Gerbrand Bakker

Der Sohn des Friseurs

Roman
Cover: Der Sohn des Friseurs
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783518431580
Gebunden, 285 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Simon, Mitte vierzig, führt ein ruhiges Leben. Wie bereits sein Vater und Großvater ist er Friseur. Er möchte nicht unbedingt zu viele Kunden, und wenn er mal einen Espresso braucht, dann geht er rasch in seine Wohnung über dem Salon. Zwei Poster von Schwimmern an der Wand erinnern an seine Jugendhelden, und dreimal die Woche zieht er selbst Bahnen - Simon mag seinen unaufgeregten Alltag und wenn er zwischendurch eine Strähne Einsamkeit an sich entdeckt, dann stört ihn das nicht weiter. Als einer der Stammkunden, ein Schriftsteller, sich für die Geschichte seines Vaters interessiert, wird auch Simon neugierig. Er hatte den Vater nie kennengelernt, weil dieser, wie es hieß, 1977 bei einem Flugzeugunglück auf Teneriffa ums Leben gekommen war. Aber warum weiß Simon eigentlich so wenig darüber? Und noch etwas anderes treibt ihn um: Als Simon seiner Mutter beim Schwimmunterricht für Jugendliche hilft, lernt er den stummen Igor kennen - und verliebt sich in ihn.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.03.2024

Rezensentin Julia Schröder fühlt sich wohl mit Gerbrand Bakkers neuem Roman, dessen Dreh- und Angelpunkt ein reales Flugzeugunglück ist, das allerdings mit fiktionalen Figuren in Verbindung gebracht wird. Und zwar ist die Hauptfigur Simon Sohn eines Mannes, der - glaubt man zumindest zunächst - in dieser Katastrophe sein Leben lassen musste. Simon selbst ist, lesen wir weiter, inzwischen um die 40, fühlt sich zu einem jungen Mann hingezogen und schreibt ein Buch über seinen Vater. Den er selbst eine fiktive Figur nennt, was auf die metafiktionale Dimension eines Buchs verweist, das außerdem die Geschichte einer Vater-Sohn-Beziehung ist, wie Schröder es beschreibt. Der Schrecken des Flugzeugunglücks wird dabei geschickt mit der zentralen Familiengeschichte in Verbindung gesetzt, in der auch Simons Mutter eine Rolle spielt, erläutert Schröder. In leichtfüßiger Manier von rätselhaft Menschlichem zu erzählen: Diese Kunst beherrscht Bakker auch in diesem Buch, schließt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.02.2024

Der neue Roman des Niederländers Gerbrand Bakker weiß den Rezensenten Paul Jandl leider nicht zu überzeugen: Zu verworren ist die Geschichte, als dessen Protagonisten der Autor eine Figur gesetzt hat, die ihm als Schriftsteller zu ähnlich ist, wie Jandl findet. Die andere wichtige Figur ist ein schwuler Friseur in Amsterdam, dessen Geschichte der Autor-Protagonist aufschreibt: Simon, so der Name, hat seinen Vater nie kennengelernt, er glaubt ihn tot, doch eigentlich hat er sich auf Teneriffa ein neues Leben und eine neue Familie aufgebaut, schildert Jandl. Ihn kann die Geschichte um diese "Versuche, dem biederen Leben zu entkommen", nicht begeistern, zu viele Inkonsistenzen verderben ihm die Freude.