Martin Mulsow

Moderne aus dem Untergrund

Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680-1720. Habil.
Cover: Moderne aus dem Untergrund
Felix Meiner Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783787315970
Gebunden, 512 Seiten, 58,00 EUR

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.09.2002

Kurt Flasch räumt Martin Mulsow alle Chancen ein, mit seiner Habilitationsschrift über die radikale Frühaufklärung in Deutschland das beste Buch des Jahres zur Geschichte der Ideen geschrieben zu haben. In sieben Fallstudien geht Mulsow bisher wenig bekannten Autoren nach, gräbt seltene lateinische Manuskripte aus, entziffert Abkürzungen und Autorennamen und rekonstruiert Briefwechsel und das zeitgeschichtliche Umfeld. Aufgrund der umfassenden Recherche nennt Flasch ihn anerkennend den "Sherlock Holmes der neueren Philosophiegeschichte". Aus den verstreuten Quellen ergibt sich ein Gesamtbild früherer Radikalisierung zwischen 1680 und 1720 und damit auch eine Geschichte der Religionskritik zur Zeit der frühen Aufklärung, so der Rezensent. In "bewundernswerter Weise" zeigt Mulsow zudem Querverbindungen zwischen den einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen auf. Flasch lobt auch Mulsows "methodische Bewusstheit" und seine "feine begriffliche Differenzierung", mit der er ein "ebenso frisches wie gelehrtes Buch" geschrieben habe. Gespannt ist er deshalb schon auf den Nachfolgeband, den Mulsow angekündigt hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.07.2002

Friedrich Niewöhner ist voll des Lobs: Es gelinge dem Autor mit seiner Habilitationsschrift, ein ganz neues Licht auf die deutsche Frühaufklärung zu werfen. In offenkundig mühsamer Kleinarbeit hat er unbekannte Autoren und unbekannte - teils nur handschriftlich vorhandene - Texte ausgegraben, die einen großen Reichtum verschiedenster antiorthodoxer Geistesrichtungen - "Deisten, Sozinianer, Antitrinitarier, Arminianer, jüdische Philosophen, Eklektiker und Indifferentisten" - sichtbar machen. Mulsow erweise sich in diesem Buch als "gelehrter Detektiv", die Gegengeschichte der Philosophie, die er erzählt, ist an sich schon spannend, aber sie wird, so Niewöhner, vom Autor, der zu formulieren versteht, auch packend geschildert. Schwer zu beantworten bleibt die Frage nach den Wirkungen des aufklärerischen "Untergrunds" auf Zeitgenossen und spätere Philosophen. Selbst wenn kein direkter Einfluss nachzuweisen ist, die Korrektur des "gängigen Bildes", die Mulsow vornimmt, hat den Rezensenten sichtlich begeistert.
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