Stefan Müller-Doohm

Jürgen Habermas

Eine Biografie
Cover: Jürgen Habermas
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783518424339
Gebunden, 784 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

"Jürgen Habermas", so schrieb der US-amerikanische Philosoph Ronald Dworkin anlässlich des 80. Geburtstags des großen europäischen Denkers, "ist nicht nur der berühmteste lebende Philosoph der Welt. Sein Ruhm selbst ist berühmt." Nach mehrjährigen Forschungen, intensiver Recherche und ausführlichen Gesprächen mit Weggefährten, Zeitzeugen sowie mit Habermas selbst legt Stefan Müller-Doohm nun die erste umfassende Biografie des bedeutendsten Intellektuellen unserer Zeit vor. Sie beleuchtet sowohl das Zusammenspiel von philosophischer Reflexion und intellektueller Intervention als auch das Wechselverhältnis von Lebens- und Werkgeschichte vor dem Hintergrund historischer Ereignisse.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.07.2014

Fesselnd an dieser Intellektuellenbiografie ist für Marc Reichwein nicht die Lektüre an sich, aber das Bild des Soziologen Habermas als Citoyen, das der Autor Stefan Müller-Dohm zeichnet. Der Dicke des Buches entspricht laut Rezensent eine gewisse Trockenheit, in der Anekdoten rar und nicht immer spannende, "buchhalterische" Details aus dem Privatleben von Habermas allzu häufig sind. Auch wenn dem der Frankfurter Schule nahen Autor laut Rezensent der intellektuelle Abstand fehlt - die Debatten, an den Habermas beteiligt war, seine Arbeit als Journalist und engagierter Intellektueller vermag der Autor für Reichwein auf gelungene Weise zu präsentieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2014

Dass Jürgen Habermas selbst diese Biografie nicht unbedingt wollte, hält Uwe Justus Wenzel nicht davon ab, das Buch zu loben. Allerdings nicht so sehr als klassische Biografie mit Persönlichkeitsskizze beziehungsweise Charakterzeichnung, sondern eher als Chronik eines immens produktiven Schaffens. Als Chronist aber macht sich der Biografie-erfahrene Autor Stefan Müller-Doohm erstaunlich gut, versichert uns der Rezensent. Keine Schlüssellochperspektivik, keine Enthüllungen oder Deutungen, dafür aufopferungsvoll detailreich zusammengetragene Kontroversen, Stationen und Veröffentlichungen des großen Philosophen und Soziologen. Für Wenzel ein wahres Schatzkästlein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2014

Ein bisschen Salz fehlt schon, findet Martin Bauer beim Lesen der voluminösen Biografie, die der Soziologe Stefan Müller-Dohm hier vorlegt. Damit meint er ein Abweichen von der Starnberger Zentralperspektive, also dem bloßen Rekapitulieren der arbeitsreichen Lebensgeschichte des Jürgen Habermas anhand seiner Texte und Selbstzeugnisse. Etwa zum Thema Medienumgang hätte Bauer gern mehr gelesen oder über die Antagonisten des großen Habermas. Allerdings erfüllt der Autor laut Rezensent sein Soll mit Konzentration und bemerkenswerter Detailtreue. Themen, Kontexte, Bühnen, Debatten und Personal eröffnen Bauer chronologisch Werk und Leben eines hellwachen Zeitgenossen, vor allem des Kritikers Habermas. Dass die Diskretion des Autors mitunter zu perfekt ist und einem eigenständigen Bild im Weg steht, scheint Bauer dennoch zu bedrücken.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.06.2014

Stefan Müller-Doohms Biografie des Philosophen Jürgen Habermas hat Detlev Claussen letztlich nicht überzeugt. Der Rezensent würdigt den "Theoretiker des kommunikativen Handelns" als "weltoffen, verständlich, unbestechlich", Müller-Doohms Arbeit beurteilt er dagegen deutlich kritischer. Er hält ihm vor, einem Biografismus zu frönen, der ein Leben nacherzählt und den Autor so weniger als Biograf denn als Romancier erscheinen lässt. Unglücklicherweise scheint ihm das Leben von Habermas nicht wirklich aufregend. Neben dieser Kritik hebt er allerdings auch das Positive an der vorliegenden Biografie hervor, nämlich dass sie daran erinnert, dass es Habermas, der mit seiner "Theorie des kommunikativen Handelns" weltberühmt wurde, in der BRD oft schwer gemacht wurde.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.06.2014

Pünktlich zum fünfundachtzigsten Geburtstag gibt es nun also die erste große Habermas-Biografie, berichtet Alexander Cammann. Geschrieben hat sie Stefan Müller-Doohm, ein emeritierter Oldenburger Soziologieprofessor, der vor zehn Jahren bereits ein ähnlich umfangreiches Buch über Adorno vorgelegt hat. So spannend der Rezensent Habermas auch findet und so gerne er noch einmal von den Debatten der letzten Jahrzehnte liest, an denen der Philosoph immer rege beteiligt war, Müller-Doohm kommt Cammann ein wenig zu wohlwollend, zu gefällig vor. In beinahe allen Wertungen pflichtet er Habermas brav bei, stellt kaum einmal etwas in Frage, bemängelt der Rezensent. Gerade so eine spannende und polarisierende Gestalt wie Habermas hätte eine etwas kritischere Würdigung verdient, findet Cammann.