Heinz Strunk

Der gelbe Elefant

Cover: Der gelbe Elefant
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498003500
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Welt von Heinz Strunk ist der unseren in vielem ähnlich. Aber im Alltäglichen lauern hier immer Überraschung, Wunder, Grauen. Die Geschichten in diesem Buch erzählen von einer Seniorenorganisation namens "Freiwillig über die Klippe" und von einem Autoausflug in die Prähistorie. Ein Experte erlebt in der Sendung von Markus Lanz seinen Höllensturz, ein Bauer in der Großstadt und ein Tourist bei der Thai-Massage am Strand. Manche der Texte klingen wie Zeitungsreportagen, manche wie Schauergeschichten, manche sind in Briefform, eine hat gar Bulletpoints.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2023

Das ursprünglich dominante Element des Komischen ist in Heinz Strunks Schreiben inzwischen zum Spurenelement geschrumpft, findet Rezensent Stefan Michalzik. Die Grundstimmung seines neuen Erzählbands ist lakonische Tristesse. Hoffnung gebe es keine für die Figuren, führt der Rezensent aus, schon gleich gar nicht für die offensichtlichen, gesellschaftlich angehängten Losertypen, die viele der versammelten Geschichten bevölkern, aber auch nicht für diejenigen, die das kapitalistische Hamsterrad noch am Laufen halten. Überhaupt ein männlich dominiertes Buch, meint Michalzik, wobei auch ein paar Frauen auftauchen, die dann zumeist auch keine besonders gute Figur machen. Die einzige verbliebene Perspektive dieser Strunk-Literatur ist die Sterblichkeit, weiß der insgesamt freilich durchaus angetane Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2023

Philosophische Menschenfeindlichkeit vom Schlage Schopenhauer diagnostiziert Rezensent Wolfgang Schneider in Heinz Strunks zweitem Erzählband. Ähnlich wie eine illustre literarische Ahnengalerie von Wilhelm Busch bis Houellebecq wende sich Strunk mehr und mehr den Abgründen des Menschlichen zu. Und finde dieselben insbesondere in den Gefilden der Sexualität und der menschlichen Verdauung. Exemplarisch fasst Schneider eine Erzählung zusammen, die sich um die entgleisende soziale Dynamik eines Restaurantbesuchs dreht und zeichnet im Anschluss Parallelen in einigen anderen der im Band versammelten Miniaturen nach. Der Hang zum bodenlos Tristen beherrscht den Band zum Glück nicht ungebrochen, so der Rezensent. Allerdings stört sich Schneider gelegentlich an Strunks Hang zum Kalenderspruchhaften. Das Fazit des Rezensenten lautet dennoch: Schopenhauer would approve.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.06.2023

Einen "Menschenzoo" bildet Heinz Strunks neuer Erzählband für den Rezensenten Ijoma Mangold, stellt der Autor doch allerhand seltsame Gestalten in den Fokus seiner Geschichten: Da wäre zum Beispiel der Fitness-Freak Werner, der Libido und Körper absolut im (sehr männlichen) Griff hat, der sich dann aber versehentlich im Fitnessraum einschließt und dort zur "undichten Pottsau" wird, oder ein Talkshow-Dauergast, der bei Markus Lanz plötzlich nicht mehr zu Wort kommen darf, verrät Mangold. In aller Groteske grandios erzählt, findet er, nur die Zärtlichkeit, die er sonst von Strunk gegenüber seinen Figuren kennt, fehlt diesmal, hält er abschließend fest.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.06.2023

Mit Blick auf das beeindruckende und doch thematisch uniforme Werk Heinz Strunks - Männer, die nichts auf die Reihe kriegen -  widmet sich Rezensent Tobias Rüther dessen ersten Erzählungsband. Viel Kritik musste Strunk dafür einstecken, dass seine Männerfiguren so dominant wie die Frauen in seinen Büchern blass sind, und dass er sich das zu Herzen genommen hat, merkt Rüther den neuen Texten an. Die Inhalte werden vielfältiger, ebenso die Formen: Die "Nachrichten von Carola" enthalten SMS von einem weiblichen Fan an einen Künstler, "Die Scherben" hingegen umfassen nur vier kurze Sätze, verrät er. Dabei schimmert für ihn aber immer wieder auch der bissige Humor des Autors durch, gemischt mit einer genau richtigen Dosis Ernst und "Mitgefühl für Deutschlands verlorene Seelen." Eine Weiterentwicklung eines großen Autors, die der Kritiker gerne liest und weiterempfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.06.2023

Rezensent Jens Uthoff ermutigt die Leserschaft, sich der abstoßenden Männerwelt zu stellen, die Heinz Strunk auch in seinem neuen Buch wieder vermisst. Es geht in den Kurzgeschichten um toxische Männlichkeit in diversen Spielarten: um einen sich für "unkaputtbar" haltenden, bis zum fatalen Knochenbruch trainierenden Rentner etwa, oder um einen selbsternannten "Key Note Speaker, Schwerpunkt Erfolg, Persönlichkeit, Zukunft", dem sein "Powerwording" in der Geiselhaft durch Steinzeit-artige Menschen im Neandertal herzlich wenig hilft - zwei besonders eindrückliche Geschichten für den Kritiker; er hält fest: je surrealer, desto interessanter. Strunks Schreiben, das tief in diese gestörten Männerpsychen eintaucht, als voyeuristisch oder gar affirmativ zu lesen, hält Uthoff für unsinnig. Vielmehr gehe es bei der Lektüre darum, sich selbst, gerade auch als Leser aus "gut situierten und gebildeten Kreisen", einen Spiegel vorzuhalten - auch wenn das natürlich nicht angenehm sei.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.06.2023

Geschmackssache ist das neue Buch von Heinz Strunk für Rezensent Christian Metz. Indem der Autor sich wieder einmal zwischen "Tristesse und verschrobener, absturzgetriggerter Komik" bewegt, schafft er es zwar dem grauen Alltag seiner Figuren unzählige Facetten abzugewinnen, besonders originell findet Metz das aber diesmal nicht. In dreißig Erzählungen schildert Strunk das Leben seiner Protagonisten, allesamt "Niemande", so der Kritiker. Doch während es ihm in früheren Werken gelang, bei allem Zynismus ihre Würde zu erhalten, tendiert er hier stark zum "Verrat" an seinen eigenen Charakteren. Metz kann diesen Erzählungen vom Alltagselend einen gewissen Charm abgewinnen, überzeugt ist er nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.06.2023

Rezensentin Susan Vahabzadeh warnt vor der erschöpfenden Armleuchterdichte in Heinz Strunks Erzählungen. Wie Strunk immer wieder die dümmsten Vollpfosten herauspickt, um sie entweder in den Orkus der Zeitlosigkeit oder in den Fitnesskeller zu schicken, hat Klasse, ist in der vorliegenden Ansammlung aber nur schwer zu ertragen, meint die Rezensentin, Strunks wirklichkeitsgetreue Beschreibungen griechischer Grillteller und gescheiterter Existenzen in allen Ehren. Daher: Nur in kleinen Dosen genießen!
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