Sprachmacht" und das "Reflexionsniveau" von Wolfgang Sofsky, dennoch hätte er mehr von diesem Buch erwartet. Zu den Stärken: Sofskys Journal zum Irakkrieg lege das Dilemma Europas dar, dessen Anrufung von Moral angesichts der amerikanischen Vorführung reiner Macht irrelevant wurde. Es gehe ihm um die existenzielle Faktizität des Krieges, und die besten Passagen des Buches seien die "über das Verhältnis von Waffentechnologie, Kriegsgewalt und Demokratie". Allerdings, bedauert Leggewie, habe sich Sofsky dabei zu sehr vom amerikanischen Kriegsrealismus beeindrucken lassen: "Eine wirklich radikale Position arbeitet sich nicht nur an der Dürftigkeit Alt-Europas ab, sie greift auch die imperiale Präpotenz Amerikas an."