Ramita Navai

Stadt der Lügen

Liebe, Sex und Tod in Teheran
Cover: Stadt der Lügen
Kein und Aber Verlag, Zürich 2016
ISBN 9783036957500
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Yamin von Rauch. Im "Gottesstaat" Iran spielt sich das Leben im Verborgenen ab. Schulmädchen tragen unter dem Tschador Jeans und Turnschuhe, untreue Ehemänner pilgern nicht nach Mekka, sondern nach Thailand, brave Hausfrauen drehen Pornofilme, Mullahs sagen per Handy die Zukunft voraus, und beim Schönheitschirurgen werden nicht nur Nasen gerichtet, sondern auch Jungfernhäutchen wiederhergestellt. Ramita Navai erzählt von den abenteuerlichen Doppelleben der Menschen und entwirft ein faszinierendes Porträt einer Stadt, die ihren Schleier nur ungern lüftet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.12.2016

Wer etwas über die abstruse Herrschaft des "prüden Klerus" in Teheran erfahren will, ist mit Ramita Navais dokufiktionalem Werk "Stadt der Lügen" bestens beraten, versichert Rezensentin Eva Bucher. In den acht zu kurzen Erzählungen umgestalteten Interviews dokumentiere die britisch-iranische Journalistin mit präzisem und vielschichtigem Blick das Doppelleben der Gesellschaft in Teheran, erklärt die Kritikerin. Sie liest hier etwa von einem Gastroenterologen, der Jungfernhäutchen repariert, oder von einer Prostituierten, die vor dem Sex mit einem Mullah um Reinheit betet. Dass Navai nie romantisiert, auf Klischees verzichtet und dennoch die Skurrilitäten benennt, rechnet die Rezensentin der Autorin hoch an.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.08.2016

Rezensentin Shirin Sojitrawalla lernt mit diesem Geschichtenband der britischen Journalistin Ramit Navai die verruchten Seiten des Iran kennen. Sie liest auf realen Begebenheiten basierende finktionalisierte Porträts von Pornodarstellern, Drogensüchtigen, kaputten Ehen, Atheisten, Dissidenten und erfährt dabei unter anderem, dass Teheran die "Welthauptstadt des Analsex" ist. Manches findet Sojitrawalla eindeutig zu reißerisch, doch in den meisten Fällen lasse sich die Trennlinie zwischen dem Sensationslüsternen und dem Sensationellen nicht so scharf ziehen. Dass all das "unter den Augen der Mullahs" passiert, hätte die Rezensentin jedenfalls nicht gedacht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.2016

Rezensentin Friederike Böge hat viel übrig für die Geschichten von Ramita Navai. Die Mischung aus Fakt und Fiktion hat es ihr angetan, ebenso der Informationsgehalt der auf realen Figuren und Begebenheiten basierenden Kurzgeschichten um scheinheilige Familienväter, Prostituierte und Gesetzeshüter in Teheran. Wie sich die Menschen dort mit dem Regime arrangieren, welche Milieus sie besetzen und wie religiös und widersprüchlich das Land wirklich ist, erfährt Böge beim Lesen. Die Freude, mit der die Autorin falsche Vorstellungen von ihrer Heimat geraderückt, geht auf die Rezensentin über, und auch der liebevolle Blick auf die Menschen. Für Böge ein Buch zum besseren Verständnis der Islamischen Republik, das ihr die Brutalität dort nur manchmal etwas allzu skurril fasst.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.07.2016

Ramita Navais Buch "Stadt der Lügen" verdankt Rezensentin Susan Vahabzadeh einen tiefgründigen Einblick in das Doppelleben der iranischen Gesellschaft. Das Buch der in Teheran geborenen britischen Journalistin beruht auf wahren Geschichten, die zum Schutz der Protagonisten allerdings fiktionalisiert wurden, erklärt die Kritikerin. In den acht Erzählungen entdeckt sie ein "Gespinst der Heimlichkeiten" und bewundert, wie Navai ihren westlich geprägten Blick mit dem Verständnis für die iranische Lebensweise verknüpft und auf diese Weise behutsam in ihre Figuren dringt, um ein "nuanciertes" Porträt der iranischen Gesellschaft zu schaffen. Großartig, wie die Autorin mit Feingefühl von Liebe, Lust und Verzweiflung erzählt, lobt die Kritikerin, die hier auch lernt zwischen Vertuschung, "kleinen weißen Lügen" und höflichen Täuschungen zu unterscheiden.
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