Feridun Zaimoglu

Rom intensiv

Mein Jahr in der ewigen Stadt
Cover: Rom intensiv
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2007
ISBN 9783462037890
Kartoniert, 256 Seiten, 7,95 EUR

Klappentext

Es ist eine große Auszeichnung und gleichzeitig eine schwere Bürde: als deutschsprachiger Autor ein Jahr in Rom zu verbringen, dort zu leben und zu arbeiten - erst recht, wenn man dort als Deutschtürke ganz besonders auffällt. Feridun Zaimoglu lässt sich nicht beirren, stürzt sich ins Geschehen, lernt Italienisch nach Maßgabe seiner Bedürfnisse ("Una spremuta d'arrancia, per favore" ist sein erster Satz), meidet die Touristenspots und treibt sich lieber auf Trödelmärkten und unter Fremdländern herum. So wird Sergej, der geheimnisvolle Mann aus der Ukraine, sein unerschrockener Begleiter und die ewige Stadt allmählich sein Revier. Zeitweilig ist der Petersplatz sein bevorzugter Ort, denn Erkrankung und Tod von Johannes Paul II. und die Wahl von Benedikt XVI. halten die Stadt in Atem. Und auch der Campo dei Fiori steigt in seiner Gunst, denn das Leben auf und um diesen Platz herum bietet reichlich Anschauungsmaterial. So entstehen ethnografische Studien, literarische Phantasien und immer wieder handfester Kontakt auch auf der obligatorischen Urlaubsreise während des Ferragosto.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.08.2007

Erfreut zeigt sich Volker Breidecker von diesem "schrägen kleinen" Buch "Rom intensiv" des deutschtürkischen Schriftstellers Feridun Zaimoglu. Ein Jahr hat der Autor in der ewigen Stadt verbracht, als Stipendiat im ehrwürdigen Studio 10 der Villa Massimo. Jede Woche hat er seine Kieler Heimat mit einem literarischen Gruß aus der Ferne beglückt, so dass auf diesem Wege insgesamt 54 Kurzgeschichten in Glossenform entstanden, die jetzt in diesem Band zusammengetragen wurden. Ob sich jede Begebenheit auch genau so zugetragen hat wie von Zaimoglu geschildert, ist dem Rezensenten gar nicht so wichtig. Er nämlich habe sich bereits verliebt in dieses Rom, das für ihn "zur Kulisse einer Slapstick-Komödie" wurde, "deren Autor, als wolle er an der Spitze einer 'Panflötenpunkband' aufspielen, die Rolle des heimwehkranken Harlekins mimt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2007

Eine gewisse souveräne Entspanntheit möchte Rezensentin Anja Hirsch dem Autor gerne zugestehen. Ebenso Tapferkeit. Sich der Spanischen Treppe gestellt zu haben, zum Beispiel. Den Brinkmannschen Mix aus Neugier, Agressivität und Ratlosigkeit scheint sie nicht unsympathisch zu finden, allerdings fragt sie sich auch, ob Tageseindrücke wie diese "immer gleich buchverdächtig" sind. Mit Gestaltungswillen jedenfalls scheint ihr der Band nicht eben gesegnet. Dass sie die "Materialanhäufung" als "alternativen Reiseführer" empfiehlt, kann da nicht ganz ernst gemeint sein. Die Freude über Feridun Zaimoglus "Fabulierlust" und eine Wiederbegegnung mit dessen "Urthema" der eigenen Identität dagegen schon.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.07.2007

Sehr geärgert hat sich Rezensent Christoph Schröder über dieses Buch von Feridun Zaimoglu, in dem Zaimoglu, der auf Einladung der Villa Massimo eine Zeit in Rom verbrachte, von seinen angeblichen Abenteuern im italienischen Alltag erzählt. Niemals, schimpft der Rezensent, haben seine Ausflüge Zaimoglu auf die "Abwege" geführt, von denen der Klappentext spreche. Im Gegenteil: Zaimoglu bewege sich zu jeder Zeit auf den ausgetretenen Pfaden der sattsam bekannten Italienklischee. Der Verkehr ist chaotisch, im Trevi-Brunnen badet Anita Ekberg, der Vatikan ist der "Kreml des Martialkatholizismus". Da kann Schröder nur abwinken, wobei ihm zum Schluss ein unheimlicher Verdacht kommt: "Noch schlimmer als der Gedanke, dass sich das alles so zugetragen haben könnte, ist der, dass es ausgedacht ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.05.2007

Dieses Buch ist aus den Kolumnen hervorgegangen, die Feridun Zaimoglu von seinem Aufenthalt im italienischen Künstlerrefugium Villa Massimo an die "Kieler Nachrichten" geschickt hat. Die Rezensentin Dorothea Dieckmann sieht hier einen Autor mit "erfrischender Antihaltung", der nicht - wie einst Rolf Dieter Brinkmann in Rom - an der "Zerrüttung der Zivilisation" verzweifelt, sondern ihr mit "sympathisch schlampiger Nonchalance" begegnet. Zaimoglu lässt sich beschimpfen, von römischen Vespa-Fahren umnieten und in Neapel abzocken. Wenn hier ein Film liefe, würde die Rezensentin also eher auf Buster Keaton als auf Federico Fellini tippen. Während ihr jedoch anfangs noch der beherzte "Trottel", den Zaimoglu hier gibt, sympathisch ist, geht er ihr zunehmend auf die Nerven. In einer wöchentlichen Kolumne lässt sie sich einen solchen Comicstrip gern gefallen, in einem Buch langweilt er sie mit der Zeit.
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