Dave Eggers

Der Circle

Roman
Cover: Der Circle
Kiepenheuer und Witsch Verlag, köln 2014
ISBN 9783462046755
Gebunden, 560 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz so ein Ziel der "drei Weisen", die den Konzern leiten wird es keinen Schmutz mehr geben im Internet und auch keine Kriminalität. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterneköche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2014

Ist er nun ein Optimist, der Autor, oder ist er's nicht, fragt sich Andreas Platthaus. Am Ende der Lektüre von Dave Eggers' Roman glaubt der Rezensent doch fast daran, bei aller Verzweiflung, die in der Geschichte um planmäßige Gehirnwäsche und Persönlichkeitsveränderung durch IT-Großkonzerne offenbar wird. Dass der Autor sie immerhin in die Zukunft projiziert, ist für Platthaus der entscheidende Hinweis. Die schonungslose Genauigkeit, mit der Eggers die zukünftige Gesellschaft zeichnet, ist für Platthaus dagegen Ausweis seiner Stärke. Stilistisch und als Handlungskonstrukteur kann und muss ihn der Autor gar nicht überzeugen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.08.2014

Aufrüttelnd, aber plakativ findet Jörg Häntzschel Dave Eggers dystopischen, noch vor den NSA-Enthüllungen geschriebenen Roman, der laut Häntzschel dort weitermacht, wo die Überwachungsdebatten aufhören. Das Thema ist richtig, meint der Rezensent, mit den Mitteln hat er so seine Probleme. So detailliert der Autor unsere Zukunftsängste schildert, von implantierten Netzhautscreen und ChildTracking berichtet, so wenig subtil erscheint Häntzschel das im Buch angebotene aus Kommunismus, Katholizismus und Mythologie zusammengestoppelte Heilsversprechen. Ein "motivischer Overkill", der den Rezensenten nicht überzeugt. Was die Götter des Überwachungszeitalters wirklich antreibt, erfährt er dagegen nicht, und die Figuren in diesem Roman bleiben Pappkameraden, Roboter allesamt, meint Häntzschel, aber schon vor dem Eintreten in die von Eggers beschriebene Wirklichkeit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.08.2014

Schaudernd hat Katharina Granzin Dave Eggers Roman aus der schönen neuen Social-Media-Welt gelesen, und er hat ihr ein für allemal "Transparenz" und "soziale Offenheit" verleidet. Die Geschichte der Jungen Mae, die für ihren Aufstieg im hippen Internet-Unternehmen Circle den kompletten Verlust ihrer Privatsphäre in Kauf nimmt, erscheint ihr sehr klarsichtig und in keiner Weise als Science Fiction. "Die fleischgewordene Apokalypse" hat sie in dieser Figur erlebt. Über die literarische Qualitäten des Buches sagt Granzin nichts, aber dass allgegenwärtige und totale Überwachung nicht nur vom Staat ausgeht, sondern auch von den kalifornischen Tech-Unternehmen, weiß die Rezensentin jetzt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.08.2014

Mit größter Enttäuschung hat Dirk Knipphals Dave Eggers' Roman über die Arbeitskultur in einem binnen kürzester Zeit die politischen Verhältnisse auf den Kopf stellenden Internetkonzern gelesen: Was vollmundig als großer Roman über die Gefahren und Risiken der heutigen Transparenz- und Digitalgesellschaft lanciert wird, entpuppt sich für den Geschmack des Kritikers am Ende doch als reichlich flache Angelegenheit von zudem noch äußerst mäßigem literarischen Wert: Dieses Buch ist "unglaublich schlecht und klischeehaft geschrieben", meint Knipphals. Das macht er nicht nur an den vielen naheliegenden Bildern, den uninteressanten Figuren und der mäßigen Dramaturgie fest, sondern vor allem auch daran, dass die vermeintlich weise Erkenntnis des Romans, dass die neu IT-Welt nicht nur flache Hierarchien hervorbringt, sondern auch eine neue Kontrollgesellschaft etabliert, nicht nur plump im Dialog ausgeplaudert wird, sondern auch jedem wachen Leser schon vor der Lektüre dieses Romans bekannt war. Auch ärgert sich der Kritiker darüber, wie wenig die im Roman erzählte Welt doch dem Vergleich mit der Wirklichkeit standhält: Statt die kleinen, viel interessanteren Mikrogeschichten zu erzählen, die der neue digitale Alltag mit sich bringt, verhebt sich der Autor zur großen "Verhängnisgeschichte", in der lauter naive Menschen die immer neuen Zumutungen einfach nur bejubeln. Nein, schließt Knipphals seine Besprechung: Der erhoffte Roman zur Debatte ist "Der Circle" ganz und gar nicht geworden - höchstens eine leidlich gute Erinnerung daran, zwischen Arbeit und Lebensqualität eine ausgewogene Balance zu halten.