Felisberto Hernandez

Die Frau, die mir gleicht

Erzählungen
Cover: Die Frau, die mir gleicht
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518417522
Gebunden, 400 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Angelica Ammar, Anneliese Botond und Sabine Giersberg. So spät der Uruguayer in der Welt bekannt wurde - mit seinem unorthodoxen schmalen Werk hat Felisberto Hernandez so unterschiedliche Köpfe wie Julio Cortazar, Gabriel Garcia Marquez und Italo Calvino fasziniert. Dieses Buch ist eine Einladung, den genialisch Sonderbaren, den erfindungsreichen Grübler und Panerotiker, den Humoristen des erstaunten Seitenblicks kennenzulernen - und einige der schönsten Erzählungen der lateinamerikanischen Literatur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.09.2006

Die Gedankenwelt von Felisberto Hernandez besteht nicht aus Gegensätzen und Extremen, sondern aus weichen Übergängen, was sich auch in den Erzählungen dieses Sammelbandes zeigt, erklärt Nico Bleutge. Wer jetzt Angst vor komplizierten, "überdehnten Begriffen" bekommt, wird gleich vom Rezensenten beruhigt, der betont, wie geerdet und dabei detailgenau die Schilderungen des 1964 gestorbenen uruguayischen Autors sind. Er preist die "eigentümliche" Atmosphäre der Texte, in denen beispielsweise eine Gruppe von Stühlen schon mal ein merkwürdiges Eigenleben zu entwickeln scheint, und lässt sich von der "suggestiven Kraft" der Erzählungen gefangen nehmen. Als besonders lobenswert streicht er heraus, dass die Texte in diesem Band nicht chronologisch geordnet sind, sondern ihre Abfolge anhand von Motiven, Ideen und Figuren komponiert wurde. Die Übersetzung ins Deutsche durch drei verschiedene Übersetzerinnen erscheint ihm gerade in ihrer Behutsamkeit als in hohem Maße angemessen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.09.2006

Auf den Erzählband des uruguayischen Autors Felisberto Hernandez stimmt Karin Ceballos Betancur wahre Lobeshymnen an. Die eher widerständigen Prosatexte, die zwischen Traum und Wachsein changieren und mal an französische Surrealisten, mal an den berühmten lateinamerikanischen magischen Realismus erinnern ohne mit diesen Kategorien ganz zu fassen zu sein, provozieren die Rezensentin zu haltlosen Begeisterungsausbrüchen. Unvergleichlich seien diese Erzählungen, so Ceballos Betancur verzückt, die insbesondere von den ungewöhnlichen Metaphern des Autors ebenso hingerissen ist wie vom Verlag, der es unternommen hat, die 24 kurzen Texte zum Teil erstmalig ins Deutsche zu übersetzen und zu publizieren. Das großartige Nachwort von Julio Cortazar, das einem früheren Band mit Erzählungen von Hernandez beigefügt war, fehlt zwar, ist aber der einzige Wermutstropfen in diesem Rezensenten-Ambrosia.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2006

Dem Rezensenten Leopold Federmair zufolge hält dieses Buch voller skurriler Geschichten wirklich interessante Leseerfahrungen bereit. Deswegen widmet Federmair auch weite Passagen seiner Rezension der Frage, was die Lektüre mit dem Leser machen kann und wie der den größtmöglichen Gewinn daraus zieht - etwa indem man kurz unterbricht, wenn sich die Geschichte als zu sperrig erweist: Die Geschichten seien aber nicht undurchdringlich, man müsse nur die richtige Stelle finden, um hineinzukommen. Nach Einschätzung des Rezensenten ist der Autor Felisberto Hernandez, der erst nach seinem Tod einem größeren Kreis an Lesern bekannt wurde, kein "Phantast". Er habe lediglich einen "schrägen Blick" auf die Wirklichkeit, der unsere Wahrnehmung und Deutung von Identität aber nach Meinung des Rezensenten nur bereichern kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2006

Es ist alles in allem ein ziemliches Unglück mit Felisberto Hernandez, stellt Richard Kämmerlings fest. Er will damit gar nichts gegen die Qualität der Literatur des 1964 gestorbenen uruguayischen Autors sagen. Nur was den endlichen Durchbruch in Deutschland angeht, hat er so seine Zweifel. Schon zu Lebzeiten ging es Hernandez in seiner Heimat nicht besonders gut: die Anerkennung stellte sich spät ein, im Ausland eigentlich bis heute nicht. In Zeiten, in denen das Interesse an lateinamerikanischer Literatur wieder deutlich abgeflacht ist, komme dieser Band nun, fürchtet Kämmerlings, zu spät. Lesenswert aber ist er nach Ansicht des Rezensenten schon, vielleicht gerade weil er keiner Mode - schon gar der des "magischen Realismus" - so recht zuzurechnen ist. Wenn es in den Erzählungen nicht mit rechten Dingen zugehe, habe das eher mit dem Wahnsinn der Figuren zu tun, ihrer verrückten Verlebendigung der Dinge, als mit Magie. Interessant auch, wie der etwas aus der Welt gefallene Wahn oft mit der neuesten Technik kontrastiert wird, wenn nicht sogar kooperiert. Fragt sich dennoch, warum man diesen Autor nun unbedingt lesen sollte. Weil, so findet jedenfalls der Rezensent, bei wenigen Autoren die Instabilität von Welt und Subjekt so überzeugend dargestellt wird.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2006

Als "faszinierenden Solitär" der lateinamerikanischen Lietratur führt Katharina Döbler den Autor Felisberto Hernandez ein, der es nie zu großem Ruhm gebracht hat, aber als großes Vorbild für Autoren wie Gabriel Garcia Marquez und Juan Carlos Onetti gilt. Seine skurrilen Erzählen sind dabei keine "herzerwärmende, schon gar keine gemütliche Beschäftigung", warnt Döbler allerdings, vielmehr eine radikale, sperrige und verstörende Lektüre. In ihnen beginnen die Dinge, eine seltsames Eigenleben zu führen, oft sind sie die Hauptfiguren. Als Beispiel führt Döbler die Geschichte "Der Balkon" heran. Hier unterhält eine Frau eine erotische Beziehung zu ihrem Balkon. Die Sache geht nicht gut: Der Balkon begeht Selbstmord.
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