Patrick Modiano

Im Café der verlorenen Jugend

Roman
Cover: Im Café der verlorenen Jugend
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446238565
Gebunden, 157 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Paris in den sechziger Jahren: Schon als Mädchen ist Louki aus der Wohnung der Mutter, einer Garderobiere im Moulin Rouge, immer wieder weggelaufen. Den Vater hat sie nie gesehen. Ihren Mann, einen reichen Immobilienmakler, verließ sie ein Jahr nach der Heirat wieder. Mit ihrem Geliebten, dem angehenden Schriftsteller Roland, der in einer zwielichtigen Buchhandlung arbeitet, streift sie tagelang durch die große Stadt. Im Café Condé, dem "Café der verlorenen Jugend", glaubt Louki Zuflucht zu finden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.03.2012

Ingeborg Waldinger geht auf eine Zeitreise ins Paris der frühen sechziger Jahre, genauer: in ein Café der Bohème, in das, neben vielen realen Autoren, auch die Heldin aus Modianos "feinem" Roman, eine Frau, die bald jeder "Louki" nennt, aufschlägt. Nicht, dass man sie voll und ganz kennenlernen würde, "ihre Konturen bleiben unscharf", bemerkt die Rezensentin. Dies dürfte wohl an den vier, von Waldinger ausführlich beschriebenen Erzählperspektiven liegen, die Louki in je einzelnen Kapiteln umkreisen, die letzte davon, in ein Alter Ego gespiegelt, die des Autors selbst, der sich auf Spurensuche nach dem verschütteten, kaum mehr rekonstruierbaren Bohème-Paris begibt. Damit gelinge Modiano ein "Chanson triste" auf das alte Paris, seufzt die Rezensentin, die nun ihrerseits die Welt ein Stück weit mehr als im stetigen Vergehen begriffen sieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2012

Angetan ist Niklas Bender von Patrick Modianos schmalen Roman "Café der verlorenen Jugend". Das Buch erzählt von einer jungen Frau im Paris Ende der fünfziger Jahre, deren Mann sie von einem Detektiv beschattet lässt. Bender hebt hervor, wie Modiano die Erzähler wechseln lässt, sie die junge Frau umkreisen lässt, bis sie auch selbst das Wort ergreift, ihr Charakter Kontur gewinnt und sie dennoch rätselhaft bleibt. So führt Modiano für ihn einmal mehr die "Unergründlichkeit des Menschen" vor Augen. Sein Fazit: ein "nostalgisches Vergnügen ohne Reue".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2012

Helmut Böttiger beschreibt sehr eindringlich die schwebende Atmosphäre von Patrick Modianos Roman "Im Cafe der verlorenen Jugend", der eine Zeit Anfang der 60er Jahre in Paris aufruft, in der eine Gruppe von jungen Leuten im Café Condé ihren Sehnsüchten nachhängt. Im Zentrum steht die geheimnisvolle Louki, die aus drei verschiedenen Perspektiven ins Licht gerückt wird und zudem auch selbst zu Wort kommt, lässt der Rezensent wissen. Dabei werde die Figur der Louki trotz der facettenreichen Beschreibung immer ungreifbarer, stellt Böttiger fasziniert fest und sie erweist sich immer mehr als "ideale Projektionsfläche" für die anderen drei Erzähler. Der Leser tut einen Blick in ein sich "schier endlos fortsetzendes Spiegelkabinett" und damit entsteht etwas, das für den sehr eingenommenen Rezensenten Literatur überhaupt ausmacht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2012

Hingerissen hat sich Rezensentin Ina Hartwig von Patrick Modiano durch das minutiös beschriebene Paris der sechziger Jahre führen lassen. Sie taucht ein in die Welt der Pariser Boheme und begleitet in wechselnden Perspektiven nicht nur die rätselhafte Louki, die stets aus dem Leben ihrer Geliebten verschwindet, sondern auch deren verlassenen und einsamen Ehemann, einen von ihm beauftragten Privatdetektiv und schließlich Loukis letzten Geliebten, den traurigen und gescheiterten Schriftsteller Roland. Dass Modiano selbst eine durchaus traurige Jugend im Milieu der Pariser Halbwelt verbrachte, merke man seinem "melancholischen" Roman an, meint die Kritikerin, die hier nur selten die Klischees des untergegangenen "schönen Paris" liest. Und so lässt sie sich nur zu gern von der "eleganten, treibenden" Sprache dieses meisterlichen Romans vereinnahmen.