Monika Maron

Ach Glück

Roman
Cover: Ach Glück
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100488206
Gebunden, 224 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Ob dies nun der von Johanna insgeheim herbeigesehnte Neuanfang ist oder einfach nur ein Aufbruch, als sie kurzentschlossen dem Lockruf der alten russischen Aristokratin Natalia Timofejewna nach Mexiko folgt, weiß sie selbst nicht. Während sie in 10.000 Meter Höhe erwartungsvoll einer fremdartigen Welt entgegensieht, vielleicht der Begegnung mit der legendären Leonora Carrington, jener wunderbar-verrückten surrealistischen Künstlerin, irrt Achim in Berlin ziellos zwischen den gewohnten Plätzen und Ritualen umher, bedrängt von der Frage, was Johannas Flucht zu bedeuten hat und wie die seltsame Verwandlung seiner Frau mit jenem schwarzen zotteligen Hund zusammenhängt, den sie eines Tages angebunden an einem Abfalleimer an der Autobahn fand und mitnahm. Ach Glück, sagt Johanna.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.10.2007

Welche Befindlichkeiten Monika Maron in ihren Roman über einen uninspirierten Neuanfang und eine "Identitätssuche" vermitteln will, leuchtet Rezensentin Anja Hirsch zwar durchaus ein. Einigermaßen misslungen findet sie den Roman trotz seines plastischen Erzählstils und einiger überzeugenden Passagen - etwa, wenn es um den rührend-hilflosen verlassenen Ehemann geht - aber trotzdem. "Ständig raunt es 'Schicksal' aus dem Text", stöhnt Hirsch, die Mühe hatte, den Motivationen der Hauptfigur zu folgen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2007

Ein bisschen im Stich gelassen fühlt sich Rezensent Wolfgang Schneider schon von der Autorin. Da folgt er Monika Maron von ihrem Roman "Endmoränen" bis zur Fortschreibung der Geschichte in dem nun vorliegenden Buch, feiert ein Wiedersehen mit "vertrauten Figuren", ihren Hoffnungen und leitmotivisch wiederkehrenden Ängsten, und steht schließlich wiederum vor einem offenen Ende. Nicht dass ihm die Lektüre keinen Spaß gemacht hätte. Die doppelte Erzählperspektive in diesem Ehedrama findet er interessant, die Einfühlung der Autorin in ihre Figuren bemerkenswert. Doch die Vagheit am Ende erscheint ihm als Verlegenheit, nicht als Kunstgriff, wie im voraufgehenden Roman. Er hofft auf eine Fortsetzung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2007

Rezensent Ijoma Mangold hat keine große Freude an Monika Marons Roman "Ach Glück" - und das liegt nicht an dem von ihr gewählten " Wie-soll-man-leben"-Genre. Denn, wie er zugibt, stellt die Autorin durchaus zurecht diese Frage und sei dabei viel "zu klug, um Antworten zu bieten". Womit Mangold aber gar nicht warm geworden ist, ist die Hauptfigur. Die bekomme zwar durchaus ihr Fett weg, Maron zeichne " die Schrecken des Älter- und Unattraktiverwerdens, ja auch das Extra-Nervige und Passiv-Aggressive" ihrer Protagonistin sehr überzeugend nach, doch leider bleibt in den Augen des Rezensenten die ganze Atmosphäre der Geschichte "eine Geisel der Laune seiner Hauptfigur." So ist der Roman, konstatiert Mangold ganz ungerührt, einfach "kein gutes Buch" geworden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.08.2007

Mit dem Fund eines Hundes beginnt für die Heldin Johanna Märtin ein neues Leben. Hund Bredow wächst ihr ans Herz, und das umso mehr, als sie ihrem Ehemann Armin, einem weltabgewandten Germanisten, spätestens seit einer Affäre entfremdet ist. Von diesem Zustand berichtet Monika Marons neuer Roman, der sich mit dem Vorgänger "Endmoränen" die Heldin teilt. Erzählt wird von der Entfremdungserfahrung mit Mann und Glückserfahrung mit Hund aus der Perspektive eines Transatlantikflugs, der die Heldin nach Mexiko führt, und damit in eine Zukunft, die vielleicht anders aussieht. Um das Glück im Alter geht es, meint die Rezensentin Marion Lühe, und obgleich der Hund Bredow kein geringer Bestandteil eines neuen Aufscheinens von Lebensglück im Leben der Johanna Märtin zu sein scheint, könne von einem Idyll hier nicht die Rede sein. "Zu bissig und schonungslos" sei die Autorin in ihren sehr genauen Beobachtungen - so dass vom Glück zuletzt eben doch nur sehr "lakonisch" gesprochen werden könne.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.08.2007

Unzufrieden ist Rezensentin Iris Radisch mit Monika Marons neuem Roman. Nicht nur, dass die darin artikulierte Glückssehnsucht angesichts der saturierten Verhältnisse, in denen Marons Protagonistin lebt, ihr wie eine Art "Wohlstandsüberdruss" erscheinen und als solcher die literaturnotwendige existenzielle Wucht vermissen lässt. Auch der Hund, den Maron hier als zweiten Protagonisten und emotionales Kraftzentrum des Buchs installiert hat, stört die Rezensentin empfindlich. Nicht, dass sie eine Hundehassserin wäre, aber die am Hund sich entfachende Gefühlswelt und Metaphysik bleiben der Rezensentin fremd. Zwar sei der Roman, den man durchaus als Fortsetzung der "Endmöränen" lesen könne, intelligent und humorvoll erzählt. Insgesamt scheint Radisch das Projekt, nach einer Sprache der "Enttäuschung für die im Wohlstand darbenden" zu suchen, nicht wirklich lohnend.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2007

Mit diesem Roman hat Monika Maron eine eigenwillige Fortsetzung des Vorgängers "Endmoränen" geschrieben, konstatiert der Rezensent Martin Krumbholz. Manches habe sich verändert, nicht zuletzt die Erzählperspektive. War "Endmoränen" ein Ich-Roman, so schildert "Ach Glück" das Schicksal seiner Protagonistin aus der dritten Person - und konzentriert sich dabei auch immer wieder auf ihren Mann Achim, der in Berlin bleibt, während Johanna nach Mexiko-Stadt fliegt. Mit der Ehe steht es nicht zum besten, Johanna erlebt ihren Mann als seines Lebens nicht frohen, die Welt in handhabbare Stückchen zerteilenden, egozentrischen Fremden. Wo einst im Roman "Animal Triste" noch die Utopie eines besseren Lebens sichtbar geworden ist, geht es hier laut Krumbholz nun nur noch um die Hoffnung auf Momente von Glück. Die sucht Johanna in Mexiko, ob sie sie findet, lässt der Roman wohl offen. Der Rezensent urteilt nicht explizit über das Buch, das Engagement, mit dem er es bespricht, spricht aber für seine Wertschätzung.
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