Carsten Otte

Schweineöde

Roman
Cover: Schweineöde
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783821809489
Gebunden, 264 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Nicht, weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig. Raimund W. Kuballa, durch Erbschaft reich gewordener Sohn eines Edelgastronomen aus Bonn-Bad Godesberg, hat den langweiligen Westen satt - er sucht den ultimativen Kick, das tägliche Abenteuer. Kaum ist die Wende vollzogen, quartiert er sich im Ostberliner Arbeitervorort Oberschöneweide ein, im Volksmund treffend Schweineöde genannt. Obwohl für die Leute in Schweineöde, die mit Arbeitslosigkeit und Verwahrlosung ihres Kiezes zu kämpfen haben, Kuballs Haltung eine Provokation darstellt, versuchen sie mit dem eigenwilligen Wessi zurechtzukommen. Kuballa bleibt fast ein Jahrzehnt in Schweineöde und leistet seinen Beitrag zur Wiedervereinigung, indem er die ehemalige Thälmannpionierin Jana verführt, seinen Nebenbuhler in den Knast bringt und die lokale Mittelstandsvereinigung zur Lynchjustiz treibt ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2004

Gar nicht mal unoriginell, dieses Debüt - Andreas Rosenfelder nickt anerkennend und hat auch seinen Spaß gehabt, auch wenn es ihn Carsten Ottes komisch angelegter Roman letztlich weniger zur Begeisterung als zur nüchternen Analyse hinreißt. Der Held Raimund W. Kuballa, schreibt er, "huldigt einer morbiden Ostalgie mit den zynischen Waffen der Westens". Er ist nämlich in Bonn aufgewachsen, leidet an "Staatssicherheitssehnsucht" und nistet sich deshalb nach der Wende in Oberschöneweide ein, wo er wahlweise die Leute ausspioniert und sich ausspioniert wähnt. Mit anderen Worten: Es handelt sich bei Kuballa um einen "im Netz der eigenen Assoziationen gefangenen Spinner" und einen "skrupellosen Integrationskünstler", der sich in einer Gespensterwelt einquartiert. "Am Ende seiner Expedition ins Inland", schreibt Rosenfelder, "scheint Kuballa einem binnendeutschen Tropenfieber zum Opfer gefallen zu sein - nur hat ihn nicht der Ruf der Wildnis, sondern der Traum von einem sozialen Ödland in dieses Herz der Finsternis geführt". Nur leider - und damit kommt der Rezensent zur Kritik - ist Kuballa nicht nur schwer durchgeknallter Protagonist, sondern auch der Erzähler seiner Geschichte, und als solcher untauglich: die Überwachungsprotokolle seiner selbst und anderer machen die Lektüre mitunter zur mühevollen Angelegenheit.
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