Heinz Helle

Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin

Roman
Cover: Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783518423981
Gebunden, 159 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Was passiert: Ein Philosoph scheitert bei dem Versuch, seine Theorie von Erleben mit seinem Erleben in Einklang zu bringen. Ein Mann scheitert bei dem Versuch, eine Frau zu lieben. Einem Menschen gelingt es, in eine Kneipe zu gehen und sich ein Fußballspiel anzusehen. Worum es geht: Es geht um den Geschmack von Kaffee am frühen Morgen und um das Problem des Bewusstseins. Es geht um einen deutschen Studenten in New York, um einen Mann und eine Frau. Es geht um ein Kind, das nicht zur Welt kommt. Es geht um Liebe und ihr Verschwinden. Es geht um Wichtiges und Unwichtiges und um die Frage, wie man das eine vom anderen unterscheidet. Es geht um Philosophie. Und um Fußball.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2014

In Heinz Helles Roman "Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin" spricht und schreibt ein Toter, berichtet Philipp Theisohn, jedenfalls muss das so sein, falls der Erzähler recht hat, falls die Sprache wirklich der Tod des Bewusstseins ist, falls die Isolationshaft im Ich wirklich keine Flucht erlaubt, so der Rezensent. Das ist die Quintessenz des Buches, erklärt Theisohn, die allerdings auf zu formelhafte Weise zu breit ausgewalzt wird, wie er findet. Wäre Helles Philosophiestudent nur nicht gar so larmoyant, vielleicht hätte er sich anders auf dieses Buch einlassen können, bedauert Theisohn.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.05.2014

Rezensent Rene Hamann hat Heinz Helle unterhaltsamer Roman "Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin" außerordentlich gut gefallen - auch wenn er glaubt, dass nicht jeder Leser diese Meinung teilen wird. Denn diese verdrehte Liebesgeschichte - ein junger Philosophiestudent berichtet aus der Ich-Perspektive wie er sich mit Mitte zwanzig langsam von seiner Freundin entliebt, lieber Fußball schaut und "andere Frauen ficken will" - ist oft derart "unterkühlt und distanziert" geschrieben, dass sich dem Kritiker der Vergleich mit Houellebecq aufdrängt. Hamann hat sich jedenfalls gern von dem jungen Autor in den Bann ziehen lassen und betont, dass dieser sein Handwerk glänzend versteht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.04.2014

Christoph Schröder zeigt sich beeindruckt von der Seelenlosigkeit dieses Debütromans von Heinz Helle. Diese Seelenlosigkeit, die ihm ihm gewollt, ja kunstvoll scheint, bringt es andererseits mit sich, dass man als Leser nicht unbedingt Sympathie für den egozentrischen Protagonisten hegt, einen Philosophiestudenten, der sich mit dem Bewusstsein befasst und dessen Freundin abtreibt. Schröder versteht diesen Protagonisten als psychisches System im Sinne Luhmanns, als ein Ich, "das sich selbst beim Denken zuschaut". Im Ergebnis entsteht für ihn hier eine Art "Innerlichkeitsprosa", wie er sie bisher noch nicht gelesen hat: gekonnt, bisweilen langweilig, manchmal klug. Ob es sich dabei um Literatur handelt oder um eine "ungemein schlaue Literatur-Simulation" vermag Schröder auch nicht mit letzter Gewissheit zu sagen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014

Solipsistenliteratur ist nicht nur ziemlich angestaubt, sie neigt auch zur Überheblichkeit und zur Larmoyanz, weiß David Hugendick. Heinz Helles Debütroman über einen Philosophiestudenten, der auf einer New-York-Reise seine gescheiterte Liebesbeziehung rekapituliert und an der Abtreibung des gemeinsamen Kindes leidet, ist zwar nicht ganz frei davon, insgesamt aber ziemlich gelungen, lobt der Rezensent. Es ist die Geschichte einer "totalen Entfremdung", die unversehens und sehr überzeugend vom liebenden "Wir" ins einsame "ich" umschlägt, so Hugendick fasziniert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2014

Heinz Helles Debütroman "Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin" sticht angenehm aus der Flut der aktuellen Befindlichkeitsliteratur heraus, versichert Rezensent Juan S. Guse. Denn der Kritiker liest hier ein Meisterwerk an feinsinniger Wahrnehmung und detaillierter Beobachtung, das die Grenzen des Bewusstseins auslotet. Dabei stehe die Handlung - ein deutscher Philosophiestudent flaniert durch New York, erlebt Partys und Gespräche mit Freunden - im Hintergrund, berichtet Guse, der vielmehr bewundert, wie der Erzähler in der Kunst der bisweilen nahezu naturwissenschaftlichen Selbstbeobachtung brilliert und seine Erzählweise zutreffend als "analytisches Tourette-Syndrom" umschreibt. Philosophie, Pathos und Banales vermischen sich auf eindrucksvolle Weise zu einem wunderbar mutigen Roman, urteilt der Rezensent, der deshalb gern die ein oder andere "biedere" Passage verzeiht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.02.2014

Ist dieser Roman nun Depressionsprotokoll oder doch eher Beitrag zum Geschlechterdiskurs, ist er Idealismuskritik oder angewandte Systemtheorie? Für Christopher Schmidt steckt von allem etwas in Heinz Helles Debüt. Vor allem aber scheint ihm Helles Geschichte um einen solipsistischen Kerl im Kampf mit Rollenzuweisungen literarisch genug zu sein. Sprachlich überzeugt ihn der Text durch Lakonie und kühle Parataxen, wie bei Houllebecq.
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