Michael Wallner

Manhattan fliegt

Roman
Cover: Manhattan fliegt
Reclam Verlag, Leipzig 2000
ISBN 9783379017152
Taschenbuch, 320 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Eigentlich ist Leopold nach New York gekommen, um einen Schauspielkurs zu belegen. Aber nachdem er die Übersetzerin Sabina kennenlernt, die gerade ein Filmdrehbuch verkaufen will, wird er in mysteriöse Ereignisse verwickelt. Verfügt die Schauspielerin Undine Nielsson über magische Kräfte? Warum altert sie nicht? Wer ist der verrückte Magier Pius Yurgrave, der 1921 mit ihr ein Verhältnis hatte und später im Irrenhaus landete? War er es, der die Menschen in Manhattan für eine Nacht in Schmetterlinge verwandelte? Hat das Drehbuch eine versteckte Botschaft? Leopold muss sie entschlüsseln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.02.2001

Martin Lüdke betrachtet in seiner kurzen Rezension das Doppel-Debüt des als Schauspieler und Regisseur erfolgreichen Autors Michael Wallner als "misslungen".
1.) "Manhattan fliegt" (Reclam)
Der Rezensent gesteht dem Roman zu, dass er "effektvoll gebaut" und "erstaunlich routiniert erzählt" ist und somit zu Recht als "solider Unterhaltungsroman" gelten kann. Allerdings kritisiert er, dass der österreichische Autor es sich zu leicht macht, wenn er die Handlung durch magische Tricks vorantreibt indem er beispielsweise die Schwerkraft aufhebt. Und so lautet das abschließende und nun doch nicht so freundliche Urteil Lüdkes, dass es sich bei dem Buch um einen "Harry Potter für Fürsorgeempfänger" handelt.
2.) "Cliehms Begabung" (Frankfurter Verlagsanstalt)
Noch härter geht der Rezensent mit diesem Roman ins Gericht. Es sei deutlich zu merken, dass der Autor in dieser Geschichte eines genialen Physikers einen höheren Anspruch habe als in seinen ersten Roman, und an eben diesem Anspruch scheitere er. Denn obwohl Lüdke die Handlung als schlüssig lobt und positiv vermerkt, dass sich Wallner die Mühe macht, zwischen den Zeitebenen hin und her zu springen - die Ergebnisse dieses Erzählens findet er alles andere als neu. Letztlich, meint Lüdke, stehen "Aufwand und Ertrag" in keiner angemessenen Relation. Zudem findet er es offensichtlich, dass Wallner mit dem wissenschaftlichen Vokabular, das sein Protagonisten benutzt, im Grunde "nichts anfangen" kann. "Gescheitert", lautet sein Fazit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.01.2001

So rigorose Kritiken liest man selten. Franz Haas bedauert Autor und Werk auf der ganzen Linie. "Schade um viele einzelne Ideen und Bilder", meint der Rezensent, denn daraus hätte Michael Wallner eine spannende Geschichte entwickeln können. Hat er aber nicht. Der Plot sei zwar beachtlich kompliziert, aber es fehle ihm an einer angemessenen literarischen Sprache. Die Handlung gleicht, so Haas, einer Rumpelkammer voller Einfälle, die seiner Ansicht nach aber wegen der dürftigen Kulisse - "wilde New-York-Romantik" -und der bescheiden eingesetzten literarischen Mittel viel zu überladen ist. "Manhattan fliegt" hätte an Jim Jarmusch erinnern können, ist aber leider eher eine Art japanischer Cartoon der Gegenwart geworden, urteilt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.01.2001

Verena Auffermann bespricht zwei gleichzeitig erscheinende Romane des österreichischen Schauspielers und Regisseurs, der damit sein literarisches Debüt gibt.
1) "Manhattan fliegt"
Die Rezensentin lobt diesen Roman als gelungenen "Unterhaltungsroman", der flüssig zu lesen ist und mit seinen filmreifen Ideen und Szenen eine glückliche "Mischung aus Erotik, Rätsel, Fremdheit und schwarzer Magie" darstellt. Sie vermutet, dass jede Menge Anspielungen in diesem Roman stecken, die eine "unterhaltsame Recherche" zutage fördern könnte.
2) "Cliehms Begabung"
Weniger überzeugt ist Auffermann von diesem Roman, dessen gehobenen Anspruch sie als gescheitert ansieht. Zwar zeige sich der Autor in dem Buch auch hier als "überbordender, phantasievoller Erzähler verrückter Geschichten", doch gleite er leider in "hemmungsloses" Pathos ab, so die Rezensentin bedauernd. Das Buch über einen genialen Physiker, das nach Auffassung Auffermanns ein "Zeitroman" hätte werden sollen, sei so ins "theatralische Milieu" abgeglitten und zudem wackelig konstruiert, denn man nehme dem Physiker weder die Genialität, noch seine "wilde" Ehefrau ab.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.11.2000

Werner Jung kommt aus dem Stöhnen nicht heraus, so wenig haben ihm die beiden zeitgleich (aber in verschiedenen Verlagen) erschienenen Romane des Grazer Autors Michael Wallner, Jahrgang 1958, gefallen. Da werde hochtrabend das Thema Zeit abgehandelt, meint der Rezensent, Tiefsinniges suggeriert und in Wahrheit nur Seichtes transportiert.
1) Michael Wallner: "Manhattan fliegt"
Jung zufolge handelt der Erstlingsroman von Wallner gleich drei Zeitebenen ab, die eine recht verworrene Geschichte binden und die wir hier stichwortartig skizzieren wollen: eine Stummfilmschauspielerin hat eine Affäre mit einem Magier, der wiederum landet in der Psychiatrie, wo ihn 30 Jahre später eine Delfindompteurin (!) entdeckt, und noch mal 30 Jahre später will ein Schauspieler über jene Delfindompteurin einen Film machen und trifft auf eine junge verwirrte Schauspielerin, die wiederum identisch ist mit jener Stummfilmdarstellerin. Der Kreis schließt sich, folgert der geplagte Rezensent, der nichts gegen fantasievolle Geschichten einzuwenden hat, wenn sie denn entsprechend erzählt werden. Aber bei Wallner stimme nichts, meint Jung: die Sprache sei holprig, erzählerische Durststrecken würden durch Dialoge lautstark übertont, vermeintliche Zäsuren und Sprünge suggerierten ein ästhetisches Konzept, das Jung für überhaupt nicht existent hält.
2) Michael Wallner: "Cliehms Begabung"
Wieder das Thema: Zeit. Der Protagonist, so Jung, ist ein Physiker, der Einsteins Relativitätstheorie zu widerlegen glaubt und die Reversibilität der Zeit beweisen möchte. Er bewegt sich also "putzmunter" durch verschiedene Zeiten, in verschiedenen Landschaften, bei verschiedenen Frauen, wird von einem anderen Wissenschaftler gejagt (Wissenschaftskrimi!), um am Ende fiebernd im Krankenhaus aufzuwachen. Ein hübscher belangloser Einfall, der bei Jung solche Gedanken wie "Hab ich doch schon irgendwo mal gesehen" auslöst. Und zwar in allen möglichen Science Fiction- und Fantasy-Filmen, meint Jung, an die er sich ununterbrochen erinnert fühlt. Und was den philosophischen Gehalt angeht? "Worthülsen", meint der erboste Rezensent und vermeldet "Lektüreschmerzen".
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