Jürgen Flimm

Mit Herz und Mund und Tat und Leben

Erinnerungen
Cover: Mit Herz und Mund und Tat und Leben
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2024
ISBN 9783462054804
Gebunden, 352 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Es begann sehr früh: Schon als kleiner Junge saß Jürgen Flimm neben seinem Vater, einem Theaterarzt, im Publikum und ließ sich vom Geschehen auf der Bühne begeistern. An der Kölner Studiobühne machte er als Student erste praktische Erfahrungen, 1968 begann seine unvergleichliche Theaterkarriere als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen. In den folgenden fünf Jahrzehnten hat er bis zum heutigen Tag national und international Kulturgeschichte geschrieben: Mit  Regiearbeiten, als Intendant am Kölner Schauspielhaus und am Hamburger Thalia Theater, als Leiter der Ruhrtriennale und der Salzburger Festspiele sowie als Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. In Bayreuth brachte er einen "Ring" auf die Bühne, und seine Operninszenierungen führten ihn an die Met in New York, nach Mailand, London, Petersburg und Chicago. Zu den bekannten  Inszenierungen Jürgen Flimms gehören das "Käthchen von Heilbronn" 1979 in Köln, "Romeo und Julia" 2001 an der Wiener Staatsoper oder Mozarts "Le nozze di Figaro" 1999 in Zürich. Zugleich mischte er in der Kulturpolitik mit, trat selbst als Schauspieler auf, arbeitete für das Fernsehen und verlor bei alldem nie seinen rheinischen Humor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.03.2024

Angeregt liest sich Rezensent Wilhelm von Sternburg durch Jürgen Flimms posthum erschienenes Erinnerungsbuch. Der immens erfolgreiche, außerordentlich gut vernetzte Theatermacher lässt darin seine erfolgreiche Karriere Revue passieren. Erzählt wird unter anderem, führt Sternburg aus, von einer Jugend, in der Flimm das Theater entdeckte und gegen das Bühnenestablishment aufbegehrt, über seine Probleme bei den Salzburger Festspielen und seine Liebe zu Italien. Gut gefällt dem Rezensent, wie zugeneigt und fair Flimm über andere Theatermacher schreibt. Insgesamt die Chronik eines reichen, der Hingabe ans Theater verpflichteten, auch stets politische Fragen mitbedenkenden Lebens, heißt es zum Schluss.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.02.2024

Gern liest Rezensent Bernd Noack das Erinnerungsbuch des 2023 verstorbenen deutschen Theaterregisseurs Jürgen Flimm. Der in Köln aufgewachsene Flimm war, erfahren wir, schon als Kind von den Bühnenkünsten begeistert und fühlte sich stets primär als simpler Theatermacher, dem es darum ging, ein Band zwischen Bühne und Publikum zu knüpfen. Erfolgreich war er fast überall, wo er engagiert wurde, so Noack, zeitweise jettete er als weltweit vernetzter Kulturmanager zwischen Amerika und Europa hin und her, aber auch über seine wenigen künstlerischen Niederlagen schreibt er in diesem an Anekdoten reichen, im launigen Plauderton verfassten Buch. Außerdem lernen wir von Noack, dass Flimm seine Züricher Zeit in angenehmer Erinnerung behalten hat und sogar ein paar Brocken Schweizerdeutsch in seinem Buch unterbringt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2024

Rezensentin Irene Bazinger findet, Jürgen Flimm hätte ein besseres Lektorat verdient und ein Register. Wenn Theatererinnerungen nicht mal einen Arthur Miller identifizieren und richtig buchstabieren können, stimmt was nicht, meint sie. Davon abgesehen ist auch Flimm in seinen Erinnerungen nicht immer sauber, und so wirken diese Memoiren auf Bazinger etwas unordentlich. Was für sie dennoch gut rüberkommt: Flimms Theaterlust, seine Zweifel und Ängste und Fähigkeiten als Netzwerker und Kommunikator, sein Witz und sein Wissen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.01.2024

Rezensent Egbert Tholl fragt sich, wer das eigentlich lesen soll. Jürgen Flimms Memoiren wirken auf ihn wie aus einer anderen Zeit, ebenso die vielen Namen, die Flimm dropt, wo er kann. Wen interessiert heute schon noch, ob Flimm Merkel in Salzburg mal die Hand geschüttelt hat oder wen er mit seinem Ego beglückt oder aus welcher Theater-Schlangengrube errettet hat? Manches im Buch wirkt auf Tholl auch einfach nur wirr, so als hätte jemand Flimms Schreibtischnotizen unlektoriert abgedruckt. Doch eines spürt Tholl auch immer wieder zwischen den Zeilen und das findet er schön: Hier hat einer noch wirklich für die Bühne gebrannt.
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