Theodor W. Adorno

Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit

Nachgelassene Schriften. Abteilung IV: Vorlesungen. Band 13
Cover: Zur Lehre von der Geschichte und von der Freiheit
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518583050
Gebunden, 491 Seiten, 32,72 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Rolf Tiedemann und dem Theodor W. Adorno Archiv. Anfang der sechziger Jahre hielt Theodor W. Adorno an der Frankfurter Universität vier Vorlesungen, die ihn "unterwegs zur 'Negativen Dialektik'", seinem 1966 erschienenen Hauptwerk, zeigten. Als "Lehre von der Geschichte und von der Freiheit" hat er die zweite dieser Vorlesungen angekündigt. Inhaltlich handelt es sich um eine Vorstufe der Hegel und Kant gewidmeten Kapitel der "Negativen Dialektik", formal um improvisierte, frei gesprochene Vorträge, die es erlauben, dem Philosophen bei der "Arbeit am Begriff" zuzuschauen. Der jetzt zum erstenmal veröffentlichte Vorlesungstext versammelt alle wichtigen Themen und Motive der Adornoschen Geschichtsphilosophie: das Schlüsselphänomen der Naturbeherrschung; die Kritik des Existenzials der "Geschichtlichkeit" und schließlich Adornos Opposition zu dem traditionellen Begriff von Wahrheit als einem Bleibenden, Unveränderlichen, Ungeschichtlichen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.07.2002

Das Buch ist die Niederschrift einer Vorlesung Adornos aus den Jahren 1964/65, die auf die "Negative Dialektik" vorbereitet, sich jedoch, nicht zuletzt der "Sogwirkung" wegen, die sie hat, als "Werk eigenen Ranges" erweist. Meint jedenfalls der Rezensent Tim B. Müller, der gar Einblicke in die "Gehirnwindungen Adornos" gewonnen zu haben glaubt. Es geht in der Vorlesung um Geschichtsphilosophie, in der schwärzesten Variante. Bei Adorno erscheint der Hegelsche "Weltgeist" nur noch als "permanente Katastrophe" und noch im Einzelnen wirke der Druck und Abdruck des verblendeten Allgemeinen. Im Bezug auf Walter Benjamin werden auch für Adorno Momente des "punktuellen Widerstands" denkbar, erweisen sich zuletzt aber als "verpasste Chancen". Der Rezensent hält vieles, das Adorno hier entwickelt, für anschlussfähig an französische Theorie, Derrida oder Foucault - nur im Blick auf den großen Widersacher Heidegger erweise sich der Philosoph als willentlich blind.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2001

Aus der Sammlung nachgelassener Vorlesungen Adornos pickt sich Lorenz Jäger zur Analyse nur einen geringen Teil heraus, thematisch verbunden durch die Beschäftigung mit dem Luftkrieg gegen deutsche Städte. Adorno hat sich mehrfach damit beschäftigt, erst in der Interpretation eines Protokolls, die die Verurteilung der Bombardierung Dresdens durch einen ehemaligen deutschen Bomberpiloten als Teil der "Schuldabwehr" deutet. Später in einer Vorlesung, die die - gewiss unbeabsichtigte - Angleichung deutscher Stadtbilder an amerikanische als Bild für die Durchsetzung der "kapitalistischen Modernisierung" in Deutschland nimmt. Jäger ist sichtlich irritiert durch den Ton der Vorlesung. Ironisch, aus einer Haltung des "kühlen, universalhistorischen Überblicks" heraus geschrieben - und dann doch in manchen Formulierungen mit einem "Moment der Nervosität".
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