Dea Loher

Hundskopf

Erzählungen
Cover: Hundskopf
Wallstein Verlag, Göttingen 2005
ISBN 9783892448655
Gebunden, 114 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Dea Lohers Erzählungen führen zunächst in Situationen, die überschaubar wirken, fast harmlos, sich jedoch bald als doppelbödig erweisen. Da erhält etwa in der Titelerzählung Richard, Kneipier und dilettierender Musiker, einen Anruf von einer Unbekannten ­ und noch während er sich fragt, ob sie sich nur verwählt hat, gewinnt das Spiel etwas Verführerisches: Immerhin wird ihm unverhohlen ein Auftragsmord angetragen, und das Geld, das sich damit womöglich verdienen ließe, könnte ihn schon reizen. Eine andere Erzählung handelt von Anna und Johann, deren Hochzeitsreise nach Arizona unverhofft im Krankenhaus endet, weil Anna plötzlich Schmerzen im Unterleib hat. Nichts wirklich Schlimmes scheint vorzuliegen, und die Ärzte sind offenkundig vor allem daran interessiert, saftige Rechnungen zu schreiben, aber dennoch blickt der Leser bald in die Abgründe eines ganz existentiellen Nicht-Gesundseins ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.06.2005

Kai Wiegandt ist über alle Maßen entzückt von Dea Lohers Debüt als Erzählerin. In jeder der in dem Band "Hundskopf" publizierten Geschichten macht er folgendes Grundmuster aus: Eine alltägliche, banale Situation wird auf subtile Weise nach und nach "bis an die Ränder der Glaubwürdigkeit" entwickelt, so dass am Schluss oft "negative Extremausschläge auf der Skala der Gefühle" ausgelöst werden. Der Rezensent nennt hier Entsetzen, Bestürzung, Ekel, Scham und Machtlosigkeit, und die Beispielszenen, die er zitiert, stellen diese Aufzählung sicher nicht in Frage: In der Titelgeschichte etwa sei von einem abgeschnittenen Hundskopf die Rede, der ausgekocht als eine Art Du-sollst-nicht-Töten-Mahnmal dient, in einer anderen Erzählung von einer Frau, die das Glasauge ihres Mannes bei den Nachbarn in Verwahrung zu geben wünscht. Die Sprache der Autorin findet Wiegandt dabei oft untergründig komisch, "diskret, sparsam und treffsicher". Darüber hinaus schätzt er, dass Loher ihre Leser, obwohl die Geschichten auf Pointen verzichteten, mit einem "Aha-Erlebnis" entlasse, "das nachhallt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.06.2005

Die Rezensentin Sibylle Cramer ist im Großen und Ganzen zufrieden mit diesem Prosadebüt der Dramatikerin Dea Loher, auch wenn die Geschichte einige Schwächen aufweise. Die erzählerischen Stilmittel liegen nach Meinung der Rezensentin erstaunlich brach. Die Dialoge etwa funktionieren in Cramers Augen überhaupt nicht: Loher scheine die Sprache als "reibungslos funktionierendes Instrument der Ereignisvermittlung" zu betrachten, nicht aber als Mittel der Gestaltung." Die Stärken der Autorin liegen woanders. Zum Beispiel in der "präzisen Beobachtungsgabe", mit denen die Autorin sich ihren Schauplätzen des Übergangs nähert. Als Leitmotiv identifiziert die Rezensentin die "Ambivalenz menschlichen Handelns in absoluter Freiheit", dem sie sich mit einem "gut gekühlten" Stil nähere.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.03.2005

Martin Krumbholz' Begeisterung angesichts des Prosadebuts der Dramatikerin Dea Loher hält sich in äußerst engen Grenzen. Wirklich positiv kann er nur die Geschichte "Agnes" bewerten, die ihn durch den Plot, die Erzählweise und die Porträtierung der Charaktere überzeugt. Als zweites Beispiel betrachtet er die Titelgeschichte, deren Moral er "etwas durchsichtig" findet. Allgemein bemängelt er an den Geschichten den jeweiligen Schluss, denn auch wenn er keine Pointe wie in der Kurzgeschichte erwartet, so fände er es doch wünschenswert, wenn sie immerhin ansatzweise zu Ende erzählt würden, statt sie, wie es ihm scheint, motivationslos einfach aufhören zu lassen. Auch gegen den "Desillusionismus dieser Texte" hat er im Prinzip nichts, doch schafft es die Autorin seiner Ansicht nach trotz aller literarischen Fähigkeiten nicht, ihre Geschichten vor einer gewissen Unterkühltheit zu bewahren.
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