Claudia Pineiro

Kathedralen

Roman
Cover: Kathedralen
Unionsverlag, Zürich 2023
ISBN 9783293005921
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Lía glaubt nicht mehr an Gott. Nicht, seit ihre siebzehnjährige Schwester grausam ermordet wurde. In ihrer streng religiösen Familie fühlt sie sich völlig allein gelassen, und bald bricht sie den Kontakt zu ihr gänzlich ab. Dreißig Jahre vergehen ohne den geringsten Hinweis auf den Mörder, dreißig Jahre, die tiefe Gräben in der Familie hinterlassen. Erst eine unerwartete Begegnung wirbelt die Vergangenheit wieder auf und entfesselt einen Sturm, der alle mit sich reißt. Claudia Piñeiro ergründet ein erschütterndes Familiengeheimnis, hinter dem ein Netz von religiösem Fanatismus, kirchlichem Machtanspruch und Repressionen sichtbar wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.03.2023

Rezensentin Sylvia Staude liest Claudia Piñeiros Roman als Plädoyer gegen religiösen Fanatismus und Selbstgerechtigkeit. Die Handlung spielt in Argentinien, wo die Protagonistin Lía vom Glauben abfällt, als sie ihre jüngere Schwester beerdigen muss, die Opfer eines grausamen Mordes wurde. Dreißig Jahre vergehen, ohne, dass der Mörder gefunden wird. Die Geschichte wird aus sieben unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so Staude, fünf Familienmitglieder kommen zu Wort, sowie die beste Freundin der Toten und der Forensiker, der den Fall behandelt. Immer wieder prangert Piñeiro die Heuchelei und Macht der Kirche an, so die Rezensentin. Obwohl der Mord in der Vergangenheit angesiedelt ist, sieht Staude einen hohen Aktualitätsbezug zu religiösem Fanatismus zum Beispiel in den USA sieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2023

Endlich erscheint dieses beeindruckende Buch auch auf Deutsch, zeigt sich Katrin Doerksen dankbar über Peter Kultzens Übersetzung von Claudia Piñeiros "Kathedralen": Ausgangspunkt ist der brutale Tod von Ana, der aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird, die alle ihre Eigenheiten bewahren, wie die Rezensentin lobt. Besonders die beste Freundin der Toten, die aufgrund einer Verletzung Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis hat, spiegelt für Doerksen wider, wie es ist, wenn ein Trauma Lücken hinterlässt. Doch auch der katholische Glauben, von dem sich Anas Schwester lossagt, spielt eine wichtige Rolle, wie berichtet wird, sie ist neben der patriarchalen Gesellschaft die zweite große gewaltausübende Institution. Die Wut über diese Situation merkt die Kritikerin der Autorin an und lässt sich von dieser Aufrichtigkeit gegenüber der Gewalt an Frauen gerne zu einer eindrucksvollen Empfehlung überzeugen.
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