Pascal Bruckner

Der Schuldkomplex

Vom Nutzen und Nachteil der Geschichte für Europa
Cover: Der Schuldkomplex
Pantheon Verlag, München 2008
ISBN 9783570550458
Kartoniert, 255 Seiten, 12,95 EUR

Klappentext

Mit seiner jüngsten Streitschrift hat Pascal Bruckner eine lebhafte Debatte über unser Verhältnis zur eigenen Geschichte entfacht. Ganz gleich ob wegen Sklaverei, kolonialer Vergangenheit oder Faschismus in Europa ist das Sprechen über Schuld und Scham seit dem Zweiten Weltkrieg das höchste politische und moralische Gebot. Die permanente Büßerhaltung verstellt jedoch den Blick dafür, wie wir verantwortungsvoll mit der eigenen Geschichte umgehen und für die Zukunft aus ihr lernen können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.04.2008

Kritisch geht Rezensentin Christine Pries mit Pascal Bruckners Essay über Europas "Schuldkomplex" ins Gericht. Die Thesen des französischen Autors - Europa aale sich wegen seiner Vergangenheit (Kolonialismus, Völkermord, Nationalsozialismus) im Selbsthass, trete allem Fremden gegenüber übertrieben verständnisvoll auf, aber feige gegenüber der islamischen Bedrohung - scheinen ihr ziemlich grob und bei näherem Hinsehen auch nicht haltbar. Sie wirft Bruckner vor, viele Punkte nur zu behaupten, statt sie wirklich zu diskutieren. Zudem findet sie in dem Buch zahlreiche Widersprüche. Im Blick auf Bruckners Rhetorik und anspielend auf ein Wort Nietzsches urteilt Pries über das Buch: "Das ist fürwahr mit dem Hammer wenn auch nicht philosophiert, so doch zusammengezimmert."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.03.2008

Pascal Bruckner attestiert den Europäern in seinem neuen, mit Verve formulierten Essay einen "Schuldkomplex", der, so seine provokante These, in der Verherrlichung des Fremden, des Anderen letztlich zu einem Rassismus unter umgekehrten Vorzeichen führe, stellt Ulrike Ackermann fest. Ihr scheinen die Argumente des französischen Philosophen und Schriftstellers einzuleuchten, wenn er darlegt, dass das schlechte Gewissen der Europäer wegen der in Kolonialzeit und Krieg begangenen Verbrechen zu einer Verherrlichung des Traditionellen führt und andere Völker in ihren ursprünglichen Lebensformen festgeschrieben werden, die sie eigentlich abzulegen versuchen. Auch Bruckners Appell, nicht bei den Abgründen der Vergangenheit zu verharren, sondern sich auf die "Triumphe" der Geschichte zu besinnen, fallen offensichtlich bei Ackermann auf fruchtbaren Boden, denn sie betont, ein neues Selbstbewusstsein habe der Westen "dringend nötig".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.03.2008

Jens Hacke erscheint der Text als "mit sehr heißer Nadel gestrickt". Hacke kritisiert die Klischeeseligkeit Pascal Bruckners und die Widersprüche, in die sich der "nouveau philosophe" seiner Meinung nach bei der Ergründung von Europas Schwäche verstrickt. Außerdem nerven ihn die im "Nietzsche-Sound" feilgebotenen "bildungsbürgerlichen Lesefrüchte" dermaßen, dass ihm sämtliche Sympathien für Bruckners Vorstellung von einem starken Europa schließlich schal werden. Aufklärung sieht für Hacke anders aus. Klare Hinweise, wie "Europa als politischer Akteur" aussehen könnte, sucht er in dem Band nämlich vergebens. Das Herumreiten auf der These vom europäischen Schuldkomplex aber findet Hacke weder hilfreich noch zeitgemäß.
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