Eva Rieger

Minna und Richard Wagner

Stationen einer Liebe
Cover: Minna und Richard Wagner
Artemis und Winkler Verlag, Düsseldorf 2003
ISBN 9783538071544
Gebunden, 444 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Wagners Werk ist voll von tragischen Liebenden: Tristan und Isolde, Kundry und Parsifal, Venus und Tannhäuser - Spiegel des Lebens eines Mannes, dessen erotische Affären bis heute in aller Munde sind: Mathilde Wesendonck, Cosima von Bülow ... Der Komponist hat aber auch über 26 Jahre eine "bürgerliche Ehe" geführt, die erstaunlich lange allen Stürmen und Seitensprüngen trotzte, schließlich aber doch zerbrach. Wer war jene Minna Planer, die das ruhelose Leben ihres Mannes zwischen Musik, Revolution und Schweizer Exil teilte? Ein armes Hascherl? Weit gefehlt! Eva Rieger überrascht den Leser: Sie entwirft ein facettenreiches Porträt einer höchst eigenständigen und selbstbewussten Frau. Gestützt auf eingehende Recherchen in Bayreuth und Archiven der Schweiz führt sie dem Leser zugleich Wagners entscheidende Lebens- und Schaffensjahre vor Augen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.08.2004

Mit den "immergleichen Klischees" aus der fast 140-jährigen Wagnerforschung räumt Eva Rieger mit ihrem neuen Buch auf, schreibt Rezensentin Christine Lemke Matwey. Die Autorin widmet sich in ihrer Studie der ersten Frau Wagners, Christiane Wilhelmine Planer, die von Wissenschaftlern bisher entweder als leichtfertige Ehebrecherin oder als geistlose Xanthippe abgefertigt worden ist. Die Studie Riegers, die "eifrig Quellen studiert", Zeugnisse der Zeit befragt und Archive konsultiert hat, ergibt ein anderes Bild: Christiane - Minna - sei "alles andere als das Dummchen am Herd" gewesen. Interessant findet die Rezensentin die Annahme der Autorin, dass die Ehe nicht an der "legendären" Wesendonck-Affäre am Zürichsee gescheitert sei, sondern als Wagner mit seinem Ritt auf den Barrikaden seine Position als Kapellmeister "lustvoll" aufs Spiel gesetzt und damit eine unverzeihlich "Rücksichtslosigkeit" an den Tag gelegt habe. Ein gut recherchiertes, "streng wissenschaftliches" Buch, dessen "seitenweise" Zitate allerdings gelegentlich "zum Überblättern" verführen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.01.2004

In einer Doppelrezension vergleicht Melanie Unseld zwei Biografien über Wagners Frauen, Marthas Schads "Meine erste und einzige Liebe - Richard Wagner und Mathilde Wesendonck" (siehe dort) und das vorliegende Buch über Wagner und seine erste Frau Minna, das wesentlich besser abschneidet. Ganz anders als Schad, der Unseld eine verschmockte Musen-Metaphorik vorhält, schaffe es Rieger, eine Würdigung Minnas vorzulegen, die die Tücken des Genres "Die Frau an seiner Seite" mit Bravour umschiffe. Die schnörkel-, dabei aber nicht teilnahmslose Sprache der Autorin dürfte nicht unwesentlich dazu beitragen, merkt Unseld an, noch wichtiger aber ist wohl ein reflektierter und kluger Umgang mit den Quellen. So erstehen vor dem Auge des Lesers die "Stationen einer Ehe", und Unseld merkt dankbar an, dass Rieger ihre Distanz zum Gegenstand selbst dort wahrt, wo "moralisierende Statements" über Wagners tatsächlich unrühmliches Verhalten gegenüber Minna sich aufdrängten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.07.2003

Auch in einer abgegrasten Vita wie der von Richard Wagner gibt es noch Dinge, die neu zu bewerten sind, meint der Rezensent Hans-Klaus Jungheinrich, gerade da die Wagnerstudien noch weitgehend einem etwas "pausbäckigen Genieverständnis" aufsitzen und sich innerhalb der "traditionell beschränkten Wagnersicht" bewegen. Eva Riegers Biografie sei also keineswegs überflüssig, zumal sie sich speziell mit der zumeist als "unbedarftes Mauerblümchen" dargestellten Minna Wagner, Richards erster Ehefrau, befasse. Diesem Klischee, so der Rezensent, setzt Rieger ein Beziehungsbild entgegen, in dem sowohl der materielle als auch der sinnliche Lebenswandel Richard Wagners Minna zunehmend Schwierigkeiten bereiten, und über "bittere Stationen" zum Ende führen. Dem Rezensenten gefällt, dass Rieger sich ausdrücklich zu Minna bekennt, und dass es ihr dabei trotzdem gelinge, nicht einseitig zu werden und die zwei Lebensläufe auf "behutsame" und "angenehm temperierte" Weise zu verweben. Allein Riegers Frage, ob die Beziehung der beiden unter besseren äußeren Umständen gehalten hätte, erscheint dem Rezensenten "ein wenig müßig".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2003

Minna Wagner, geborene Planer, die Ehefrau Richards, gilt gemeinhin als "kleingeistige Nörglerin", die ihrem angetrauten Komponistengenie das Leben schwer machte, schreibt Ellen Kohlhaas. Mit dieser Vorstellung wolle die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger nun aufräumen. Rehabilitiert solle sie werden, die Kleinbürgerstochter, die ihre Schauspielkarriere für Wagner aufgab, ihn bei seinen Eskapaden unterstützte, sich dann aber zunehmend von ihm entfremdete. Der Grund: Der Mann war selbstherrlich und konnte nicht zwischen Kunst und Wirklichkeit unterscheiden. Die Rezensentin lobt die Gewissenhaftigkeit und kritische Distanz, mit der Rieger das Eheleben der Wagners nachvollzieht. Ihre "spannende" Biographie könne "als Versuch einer Bürgerin des neunzehnten Jahrhunderts gelesen werden, sich innerhalb des patriarchalischen Rollenverständnisses ihrer Zeit eigenständig zu behaupten", aber auch als Einblick in den Alltag eines Exzentrikers und schlechten Ehemanns.
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