Catalin Dorian Florescu

Wunderzeit

Roman
Cover: Wunderzeit
Pendo Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783858423955
Gebunden, 283 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Anfang der 80er Jahre zwischen Rumänien und Jugoslawien: Der 15-jährige Alin sitzt mit seinen Eltern an der Grenze fest. Angespannt warten sie auf die Ausreise, und der Junge erinnert sich zurück...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.12.2001

Offensichtlich gute Laune bereitet hat dieser Roman der Rezensentin Nicole Henneberg. Sie kann sich gar nicht genug begeistern für die Geschichte, die der rumänische Autor zu erzählen hat, ebenso wie für deren literarische Umsetzung: "seine anrührende, lebendige und schnörkellos erzählte Jugendgeschichte kommt so gut wie ohne Kunstgriffe aus". Fellinis "La Dolce Vita" spielt eine wesentliche Rolle für die Fantasiewelt der jugendlichen Protagonisten, der mit seinem Vater erst in Italien, dann unter ärmlichen Bedingungen in der Bronx lebt. Durch die Verbindung der "Realität mit Filmbildern" entsteht eine Welt, die nach Hennebergs Meinung "mehr Farbe und Intensität als die tatsächliche" besitzt und so scheint sie sich richtig angesteckt zu fühlen von dem guten Gefühl, das am Ende der Geschichte steht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.07.2001

Dem Debütroman des Rumänen Catalin Florescu attestiert Rezensent Hans-Peter Kunisch eine überraschende Wende: Aus einem harmlosen, stilistisch unbeholfenen Beginn, so Kunisch, steigert sich Florescu in eine Qualität, die dazu berechtige, ihn eine "literarische Hoffnung" zu nennen. Der Autor sitze bei seiner Schilderung der abenteuerlichen Flucht eines nervenkranken Jungen und seines Vaters aus Ceaucescus Rumänien nach Italien, dann nach Amerika und schließlich wieder zurück, zwar zunächst seiner Kinderperspektive auf, die aus einer "naiven" Untersicht des Helden heraus letztlich nur Vorurteile des Lesers bediene. Interessant, nämlich zu einer lapidar erzählten Groteske, so Kunisch, wird Florescus Geschichte indes, wenn Vater und Sohn aus dem gelobten Land nach Hause zurückkehren und der Autor sich mit den Reaktionen der Dagebliebenen, besonders der Mutter, befasst. Hier gelingen Florescu eindrückliche Bilder aus dem Alltagsleben, urteilt der Rezensent. Als Jahre später endlich die ganze Familie ausreisen darf, und man sich dem Showdown beim Übertritt über die deutsche Grenze nähert, erreiche der Roman dann gar jene "spröde Klasse guter Unterhaltung, die es in der deutschen Literatur tatsächlich noch immer zu wenig gibt."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.04.2001

Obwohl der Roman ihrer Ansicht nach auch einige Schwächen aufweist, zeigt sich Sibylle Birrer im Großen und Ganzen recht angetan von diesem Buch. So lobt sie den Autor als "temperamentvollen Fabulierer", der aus der Sicht des fünfzehnjährigen Alin nicht nur die Unterdrückung in Rumänien schildere, sondern auch von den jugendtypischen Themen wie der ersten Liebe oder Filmhelden erzähle. Gerade die ersten Liebeserlebnisse, bei denen "die Sprachlosigkeit zwischen parataktischen Satzreihen zu klingen beginnt", gehört für Birrer zu den besonders überzeugenden Passagen des Buchs. Weniger begeistert zeigt sich die Rezensentin jedoch von den Stellen, bei denen Florescu "mit der vermeintlichen Unschuld (seines Protagonisten) zu kokettieren" beginne, denn dies lässt Alin ihrer Ansicht nach unnötig naiv erscheinen. Die Hauptschwäche des Romans sieht Birrer in der ungezügelten Erzählfreude des Autors. Denn auch wenn sie an so mancher Stelle die "konzentrierte erzähltechnische Bearbeitung" des Autors lobt, so rät sie ihm, in Zukunft seine Fabulierfreude etwas zu disziplinieren. Dennoch: "ein recht erstaunliches Debüt", findet die Rezensentin.