Götz Aly, Michael Sontheimer

Fromms

Wie der jüdische Kondomfabrikant Julius F. unter die deutschen Räuber fiel
Cover:  Fromms
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783100004222
Gebunden, 256 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Die Geschichte der Firma "Fromms Act" und ihres Gründers Julius Fromm ist ein eindrucksvolles Stück politischer Sittenkunde der Deutschen im 20. Jahrhundert. Götz Aly und Michael Sontheimer erzählen, wie der Sohn armer jüdischer Wirtschaftsmigranten aus Russland 1923 in Berlin mit der Massenproduktion von Kondomen anfing und das begehrte wie umstrittene Produkt in Deutschland zum Erfolg führte. Hermann Göring ließ die florierende Firma 1938 seiner Patentante zukommen. Im Gegenzug schenkte sie ihm zwei Ritterburgen. Fromms erhebliches Vermögen überführten deutsche Beamte in Hitlers Kriegskasse. Der Gummifabrikant und die meisten Mitglieder seiner Familie konnten aus Berlin fliehen und überlebten den Holocaust - über den Globus verstreut. Doch nach dem Krieg enteigneten deutsche Kommunisten Julius Fromm ein zweites Mal.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2007

Für Julia Encke ist der Band ein Desiderat. Über das Schicksal jüdischer Unternehmer haben ihr die Historiker bisher zu wenig geschrieben - im Gegensatz zu den oft von Unternehmen in Auftrag gegebenen Biografien der Täter und Profiteure. Dass sie das Buch von Götz Aly und Michael Sontheimer weniger als Beitrag zur Sexualgeschichte versteht, denn als mit Anekdoten wie mit harten Fakten garnierte Unternehmensgeschichte, hindert sie allerdings nicht daran, sich über gut recherchierte, spannend und lustig präsentierte Details zur Entwicklung des Kondoms zu freuen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.03.2007

Kein Zweifel, die Deutschen verdankten Julius Fromms viel: Bis er, der Einwanderer aus einem ostpolnischen Schtetl Konin, die nahtlosen Gummiwaren erfand, glichen Kondome eher "Fahrradschläuchen mit wulstigen Nähten", schreibt Fank Bajohr. Wie wertvoll Fromms' Kondome waren, wussten die Nazis sehr wohl, entnehmen wir Bajohrs Informationen, Göring hat den Fabrikanten enteignet und das Unternehmen im Tausch gegen zwei alte Ritterburgen seiner Tante, der Baronin Elisabeth von Epenstein-Mauternburg vermacht. Die beiden Autoren Götz Aly und Michael Sontheimer erzählen in ihrem "gut geschriebenen und solide recherchierten" Buch diese drastische Geschichte von Enteignung und Korruption, lobt der Rezensent, aber sie verknüpfen diese Raubgeschichte auch mit dem gelungen Porträt eines ostjüdischen Aufstiegs.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.03.2007

Angetan berichtet Rezensentin Constanze von Bullion von Götz Alys und Michael Sontheimers Buch über den jüdischen Kondomfabrikanten Julius Fromm. Dessen Aufstieg vom Zigarettendreher zum vermögenden Unternehmer, der fieberhaft an der Optimierung seines Produkts arbeitete, scheint ihr hier mit "Liebe zum Detail" rekonstruiert. Dabei hält sie den Autoren auch zu Gute, nicht zu unterschlagen, dass Fromms Bild ein "Schattenriss" bleiben muss, da wichtige Quellen wie das Firmenarchiv und der Nachlass verloren sind. Ein wenig mehr hätte sie sich allerdings zur Sittengeschichte der Weimarer Republik, zur aufkommenden Sexualforschung und dem Boom im Lustgewerbe gewünscht. Dafür findet sie in dem Buch eine ausführliche Beschreibung der Enteignung Fromms und der Arisierung seiner Fabriken durch die Nationalsozialisten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.02.2007

Als "vorzüglich lesbare, spannende Unternehmensgeschichte" würdigt Rezensent Oliver Pfohlmann diese Arbeit über den jüdischen Kondomfabrikanten Julius Fromm und seine Firma, die Götz Aly und Michael Sontheimer vorgelegt haben. Verständlich wird für ihn nicht nur die kulturgeschichtliche Bedeutung Fromms, der aus einer zweifelhaften, halb legalen "Bückware" ein sorgfältig geprüftes Massenprodukt entwickelte und eine erstaunliche Karriere vom Zigarettenverkäufer zum verantwortungsvollen Leiter eines internationalen Unternehmens hinlegte. Er sieht in der Geschichte Fromms auch ein erschreckendes Beispiel für die Ausplünderung jüdischer Unternehmen im Dritten Reich. So bescheinigt er den Autoren eine auf genauen Recherchen basierende, minuziöse Rekonstruktion der Arisierung des Unternehmens, die verdeutlichte, wie Hitlers "Gefälligkeitsdiktatur" funktionierte.