Wolf Haas

Brennerova

Simon Brenner. Band 8
Cover: Brennerova
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2014
ISBN 9783455404999
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Ob du es glaubst oder nicht. Zuerst wird der Brenner von einem Zehnjährigen bewusstlos geschlagen. Und dann versucht seine Freundin, ihn vor den Traualtar zu schleppen. Es läuft nämlich gerade ausgesprochen gut zwischen den beiden. Einziges Problem: Mit seiner anderen Freundin läuft es auch sehr gut. Da ist es für den Brenner ein Glück, dass noch eine dritte Frau in sein Leben tritt, indem sie verschwindet. Vermutlich ist sie von Mädchenhändlern entführt worden, und die Suche nach ihr hilft dem Detektiv bei der Lösung seiner privaten Probleme, sprich Flucht in die Arbeit. Denn nie kannst du besser über das Glück nachdenken, das ein Ehering bietet, als wenn der berüchtigtste Zuhälter der Stadt gerade dazu ansetzt, dir die Hände abzuhacken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2014

Auf Bilder von erhabener Komik trifft Georg Renöckl nicht nur einmal im neuen Brenner von Wolf Haas. Der siebte ist es und Brenner noch immer nicht wirklich weise, wie Renöckl erleichtert feststellt. Im Gegenteil wird die Prädikatlosigkeit hier noch exzessiver, wird das (Welt-)Geschehen noch besserwisserischer bzw. philosophisch ausgefuchster vom Brenner kommentiert, wie Renöckl erklärt. Den Erzähler möchte er am liebsten seitenweise zitieren, etwa wenn Brenner über Prostitution sinniert, über die Mongolei, die der Brenner auf dem Motorrad durchquert, über über seine routinierte Beziehung (die hier von einer russischen Schönheit unterminiert wird) oder allgemein das Verhältnis von Männern und Frauen: "die Frauenträne [ist] natürlich die Achillesferse des Mannes an und für sich, da gibt es gar nichts". Dass der Autor inzwischen auf schwarze Austria-Folklore verzichtet, dafür nun aber gesellschaftliche Realitäten verhandelt, gefällt dem Rezensenten auch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2014

Einen Brenner at its best hat Nicolas Freund da gelesen. Sätze wie Armstümpfe, und von der Russlandreise über die Gestaltpsychologie bis zum Wiener Kreis entdeckt der Rezensent im neuen Roman von Wolf Haas das ganze Geisteleben Österreichs - als Querschnitt, logisch. Rezeptionsästhetisch informiert Freund uns über die kaum zu hoch einzuschätzende Bedeutung des Ungesagten bei Brenner und dass der Doppeldeutigkeiten im Buch nicht zu wenige sind. Auch wenn Haas hier auf Altbewährtes zurückgreift (Klischees, Kunstsprache, Kausalkette) - es bewährt sich halt, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.09.2014

Simon Brenner, der wahrscheinlich ohnehin widerwilligste Detektiv aller Zeiten, ist Wolf Haas' neuem Buch "Brennerova" unwilliger denn je, berichtet Tobias Gohlis. Leider nimmt man dem müden Ermittler, der eigentlich nur noch seine Ruhe will, die Geschichte um russische Mädchenhändler und abgehackte Gliedmaßen nicht mehr wirklich ab, findet der Rezensent. Auch mangele es dem Buch insgesamt an Haas' gewohnter Verve, bedauert Gohlis, trotz einiger wunderbar bissiger "Seitenhiebe auf den Zeitgeist".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2014

Rose-Maria Gropp hat nichts gegen Wiederholungen, solang sie nur von diesem Autor und seinem Brenner stammen. Dass der also wiederauferstanden nun fast im Rentenalter im Wiener Rotlichtmilieu und in der Mongolei detektivisch unterwegs ist und sein Ideolekt pflegt, findet sie grandios. Der Humor, die Wortneuschöpfungen und überhaupt das sprachliche Vermögen des Autors Wolf Haas haben Gropp ebenfalls seit langem fest im Griff. So auch diesmal wieder. Die zutiefst wahre, jedoch sehr unwahrscheinliche Geschichte, die sich im Roman zuträgt, könnte Gropp sicherlich gleich noch einmal lesen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.08.2014

Als Kennerin der Brenner-Krimis findet sich Angela Leinen hier rasch zurecht: Da sind immer noch der allwissende Erzähler und sein Plauderton, die falschen Fährten und die in die Irre führenden Anweisungen ans Lesepublikum. Und dennoch, diese Geschichte, die den eigentlich pensionierten Privatermittler Brenner aus dem Ruhestand und in die Welt der Online-Kontaktbörsen holt, will die Rezensentin als Krimi nicht gar so sehr überzeugen wie die vorangegangenen Werke. Das Timing, meint die Kritikerin, war früher besser, auch ging es sonst hinsichtlich der Vielfalt origineller Tötungsarten deutlich drastischer zu, was bei Leinen sanfte Wehmut nach früheren Zeiten auslöst. Woran mag das liegen? Vielleicht daran, meint die Kritikerin, dass dem Autor hier "eine Mission im Wege" stand: "Brennerova!" befasst sich mit dem in Österreich zuletzt stark diskutierten Thema der Prostitution - nur dass Haas die Schilderung des Rotlichtmilieus nicht gar so gut gelingen mag, seufzt die Rezensentin, die aber auch das Gute sehen will: Endlich darf man den sonst so mürrischen Brenner mal sensibel und verliebt erleben: "Eigentlich ein Liebesroman", schließt Leinen ihre Besprechung.