Franz Friedrich

Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr

Roman
Cover: Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100022325
Gebunden, 416 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Franz Friedrich erzählt in seinem Debüt von entlegenen Inseln, der Liebe und der Suche nach dem richtigen Leben in unserer Zeit. Eine Dokumentarfilmerin dreht auf Uusimaa ihren einzigen Naturfilm. Im heißesten Februar seit Menschengedenken trifft eine amerikanische Studentin in Berlin auf eine rätselhafte Chorgruppe. In Brüssel verlässt ein junger Filmemacher Frau und Kind. Franz Friedrich nimmt uns mit in eine einsame Waldhütte, auf einen finnischen Eisbrecher und in das Innere eines abstürzenden Flugzeugs. Und plötzlich, nach zwei Jahrzehnten unerklärbarer Stille, fangen die Meisen auf der Insel Uusimaa wieder an zu singen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.12.2014

Franz Friedrichs "Die Meisen von Uusimaa" ist so sehr Märchen wie Roman, verrät Nico Bleutge. Auf drei Zeitebenen spielt das Buch, die der Autor schön verflicht und am Anfang der Kapitel gerne ohne exakte Zuordnung in der Schwebe hält: 1996 bricht eine Dokumentarfilmerin zur Insel Uusimaa auf, wo die Meisen urplötzlich aufgehört haben zu singen, 2007 stößt eine Studentin, die an ihrer Doktorarbeit schreibt, auf eine Sängergemeinde, die von einer verheißenen Insel träumt, 2017 reist ein belgischer Filmemacher - durch ein dystopisches Europa - nach Uusimaa, weil die Vögel wieder singen, fasst der Rezensent die Ebenen zusammen. Immer wieder finden sich "Stichstraßen von der Vergangenheit in die Zukunft", die schließlich in einer Art Finale münden, das allerdings keine einfache Lösung bereithält, so Bleutge. Das Besondere an Friedrichs Buch ist aber sein Sinn für Nuancen, ohne in eine "Mythomanie des Details" zu verfallen, lobt der Rezensent. Die Einzelheiten sind die widerborstigen Elemente, die sich der Ordnung der Geschichte - Innen wie Außen - nicht unterwerfen wollen, erklärt Bleutge begeistert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.09.2014

Als singe der Autor selbst, nicht die Meisen, kommt es Oliver Jungen vor. Auch wenn Jungen die Handlung von Franz Friedrichs Debütroman nicht so sonderlich interessiert, ohnehin handle es sich eher um eine Nicht-Handlung und den Mut dazu, wie Jungen erklärt, spielerisch und sprachlich findet der Rezensent das Buch auf höchster Höhe. Echt nennt er, was Friedrich mit essayistischer und bildreich poetischer und rhythmischer Verve vorlegt. Dem Kitschverdacht entgeht der Autor so, versichert Jungen, für den das Buch mit seinen drei Erzählsträngen, seinem Personal (allesamt Suchende) und dem vom Autor entworfenen auf die Apokalypse zusteuernden Universum als romantisches Romanfragment durchgeht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.09.2014

Der verblüffenden Kraft der Fantasie begegnet Christoph Schröder in Franz Friedrichs Romandebüt, und das macht ihn regelrecht glücklich. Wie der Autor in seinem Buch Utopien und Dystopien einander gegenüberstellt und Auswege aus scheiternden Lebensentwürfen sucht, hat Schröder sehr imponiert und hoffnungsvoll gestimmt, bei aller Vorläufigkeit der Vorschläge. Kühn und originell findet Schröder die Erzählweise des Autors, klug und komplex den Bau des Romans. Dass ein Gegenwartsroman derart den Möglichkeitssinn schärft, hat der Rezensent kaum je erlebt. Für Schröder beinah ein Wunder von einem Buch.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.09.2014

Dana Buchzik hat sich von Franz Friedrich entführen lassen. Die ihr besonders ans Herz gewachsenen paradiesisch anmutenden Naturschilderungen in Friedrichs unter finnischen (und schweigenden) Lapplandmeisen und leicht orientierungslosen Filmemachern spielendem Romandebüt führen allerdings unversehens zu einer politischen Fragestellung und in die Dystopie. Auch wenn Buchzik nicht alles Erzählte im Buch gleich plastisch und inspirierend findet, hält sie den Autor für souverän und den Text für eine gelungene Abwechslung zum inflationären Großstadtroman.
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