T.C. Boyle

San Miguel

Roman
Cover: San Miguel
Carl Hanser Verlag, München 2013
ISBN 9783446243231
Gebunden, 443 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Eine einsame Insel vor der Küste von Kalifornien, die für die einen die Hölle ist, für die anderen das Paradies: Die schwindsüchtige Marantha verschlägt es 1888 nach San Miguel. Während sie sich, geplagt vom rauen Klima, von Monotonie und Einsamkeit, dem Leben entzieht, schafft es Adoptivtochter Edith, dem tyrannischen Vater und der verhassten Insel zu entfliehen. Jahrzehnte später zieht Elise Lester dorthin und findet mit ihrer Familie ihr Glück. Die Presse in den USA feiert die Lesters mitten in der Weltwirtschaftskrise als Inbild vom Mythos der Pioniere, doch die Idylle trügt. Boyle gelingt es meisterhaft, in dieser großen Saga das Schicksal dreier starker Frauen lebendig werden zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.02.2014

T. C. Boyle is back. Findet Irene Binal nach der Lektüre dieses auf wahren Geschehnissen basierenden Romans über zwei Frauen, die anno 1888 auf San Miguel, einer Inselgruppe vor Santa Barbara, ihr Glück versuchen - und scheitern. Für Binal liegt der Reiz des Textes in Boyles hier gut erlebbarer Fähigkeit, Fakten und Fiktion miteinander zu verbinden, indem er sich einerseits eng an seine Recherchen hält, aber andererseits die Psyche seiner Protagonisten tief ausleuchtet. Für Binal ergibt das genau jene funkelnde Magie, für die sie den Autor schätzt und die ihm schon abhanden gekommen zu sein schien, wie Binal schreibt. Genuss bietet ihr darüber hinaus die Ruhe, mit der Boyle hier in die Details geht und der kargen Insellandschaft Raum im Text gewährt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.08.2013

Historische Romane sind eigentlich etwas für zweitklassige Autoren, findet Burkhard Müller, wenn aber ein erstrangiger sich daran macht, ist der zeitliche Abstand meist eine ziemliche Bürde, weiß der Rezensent. Wo normalerweise die unmittelbare Erfahrung den Grundstoff liefert, muss dann akribische Recherche in die Bresche springen, erklärt Müller. Für seinen neuen Roman "San Miguel" konnte T.C. Boyle immerhin auf Material für ein früheres Buch zurückgreifen, das ebenfalls auf den Inseln vor der Küste des südlichen Kalifornien spielte. Boyle erzählt die Geschichte einer "Robinsonade unter herbsten Bedingungen", berichtet Müller. Eine Familie pachtet nach dem amerikanischen Bürgerkrieg auf einer dieser Inseln ein wenig Land samt Schafherde. Dort geht es mit dem Haussegen kontinuierlich bergab, bis die Tochter aufbegehrt und sich aufs Festland flüchtet, fasst der Rezensent zusammen. Im letzten Abschnitt führt Boyle eine neue Pächtersfamilie ein, die ein halbes Jahrhundert später am gleichen Ort ihr Glück versucht, inzwischen unter ganz anderen geschichtlichen Bedingungen. Was diesen Roman aber über das "breite bunte Mittelfeld des historischen Romans" hebt, ist die emotionale Kraft, die Boyle mit sparsamen Mitteln erzeugt, lobt Müller.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.08.2013

Hymnisch bespricht Rezensent Andreas Platthaus T.C. Boyles neuen Roman "San Miguel", der in Folge der Recherche für den Roman "Als das Schlachten vorbei war" entstanden ist. Boyle habe bei seiner Beschäftigung mit der Inselgruppengeschichte nicht nur sein Interesse für die weltabgewandte Insel San Miguel entdeckt, sondern sei auf zwei beeindruckende Werke von ehemaligen Inselbewohnerinnen gestoßen, informiert der Kritiker: Die Tagebuchaufzeichnungen von Marantha Waters, die im Jahre 1888 für sechs Monate als Frau des neuen Miteigentümers von San Miguel auf der Insel lebte, habe Boyle mit den Memoiren von Elise Lester, die mit ihrem Mann und ihren Töchtern auf der Insel lebte, zu einem psychologisch dichten und "subtil" komponierten Roman verbunden, lobt der Rezensent. Virtuos gelinge es Boyle aus der Perspektive der beiden Frauen zwei kunstvoll miteinander verwobene, feinsinnige Familiendramen zu erzählen, die jeweils auf ihre Art von Desillusion, Einsamkeit, Scheitern und dem Zerbrechen der Familien zu erzählen, berichtet Platthaus. Zugleich liest er in diesem grandiosen, von Dirk van Gusteren brillant übersetzen Roman auch die Geschichte einer Emanzipation und Selbstverwirklichung.
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