Bernhard Schlink

Die Frau auf der Treppe

Roman
Cover: Die Frau auf der Treppe
Diogenes Verlag, Zürich 2014
ISBN 9783257069099
Gebunden, 256 Seiten, 21,90 EUR

Klappentext

Das berühmte Bild einer Frau, lange verschollen, taucht plötzlich wieder auf. Überraschend für die Kunstwelt, aber auch für die drei Männer, die diese Frau einst liebten - und sich von ihr betrogen fühlen. In einer Bucht an der australischen Küste kommt es zu einem Wiedersehen: Die Männer wollen wiederhaben, was ihnen vermeintlich zusteht. Nur einer ergreift die Chance, der Frau neu zu begegnen, auch wenn ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2014

Rainer Moritz ist geradezu empört, wie stilistisch sparsam und unoriginell Bernhard Schlink in seinem neuen Buch vorgeht und wie kitschig die erzählte Geschichte daherkommt. Nicht nur mutet Schlink ihm straubtrockene, biedere Beschreibungen zu. Beim Lesen ahnt Moritz auch ständig den Fortgang der Handlung um einen Anwalt und seine emotinale Läuterung, die, so Moritz, in der Aufführung eines "absurden Quartetts" à la Yasmina Reza gipfelt. Was dem Rezensenten nicht sowieso vorhersehbar erscheint in diesem Roman, findet er derart unwahrscheinlich und grotesk, dass er es kaum nachzuerzählen vermag.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.10.2014

Rezensent Harald Jähners einziger Trost nach der Lektüre von Bernhard Schlinks neuem Roman ist der Umstand, dass er die Konstruktion des Textes durchschaut und das Buch recht rasch durchgelesen hat. Ob das reicht? Nicht ganz, denn Jähner jammert sehr über Schlinks Willen zum Erfolg, der laut Rezensent im Buch durchweg spürbar ist. Etwa in den holzschnittartigen Figuren, die entweder die Kunst, das Kapital, das Recht oder die Rebellion vertreten und, so Jähner, einigermaßen künstlich aus der Zeitgeschichte palavern. Oder in der forcierten Rührung des Lesers durch die Story, die Jähner trotz allem für spannend erzählt hält, spannend genug wenigstens, um sie schnell zu Ende zu lesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2014

Andreas Kilb ist enttäuscht. Dass Bernhard Schlink der "kommende Mann" der deutschen Literatur sein könnte, glaubt er nicht mehr. Spätestens seit Schlinks neuestem Roman. Kilb hat den Eindruck, der Autor habe sein Pulver verschossen, seine Themen erschöpft. Wenn Schlink also noch einmal anhebt, Leben und Leiden der 68er zu beschreiben, kann Kilb nur stocksteife Gestalten ohne Leben erkennen, Abziehbilder von Schlinks Richtern, Professoren und anderen Kopfmenschen aus früheren Büchern. Mindestens ebenso ärgerlich scheint dem Rezensenten die Sprache. Als unbeholfene "Provinzgaleristenprosa" bezeichnet Kilb, was die Erzählstimme von sich gibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.08.2014

Bernhard Schlink hat sich für seinen Roman "Die Frau auf der Treppe" Gerhard Richters "Erna" zum Anlass und Mittelpunkt gewählt, berichtet Ulrich Greiner. Das Bild wirkt wie eine  überbelichtete Fotografie, traumartig, rätselhaft, doch dieses Rätselhafte fehlt dem Buch vollkommen, erklärt der Rezensent. Erzählt wird die Geschichte von einem Anwalt, der sich einst in Irene, die Frau auf dem Gemälde, verliebt hatte und ihr half, es ihrem Exmann zu entwenden, so Greiner. Irene verschwand mitsamt dem Bild und erst Jahrzehnte später treffen die beiden wieder aufeinander, fasst der Kritiker zusammen, sie ist mittlerweile todkrank, er pflegt sie, und gemeinsam stellen sie sich vor, wie ihr gemeinsames Leben hätte aussehen können, stricken den "Teppich einer zurückblickenden Utopie", die ebenso wirklich zu sein scheint wie ihre Gegenwart. Das alles wird äußerst lakonisch, auch eingängig erzählt, raubt aber sicher nicht den Schlaf, urteilt der Rezensent.