Christian Füller

Die Revolution missbraucht ihre Kinder

Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen
Cover: Die Revolution missbraucht ihre Kinder
Carl Hanser Verlag, München 2015
ISBN 9783446247260
Gebunden, 280 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Seit die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule bekannt wurden, ist das Vertrauen erschüttert: Wie konnte die Erziehung zu freien Menschen in schwerste Verletzungen der Menschenwürde münden? Christian Füller hat Dokumente und Zusammenhänge recherchiert, die den sexuellen Missbrauch Minderjähriger im Licht einer langen Tradition erscheinen lassen. Vom Wandervogel über die Reformpädagogik (mit der Berufung auf die griechische Antike) und die "sexuelle Befreiung" der 68er lässt sich bis in unsere Tage, wo das Internet eine neue Gefahr darstellt, verfolgen, wie Pädosexuelle immer wieder Schutzraum und Rechtfertigung für Übergriffe auf Kinder und Jugendliche suchten und fanden. Füller liefert eine materialreiche und differenzierte Betrachtung, damit wichtige Reformansätze nicht wegen krimineller Trittbrettfahrer in Misskredit geraten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2015

Beeindruckend und materialreich findet Oliver Pfohlmann Christian Füllers Buch "Die Revolution missbraucht ihre Kinder". Bei der Wandervogelbewegung beginnend, untersucht Füller verschiedene deutsche Protest- und Reformbewegungen und ermittelt, wie diese missbraucht wurden, berichtet der Rezensent. Füller betone hierbei die Idee des "pädagogischen Eros", die vielen Pädophilen eine Missinterpretationsplattform bot. Neben der historisch weitgefächerten Arbeit schätzt Pfohlmann auch, dass Füller die Kirche nicht außen vor lässt, aber unterschiedliche Erklärungsansätze für die Straftaten vorschlägt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.04.2015

Sven Reichardt schätzt das neue Buch von Christian Füller, eine Sammlung von Fallstudien zum Thema Pädophilie und Kindesmissbrauch, die den Bogen spannt von den Päderasten im antiken Sparta über die Reformpädagogik und das linksalternative Milieu bis zu heutigen Chatrooms, vor allem wegen als Faktensammlung. In der Darstellung (laut Reichardt rabiat, alarmistisch) und in der Interpretation scheint ihm dem Autor hingegen allzu sehr auf Schwarz-Weiß-Bilder zu setzen und die nötigen und erhellenden Kontexualisierungen zu vernachlässigen. Das neue Selbstbewusstsein der auf pädagogischen Eros setzenden Jugendbewegungen der 70er und 80er etwa, meint er, fällt so unter den Tisch und damit ein Grund für den Erfolg der Pädophilen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 14.03.2015

Für Alan Posener wirkt in diesem Buch von Christian Füller viel zu viel politische Instrumentalisierung mit, als dass er nicht sagen müsste: Der Autor hat sich leider verrannt. Anklageschrift hin oder her, meint Posener, der zunächst anerkennt, dass der Autor weder gegen die Verantwortlichen der Odenwaldschule, noch gegen Eltern und Verbände wettert. Aber dann erkennt er, wogegen Füller angeht: Es geht gegen die Reformpädagogik, die deutschen Protestbewegungen, Wandervogel, Pfadfinder, Jungfilmer, 68er, die Grünen, kurz gegen Befreiungsideologen jeglicher Couleur. Sie alle hätten sexuelle Gewalt begünstigt, eine einzige Päderasten-Verschwörung. Dass es sich hier um die Abrechnung mit eigenen Idealen handelt, macht die Sache für Posener nicht besser. Der Sexualrevoluzzer als Popanz des Autors, das scheint Posener dann doch zu einfach oder einfach falsch.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2015

Nach der Lektüre von Christian Füllers "Die Revolution missbraucht ihre Kinder" hat man ein wenig das Gefühl, in einer "pädophil durchwirkten Gesellschaft" zu leben, warnt Nina Apin. Füller versucht zu zeigen, dass Pädophilie ein durchgängiger und integraler Bestandteil des Alternativmilieus ist, das die Vorstellung des "pädagogischen Eros" von den Griechen, ohnehin "ein Volk von Päderasten", übernommen habe, fasst die Rezensentin zusammen. Was Füller aber in seinem Furor gegen die Alternativen, Reformer und Kommunen aber vergisst, ist, dass Kindesmissbrauch auch im autoritären kirchlichen Milieu gedeiht, kritisiert Apin, gerade einmal zwei Seiten sind der Kirche gewidmet. Trotzdem findet die Rezensentin Füllers Thesen in ihrer Engführung spannend zu lesen.