Horst Bredekamp

Leibniz und die Revolution der Gartenkunst

Herrenhausen, Versailles und die Philosophie der Blätter
Cover: Leibniz und die Revolution der Gartenkunst
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783803151834
Gebunden, 176 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Wer weiß schon, dass der große Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz wesentliche Anregungen zur Anlage eines Gartens gab? In Hannover, im berühmten Barockgarten von Herrenhausen, zog er seine Vorstellungen von Natur und Kunst aus der Gartengestaltung. Da kein Blatt dem anderen gleicht, erkannte er in der scheinbar unendlichen Formenvielfalt des barocken Gartens die zutiefst individuelle Gestalt der Natur und die Freiheit des Individuellen schlechthin. So wird der Garten zum Laboratorium des Erkenntnisgewinns, und der Mensch, der sich darin bewegt, erfährt über die sinnliche Wahrnehmung - man denke an die Muschelformen in Pflanzen, Bauplastik und Wasserspielen - immer neue Denkanstöße. Horst Bredekamp sieht den Gedanken der Freiheit nicht wie üblich in den sanft geschwungenen Wegen des Landschaftsgartens verwirklicht, sondern in den komplexen Geometrien des Barockgartens: Hier findet sich die eigentliche Revolution!

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.01.2013

"Gemeinhin wird die Gartenkunst unterschätzt", bedauert Hans von Trotha gleich zu Beginn seiner Rezension und lobt im Folgenden den Kunsthistoriker Horst Bredekamp umso euphorischer dafür, dass er der Gartenkunst zu ihrem Recht verhilft. In Bredekamps Buch "Leibnitz und die Revolution der Gartenkunst" geht es, wie der Titel bereits suggeriert und der Rezensent bestätigt, um den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibnitz und seine Impulse auf die Gartenkunst, insbesondere auf den Großen Garten von Hannover-Herrenhausen. Welche ideengeschichtlichen Pardigmen sich in den Gärten niederschlagen, den formalen Barockgärten und den sensualistischen Prinzipien der Romantik und Aufklärung in den überwiegend englischen Landschaftsgärten, das arbeite Bredekamp am Beispiel von Herrenhausen anschaulich heraus, wobei er sich "mit großem Furor" gegen den Vorzug des Landschaftsgarten verwehrt, so der Rezensent. Von Trotha ist äußerst begeistert von diesem Buch, das selbst zu locken wisse "wie ein gelungener Garten".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2012

Stefan Rebenich findet, dass vieles, was heute über Gärten geschrieben wird, nur die Erkenntnisse von Marie Luise Gotheins "Geschichte der Gartenkunst" von 1914 nachplappert - und dabei häufig hinter ihrem Anspruch zurückbleibt. Nicht so Horst Bredekamp, verspricht der Rezensent. Die Geschichte, die der Autor in "Leibniz und die Revolution der Gartenkunst" erzählt, findet Rebenich im Gegenteil: "neu und aufregend". Er hebt hervor, dass Bredekamp die Stereotypen der älteren Forschung beseitigt und sich nicht auf die strikte Unterteilung in Barock- und Landschaftsgärten einlässt. Als Beispiel dient Bredekamp der Große Garten von Hannover-Herrenhausen, bei dessen Gestaltung der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz dem Fürstenhaus beratend zur Seite stand, berichtet Rebenich. Doch Leibniz reflektierte auch theoretisch auf den Garten, erfährt der Rezensent von Bredekamp. Der Philosoph sah darin ein wirklich gewordenes "Treibhaus der Erkenntnisse", das dem Individuum durch seine Formenvielfalt bei dessen eigener Entfaltung dienlich sein sollte. Rebenich findet es tröstlich, dass auch in der Geschichte der Gartenkunst noch "neue Erkenntnisse und brillante Hypothesen" möglich sind.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

Keine papierne Philosophie ist für Rezensent Stefan Laube, was Horst Bredekamp in diesem Band anstellt. Bredekamps intellektuelle Kür über seinem Material, Grundrisse, Medaillen, Kupferstiche und Texte zu Brunnen und Fontänen von Leibniz aus der Zeit um 1700, gefällt Laube als kurzweiliges Spiel. Allerdings erkennt er auch Bredekamps ernstes Ansinnen, darin nämlich, dass der Autor mit seinem Garten-Essay an sein Buch "Theater der Natur und Kunst" anschließt. Hier nun erfährt der Rezensent, wie Landschaftsgarten und Barockgarten einander ablösten, nicht klar voneinander geschieden, sondern allmählich, Elemente des jeweils anderen aufnehmend. Wie der Autor mit Blick in den Garten von Schloss Herrenhausen und auf die Transkripte und Zeichnungen von Leibniz ferner über Licht und Strahlung schreibt, hält der Rezensent für äußerst inspirierend.
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