Boris Schumatsky

Der neue Untertan

Populismus, Postmoderne, Putin
Cover: Der neue Untertan
Residenz Verlag, Salzburg 2016
ISBN 9783701733774
Gebunden, 160 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

25 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion steckt Europas Demokratie in der Krise. Alte politische Lager lösen sich auf. Die Linke tauscht Revolution gegen Nationalismus, und die Rechte borgt sich von der Linken als nützlichen Feind die Banken. Mit Bestürzung hört Boris Schumatsky den Beifall, den die russische Autokratie von überall bekommt. Ob links, rechts oder Mitte: Herrschaft macht Spaß, Freiheit strengt an. In den 1990er Jahren ritt man auf der Welle der Postmoderne in den ewigen Frieden. Nun ist daraus ein populistisches Monster entstanden. Boris Schumatsky analysiert die politischen Bewegungen der Gegenwart und blickt in eine mögliche Zukunft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.04.2016

Der Slawist und Kritiker Ulrich M. Schmid liest Boris Schumatskys Essay mit Gewinn - und als Gegenstück zu Michel Eltchaninoffs Studie "In Putins Kopf". Schumatsky, der als Autor seit 20 Jahren in Berlin lebe, interessiere sich weniger für den Präsidenten als für die Auswirkungen der Kreml-Politik auf das Denken der Bürger, wie Schmid schreibt. So zeige er, wie die politische Führung den Krieg auf der Krim als Frieden tarne. Außerdem nehme Schumatsky die "Putin-Versteher" in Deutschland in den Blick. Laut Schmid konstatiert er mit Unverständnis, wie sich bei den sogenannten Montagsmahnwachen prorussische Verschwörungstheoretiker, Europaskeptiker und Kapitalismuskritiker von links und rechts versammeln. Schumatsky warnt vor den Lügen und dem "diskreten Charme" des Kremls und ermuntert zugleich zu einer offenen, aufgeklärten Demokratie - Schmid kann er dabei ganz auf seiner Seite wissen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.04.2016

Der Autor dieses polemischen Essays ist stolz auf sein "Putinbashing", glaubt Sonja Margolina. Nun nehme er sich der deutschen Linken an, die nach Ansicht Schumatskys nicht nur antiamerikanisch, antisemitisch und reaktionär sei und sich nach einem Führer sehne, sondern der es zugleich an einer eigenen, konstruktiven Vision für die Gestaltung der Zukunft fehle. Die Rezensentin stört sich unter anderem daran, als Leserin vom Autor in Form eines "Wir" vereinnahmt zu werden, und zeigt sich zudem irritiert davon, dass Schumatsky sich politisch "linker als links" verorte und jeden, der ihm darin nicht folgt, als Untertan bezeichne. "'Wir' fühlen uns nicht angesprochen", macht Margolina am Ende ihrer Besprechung deutlich.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.04.2016

Rezensent Jan Feddersen schätzt den exilrussischen Autor Boris Schumatsky für dessen weitsichtige, instruktive und kluge Bücher über die russische Politik und Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. "Der neue Untertan" aber ist anders, warnt der Kritiker vor: Schumatsky erscheint ihm hier als "bitter" gewordener Beobachter, der seine ganz Wut und Verzweiflung über aktuelle russische Entwicklungen, aber auch die Reaktionen von linker und rechter Seite auf die russische Autokratie in diesem Pamphlet niederschreibt. Der Rezensent begrüßt Schumatskys rücksichtslose Offenheit, mit der er Populismus und Verschwörungstheorien anprangert und die Linke zum Handeln gegen despotische Politiker auffordert. Dass der Autor hier eher persönlich als sachlich schreibt, verzeiht der Kritiker gern: Geradezu "tröstlich" erscheint ihm dieses Buch, in dem Schumatsky angelehnt an den britisch-österreichischen Philosophen Karl Popper für eine offene Gesellschaft plädiert.