Michel Onfray

Niedergang

Aufstieg und Fall der abendländischen Kultur - von Jesus bis Bin Laden
Cover: Niedergang
Albrecht Knaus Verlag, München 2018
ISBN 9783813507935
Gebunden, 704 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stephanie Singh und Enrico Heinemann. Der französische Philosoph Michel Onfray erzählt die 2000 Jahre alte Geschichte der jüdisch-christlichen Kultur, ihren Aufstieg und ihre Blüte, dann die allmähliche Infragestellung des christlichen Weltbildes seit Renaissance und Aufklärung und schließlich den Verfall in unseren Tagen, der einhergehe mit Nihilismus und Fanatismus, wie wir sie in unseren Gesellschaften erlebten. Den Angriffen mörderischer Ideologien wie der des radikalen Islamismus setze die liberale westliche Welt nichts entgegen. Und obgleich bekennender Atheist, erkennt Onfray die große Leistung der bedrohten jüdisch-christlichen Kultur: den Respekt für das menschliche Individuum.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2018

Der Abgesang auf den französischen Intellektuellen ist ja nun auch schon fast ein Genre. Rezensentin Claudia Mäder bedient in ihrer Kritik an Michel Onfrays neuestem Großpamphlet "Niedergang" (das sie zusammen mit Bernard-Henri Lévys nur auf französisch erschienenem "L'Empire et les cinq rois" liest) sämtliche Tasten der Klaviatur, ohne originelle Aspekte zur Diagnose hinzuzufügen. Wie sie selbst bemerkt, haben sich ja die französischen Intellektuellen selbst schon vom Mythos des französischen Intellektuellen verabschiedet. Über Onfray berichtet Mäder in breiten Strichen nur das Schrecklichste - das aber durchaus glaubhaft: Der ursprünglich mal linke Philosoph und Atheist beschwöre vor allem eine Art Konflikt der Kulturen, in dem er einen spirituell geschwächten Westen gegen einen vitalen Islam verlieren sieht: "Wir haben den Nihilismus, sie haben die Inbrunst." Und da muss man Mäder recht geben: Originell ist auch das nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.07.2018

Rezensent Friedrich Wilhelm Graf kann weder Eleganz noch prägnante Begriffe in Michel Onfray "Assoziationsprosa" entdecken. Stattdessen ärgert ihn der Philosoph mit Klischees, Vereinfachungen und Verallgemeinerungen zum angeblichen Untergang der westlichen Kultur durch den Niedergang des europäischen Christentums. Wirre Beschreibungen theologischer Debatten, "massive" Werturteile und fantastische Spekulationen lösen einander ab, meint Graf. Über Onfrays Erklärung der Leibfeindlichkeit des Christentum durch die vermeintlich mangelnde Virilität des Apostels Paulus kann er nur lachen. Traurig hingegen stimmt ihn die Ignoranz des Autors allen geschichtswissenschaftlichen Quellen gegenüber und sein Mangel an Skepsis die eigene Sicht betreffend. Der große Bogen von Konstantin zu Hitler kann auch nur auf diese verquere Weise gelingen, lässt Graf durchblicken.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.07.2018

Rudolf Walther kann Michel Onfrays Versuch, den Niedergang der abendländischen Kultur zu beweisen nur belächeln. Allzu abstrus erscheinen ihm die Thesen des französischen Philosophen, seine sprachlichen und gedanklichen Grobheiten, seine rabiate Religionskritik (namentlich des Christentums und des Islams), sein Hang zu "geschmacklosen Analogieschlüssen", der Jesus und Hitler verbrüdert, und das Agieren auf "durchwegs problematischer" Quellenlage. 2000 Jahre Geschichte derart zu begradigen, erscheint Walther als erstaunliche Leistung. Das intellektuelle Niveau des Buches erreicht mitunter das von Bierzeltrhetorik, meint Walther.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2018

Rezensent Oliver Jungen kann das Klagelied vom Untergang des Abendlandes nicht mehr hören. Erst recht nicht, wenn es derart populistisch, ressentimentgeladen und "unwissenschaftlich" gesungen wird wie in diesem Siebenhundertseiten-Brocken, in dem Michel Onfray die Quintessenz seiner bisherigen fünfzig Bücher vorlegt, fährt der Kritiker fort. Wenn der französische Intellektuelle und Atheist hier mit großer Geste, üppiger, nicht immer "seriöser" Quellenlage und vielen Anekdoten zweitausend Jahre Geistesgeschichte von den Römern bis zur Gegenwart herunterbricht, immer dem Nihilismus entgegen und mit Stammtischparolen im Gepäck, kann Jungen nur den Kopf schütteln. Und wenn ihm Ondray den drohenden Niedergang durch den "Transhumanismus" im Silicon Valley und den Islam in Europa ausmalt, die 68er-Bewegung als "Selbstermächtigung ungebildeter Pädophiler und den Journalismus als "Fake-News-Propaganda" abtut, weiß der Kritiker nach der Lektüre eines ganz sicher: Hier geht lediglich der Intellektuelle Onfray unter.
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