Albrecht Schöne

Schillers Schädel

Cover: Schillers Schädel
C.H. Beck Verlag, München 2002
ISBN 9783406486890
Broschiert, 110 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Von dem angeblichen Giftmord, den die Freimaurer 1805 mit Wissen Goethes an Schiller verübten, bis zu der 1945 vom flüchtenden Gauleiter befohlenen, im letzten Augenblick noch verhinderten Sprengung seines Sarkophags und weiter bis in unsere Tage folgt die abenteuerliche Geschichte des (vermeintlichen) Schillerschen Schädels dem Strukturmodell des christlichen Heiligen- und Reliquienkultes.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.06.2002

Die Abhandlung des emeritierten Göttinger Literaturwissenschaftlers Albrecht Schöne über Goethes Interesse am Totenschädel Schillers ist für Ina Hartwig "ein betörendes philologisches Kabinettstück". Dabei gehe es dem Goethe-Kenner aber nicht nur um Schillers Schädel, der während seiner langen Irrfahrt auch ein halbes Jahr in Goethes Haus verweilte, sondern um Dichtung, im besonderen um Goethes "Terzinen-Gedicht" "Im ernsten Beinhaus war's wo ich beschaute", informiert die Rezensentin - nach Schöne "das letzte der großen naturphilosophischen Altersgedichte" des Meisters. Darüber hinaus aber halte Schöne auch noch, verspricht Hartwig, für ganz unterschiedliche Leserinteressen und -neigungen eine "schwindelerregende" Werkgenese bereit: Ostelogen und Phrenologen, Sittenkundler und "Schauerromantiker", Göttinger und Weimarer "Lokalpatrioten" kämen hier voll auf ihre Kosten. An dem Band hat die Rezensentin aber auch gar nichts auszusetzen: "Wunderbar klar und leichthändig", "gelehrt" und "scharfzüngig" habe sich der "Göttinger Emeritus" auf eine spannende und überaus lesenswerte Spurensuche begeben, lobt Hartwig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2002

Großer Respekt und geradezu Dankbarkeit spricht aus dieser ausführlichen Rezension von Burkhard Müller. Respekt vor der Arbeit, die Autor Albrecht Schöne mit "Neugier und Ernst" angehe: Schöne informiert über Beerdigungsriten um 1800, über die damaligen Vorstellungen zur Bedeutung von Schädelformen, Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten über den Umgang mit "bedeutsamen Gebeinen" und über Goethes Verhältnis zum Tod. Dank zollt der Rezensent dem Autor dafür, dass er "für uns" das Protokoll von Goethes Sargöffnung gelesen, die dazugehörigen Fotos betrachtet und auf die ihm eigene Weise "trostvoll" beschrieben hat. Auch wenn sich diese Beschreibung nur in einer umfangreichen Fußnote findet, ist es doch für Müller die "ergreifendste Passage" des Buches.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.02.2002

Martin Meyer ist von der Rekonstruktion und Deutung der Exhumierung von Schillers Schädel aus einem Massengrab, die Erhebung zur Reliquie und dessen Betrachtung durch Goethe sehr angetan. Er lobt den Autor für diese "glänzend recherchierte und souverän erzählte Kriminalgeschichte" und stellt fest, dass sich die posthume Verehrung der Schillerschen Überreste zu "immer neuen Projektionsflächen" entwickelt. Der Autor stelle anhand dessen Reflexionen vor dem Schädel nachvollziehbar die Naturphilosophie Goethes dar, so der Rezensent begeistert, und er preist die Studie als "magistrale Erzählung". Dabei findet er es besonders faszinierend, wie Schöne seinen Text auf eine der Terzinen Goethes hin ausrichtet, die durch den dargestellten Zusammenhang, wie der Rezensent meint, erst richtig verständlich wird.