Jedediah Berry

Handbuch für Detektive

Cover: Handbuch für Detektive
C.H. Beck Verlag, München 2010
ISBN 9783406605154
Gebunden, 383 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Judith Schwab. Charles Unwin plagt sich als kleiner Angestellter in einer weit verzweigten und mächtigen Detektivagentur ab, deren labyrinthisches Gebäude in einer namenlosen, immer verregneten Stadt aufragt. Als der berühmteste Detektiv der Agentur, Travis Sivart, plötzlich vermisst wird, macht man Unwin selbst zum Detektiv, und er muss sich nun um die Aufklärung von Sivarts Verschwinden kümmern. Unwin begibt sich auf eine bizarre Suche nach dem großen Detektiv, die ihn in die dunkelsten Ecken der ewig feuchten, schläfrigen Großstadt führt und mit den seltsamsten Gestalten und Machenschaften konfrontiert. Ein Zusammenstoß mit dem gefürchteten Boss der Unterwelt, Enoch Hoffmann, scheint unausweichlich. Mit Hilfe des "Handbuchs für Detektive" und unterstützt von Emily Doppel muss Unwin vielen Gefahren trotzen und manches Rätsel entwirren, wozu auch gehört, in die Träume eines Mordopfers einzudringen.

Im Perlentaucher: Die Farbe von Kopfweh

wenn einem die Geschichte anfangs etwas papieren erscheint, dann liegt das daran, dass nicht einmal ihr Held selbst weiß, ob er in seine Akten gefallen ist oder seine Akten in sein Leben... Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.10.2010

Als surrealistische Wundertüte hat Rezensentin Katharina Granzin dieses Roman genossen, der sich dem Genre "Krimi" ihrer Ansicht nach jedoch nur bedingt zuordnen lässt. Als Paten macht sie Luis Borges und Franz Kafka aus. Der Arbeitsplatz der Hauptfigur, die Detektivagentur von Charles Unwin, könne es an Größe und Undurchsichtigkeit gut mit Kafkas Schloss aufnehmen. Auch eine Prise Agatha Christie hat sie im Roman geschmeckt, und sich ansonsten beglückt in die Lektüre gestürzt. Das Buch lebt für sie stark vom subtilen Humor des Autors, seine Handlung von einer höchst verwickelten Traumlogik. Die Bilder, die der Autor bei der Entwicklung seiner höchst komplizierten und ihr postmodernes Spiel mit literarischen und filmischen Vorlagen treibenden Geschichte spielt, findet sie ebenfalls sehr exquisit. Trotzdem ermüdet sie am Ende ein wenig ob der Sperenzchen und fühlt sich, als habe sie einem begabten, hypraktiven Kind beim Spielen zugeschaut.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.07.2010

Rezensentin Sylvia Staude hat großen Spaß an diesem alle Genre-Grenzen ignorierenden "Handbuch für Detektive" von Jedediah Berry, weil der Autor ganz einfach frei nach der Devise verfährt: "Erlaubt ist, was Spaß macht." In diesem Zusammenhang stellt Staude auch fest, dass die Kriminalliteratur sowieso das derzeit wohl verspielteste Literaturgenre ist. Dafür ist ihr auch Berry Beleg. Doch er mischt Staudes Meinung nach eben nicht nur "eifrig", sondern auch "klug", zum Beispiel "Kafka mit Chandler? oder auch "Parodie mit Märchen?. Und dazu hat er noch eine sympathische Hauptfigur erfunden. Staude gefallen die "liebevolle Charakterzeichnung" und die Referenzen an britische Erzähltraditionen, derer sich der junge amerikanische Autor bedient.
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