Johann Kaspar Riesbeck

Briefe eines reisenden Franzosen

Cover: Briefe eines reisenden Franzosen
Die Andere Bibliothek, Berlin 2013
ISBN 9783847700128
Gebunden, 681 Seiten, 79,00 EUR

Klappentext

Er ist ein weithin Vergessener. Aber er zählt zu den Großen einer klassischen aufklärerischen Reiseliteratur vor der Französischen Revolution. Er inspizierte das Deutschland seiner Zeit. Er ist ein Ahn des Reisejournalismus, in Briefform und auf höchstem literarischen Niveau. Sein Hauptwerk in zwei Bänden, in Zürich 1783 verlegt, erschien anonym, erreichte aber rasch mehrere Auflagen und fand, übersetzt in England oder Frankreich, in Holland oder Schweden, weite Verbreitung. Johann Kaspar Riesbeck wurde zum vielzitierten reisenden Franzosen. Nie wieder erschien seitdem dieses große Zeitgemälde in einer vollständigen Ausgabe: angereichert mit vielen zeitgenössische Stichen, Karten und Städteabbildungen entfaltet sich ein breites buntes Sittenpanorama.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.01.2014

Rezensent Bruno Preisendörfer freut sich, dass er nun dank der Herausgeber Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz eine derart opulente und "bibliophile" Ausgabe der 1783 erstmals erschienenen "Briefe eines reisenden Franzosen" von Johann Kaspar Riesbeck in den Händen halten kann. Mit größtem Vergnügen liest er, wie Riesbeck, der sowohl den Franzosen als auch den Adressaten frei erfand, eine Vielzahl teils fiktiver Eindrücke verschiedenster Städte notiert: Köln etwa sei die "abscheulichste Stadt" Deutschlands, während Berlin dadurch auffalle, dass dort "weniger onaniert" würde als anderswo. Auch wenn das ausladende Werk inhaltlich nicht immer brillant erscheinen mag, da es, offenbar in äußerster "Raserei" geschrieben wurde, ist diese Ausgabe so wunderschön gestaltet, prächtig bebildert und hingebungsvoll kommentiert, dass sie ihresgleichen sucht, so Preisendörfer.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2013

Die das Buch angeblich aktualisierenden Parallelen, die Urs Hafner beim Lesen dieser Reisenotizen des frühen NZZ-Redakteurs Johann Kaspar Riesbeck zieht, sind dann doch etwas an den Haaren herbeigezogen. So, "als ob es die Aufklärung nie gegeben hätte", wie Hafner schreibt, ist es nun doch nicht um die Gegenwart bestellt. Die Briefe Riesbecks allerdings scheinen dem Rezensenten auch lesenswert wegen ihres erfrischenden Blicks auf Wirtsleute, Bauern, Prostituierte und Gelehrte gleichermaßen und aufgrund der von Bildungsballast weitgehend freien, rasanten Formulierungskunst des Autors. Dem Nerv der beengten vorrevolutionären Zeit in Berlin, Wien, Stuttgart, Köln, Leipzig etc. trifft Reisbeck laut Hafner damit allemal. Das Verfahren, seine Zeitgenossen selbst zu Wort kommen zu lassen, um sodann darüber zu reflektieren, scheint Hafner ertragreich, der Spott des Autors für Adlige und Geistliche angemessen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2013

Der Sonnenaufgang überm Odenwald! Florian Balke gerät ins Schwärmen angesichts solcher Schwärmerei, sogar aufklärerisch ist er, der Sonnenaufgang. Jedenfalls scheint es dem Rezensenten so aus diesen von Johann Kaspar Riesbeck verfassten Briefen eines Mannes auf Reisen durch das Deutschland des späten 18. Jahrhunderts. Die 200 Jahre Schlummer haben dem Text offenbar nichts an Reiz genommen, wenngleich das Buch als Reiseführer natürlich nicht mehr taugt, wie Balke einräumt. Aber es taugt als Blick auf Bayern, Preußen oder eben den Odenwald, auf den Geschmack und den Wein der Zeit oder aber auf Reformen. Dass der Erzähler sich Empfindsamkeiten strikt verbietet, bedeutet Balke eine "Weltsicht auf der Kippe". Zur erzählerisch runden Figur reicht es eben noch nicht, erklärt er.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de