Christine Wolter

Die Alleinseglerin

Roman
Cover: Die Alleinseglerin
Ecco Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783753000732
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Almut, eine alleinerziehende Literaturwissenschaftlerin, übernimmt von ihrem Vater ein Segelboot, einen Drachen - wunderschön, doch viel zu groß und viel zu kostspielig für sie. Bald verschlingt der Drache all ihre Zeit und ihr Geld. Sie verbringt die Wochenenden nur noch am See, mit der Instandhaltung und Renovierung beschäftigt, oder läuft auf der Suche nach Lack, Sandpapier, Planstoff durch ganz Ostberlin. Die anderen Bootsbesitzer, alles Männer, belächeln sie - so ein Boot sei nichts für eine einzelne Person, schon gar nicht für eine Frau. Mehrfach versucht sie den Drachen zu verkaufen, aber dann kann sie sich doch nicht von ihm trennen. Denn mit ihm entdeckt sie eine Freiheit, die sie weder in ihrem Land noch in einer Beziehung je finden konnte. Dieser zeitgemäße moderne Klassiker von 1982 bricht eine emanzipatorische Lanze, die an Aktualität bis heute nicht verloren hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.11.2022

Rezensent Helmut Böttiger schreibt berührt über Christine Wolters wieder entdeckten Roman "Die Alleinseglerin" . Die Ich-Erzählerin Almut erinnert sich im Italien des Jahres 1982 - wie die Autorin - an den "Drachen", das Boot, das im real existierenden Sozialismus der DDR zurückblieb - genauso wie der Vater, die Freunde und Nachbarn. Böttiger zufolge eröffnet dieser "Drache" als "Metapher für Sehnsucht und Entgrenzung" Wolter die Möglichkeit einer "Kampfansage" gegen die SED, aber auch für ein Plädoyer der persönlichen Selbstbehauptung durch die "emphatische Besetzung der Kunst".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.11.2022

Rezensent Helmut Böttiger staunt, wie sehr der Roman von Christine Wolter die Verfilmung des Textes überflügelt. Die Geschichte der Alleinseglerin aus der DDR mit ihrem Drachenboot liest Böttiger als kämpferische Erzählung einer Selbstverwirklichung und als Gesellschaftskritik. Dem Leser rät der Rezensent, die Geschichte nicht einfach mit dem Feminismus der damaligen BRD gleichzusetzen. Entscheidend für den Gang der Story seien die Verhältnisse in der DDR. Reizvoll findet Böttiger auch den schwebenden Ton der Erzählung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.09.2022

Die Erzählerin in Christine Wolters schmalem, stark autobiografisch geprägtem Roman, erinnert sich, Anfang der achtziger Jahre in Mailand lebend, an die Zeit, als sie in der DDR ein Segelboot erbte, für das sie sich jahrelang körperlich und finanziell verausgabte, obwohl sie sich aus dem Segeln nicht allzuviel machte. 1982 erstmals erschienen hat der Ecco Verlag den Roman jetzt wiederaufgelegt und das ist ein Glück, erklärt Rezensentin Katharina Teutsch, die sich für die Zeit mit der Autorin in Köpenick getroffen hat. Für sie ist der Roman ein "kleines Meisterwerk", proletarisch und elegant zugleich, mit einer Erzählerin, die die DDR und die Landschaft um Köpenick nie ganz verlassen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2022

Für Rezensentin Emilia Kröger ist die Neuauflage von Christine Wolters 1982 in der DDR erschienenem Roman eine Wiederentdeckung und eine Bereicherung. Das liegt einmal an der weiblichen Perspektive auf patriarchale Strukturen und dann an dem thematisierten Generationenkonfllikt zwischen der Protagonistin und ihrem SED-treuen Vater. Das Segelboot als Symbol der Freiheit wird für die Hauptfigur zum Prüfstein der eigenen Behauptung in einer von Männern dominierten Welt, erklärt Kröger. Die Entwicklung der Figur spiegelt sich laut Kröger in der Sprache, die erst "schemenhaft-metaphorisch", dann kraftvoll assoziierend ist.
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