Paulo Cesar Fonteles de Lima

Wenn der Tod sich nähert, nur ein Atemzug

Gedichte
Cover: Wenn der Tod sich nähert, nur ein Atemzug
Matthes und Seitz, Berlin 2006
ISBN 9783882218749
Gebunden, 191 Seiten, 22,80 EUR

Klappentext

Aus dem brasilianischen Portugiesisch und mit einem Essay von Steven Uhly. Die vorliegenden Gedichte wurden zur Zeit der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) geschrieben. Fonteles' Gedichte legen zum ersten Mal in der Geschichte Brasiliens ein lyrisches Zeugnis dieser Vorgänge ab. Fonteles gelingt es dabei, die Grenzen der Beschreibung der erlittenen Misshandlungen aufzuzeigen und einen Raum zu öffnen, der nicht mythisch und nicht fiktiv ist, sondern tiefste Ängste in jedem von uns auszulösen vermag.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.12.2007

Der Rezensent Nico Bleutge zieht nach der Lektüre von Paulo Cesar Fonteles de Limas Buch über seine Erfahrungen als Folteropfer der brasilianischen Militärdiktatur ein durchwachsenes Fazit. Die in zwei Genres angesiedelten Teile des Buchs fallen seiner Meinung nach weit auseinander. Von dem detailgetreuen Bericht des damaligen Studenten ist Bleutge schwer beeindruckt, besonders von der "gewollten Sachlichkeit", die das Beschriebene umso gruseliger wirken lasse. Fonteles' Versuche, diese Erfahrungen in Lyrik zu übertragen, funktionieren nach Meinung des Rezensenten allerdings gar nicht - unter anderem, weil der Autor "den Abstand zwischen Sprache und Dingen außer Acht lässt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.10.2007

Florian Borchmeyer zeigt sich von diesem Band des brasilianischen Dichters Paulo Cesar Fonteles de Lima, in denen er die Zeit seiner Inhaftierung unter der Militärdiktatur schildert, erschüttert und beeindruckt. Die Gedichte erzählen von der monatelangen Folter, die Fonteles im Gefängnis erlitt, zitieren seine Folterer oder beschreiben die Folterinstrumente und -methoden, teilt der bewegte Rezensent mit. Dabei gäben die Verse mit ihren ständigen Wiederholungen den Rhythmus der Folter wieder, erklärt Borchmeyer, der bei all dem Schrecken einen beunruhigenden "Sog" ausmacht, mit dem die Gedichte in den Bann ziehen. Für ihn stellt das Werk des Dichters neben seiner politischen Bedeutung - es erinnert an ein düsteres bis heute verdrängtes Kapitel brasilianischer Geschichte - eine zutiefst beeindruckende literarische Leistung dar, die in der Lyrik des 20. Jahrhunderts ihresgleichen suche. Den Übersetzer Steven Uhly und den Verlag preist Borchmeyer dankbar für ihre Bemühungen um das Werk eines Dichters, der 1987 erschossen wurde und in Brasilien bis heute nicht publiziert worden ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2007

Als schmerzhaft empfindet Rezensent Uwe Stolzmann die Lektüre dieses Gedichtbands von Paulo Fonteles über seine Erfahrungen als Folteropfer während der brasilianischen Militärdiktatur. Wie er berichtet, hat der Autor zehn Jahre lang an diesem Lyrikzyklus gearbeitet, auch um das Trauma seiner zweieinhalb Jahre dauernde Haft mit fast täglicher Folterqual zu verarbeiten. Entstanden seien Verse, die das Grauen "dokumentarisch benennen". Ausgelassen wird dabei nichts: Tritte in den Magen, in die Nieren, Stockschläge, die berüchtigte Papageienschaukel, Elektroschocks, Scheinwerfer, Lärmterror, Dunkelzelle. "Rau und erschreckend ist dieser Zyklus", resümiert der Rezensent, "ein Kompendium der Qualen, peinigend genau".
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