Adolfo Bioy Casares, Silvina Ocampo

Der Hass der Liebenden

Roman
Cover: Der Hass der Liebenden
Manesse Verlag, München 2010
ISBN 9783717522126
Gebunden, 188 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Petra Strien-Bourmer. In einem abgelegenen Hotel an der argentinischen Atlantikküste versammelt sich eine illustre Gesellschaft, darunter ein drogensüchtiger Arzt, ein rätselhafter kleiner Junge und zwei Schwestern, die den gleichen Mann lieben. Ein Mord geschieht. Kurz darauf bricht ein Sandsturm los, der das Hotel von der Außenwelt abschneidet. Eine drückende Atmosphäre des Misstrauens und der Bedrohung breitet sich aus. In der dämmrigen, stickigen Enge sind Phantasie und Wirklichkeit kaum noch voneinander zu unterscheiden. Schließlich gipfeln die gegenseitigen Verdächtigungen in einer Verfolgungsjagd durch die windgepeitschten Dünen Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares spielen geschickt mit den Erwartungen des Lesers: Immer wieder wird er gezwungen, seine Vermutungen zu revidieren.

Im Perlentaucher: Literat und Leser

Jeder Hinweis wird zu einer Theorie, jede Theorie zu einer neuen Realität. Und mitunter bekommt jemand eine ungenau kalkulierte Dosis Strychnin ab. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.2011

Einen sehr ziemlich schwer zu fassenden Krimi hat Jürgen Kaube da gelesen. Dennoch oder gerade drum ist er ganz hingerissen. Das Spiel, das die beiden Autoren Silvana Ocampo und Adolfo Bioy Casares hier unter Zuhilfenahme jeder Menge literarischer Bildung (39 Fußnoten!) und Ingredienzien aus Agatha Christies Romanbaukasten (Hotel am Meer, undurchsichtige Figuren, Oberschichtgehabe, Inspektor inkognito) inszenieren, erscheint ihm in seinen Einzelheiten so absurd wie unterhaltsam. Gerade weil seine Erwartungen als Krimileser ein ums andere Mal unterlaufen werden. Dementsprechend ist die Frage nach dem Mörder am Ende nicht mehr so wichtig. Wichtiger findet Kaube, was die Atmosphäre des Verdachts mit den die Figuren anstellt und wie sie unter diesem Eindruck handeln. Ein ganz und gar durchtriebenes Buch, meint Kaube glücklich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.01.2011

Mit größten Vergnügen hat Rezensent Gustav Siebenmann den nun auf Deutsch vorliegenden Kriminalroman "Der Hass der Liebenden" von Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casare aus dem Jahr 1946 gelesen. Der in einem unwirtlichen Ferienort irgendwo am Südatlantik angesiedelte Kriminalfall kommt zu seiner Freude mit originellen Figuren, falschen Spuren, enormer Verwirrung und einer großen Dosis Ironie daher. Die zahlreichen literarische Anspielungen und Zitate von der Antike bis zur Gegenwart haben für ihn den Lesegenuss nochmal erhöht. Mit Lob bedenkt er auch das ebenso profunde wie amüsante Nachwort von Heinrich Steinfest, das man allerdings erst nach dem Roman lesen sollte, weil es den Mörder verrät.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2010

Rezensent Andreas Fanizadeh hat sein Vergnügen an dieser im Original bereits 1946 erschienenen "Kriminalparodie" des Autorenduo Silvana Ocampo und Adolfo Bioy Casares. Ocampo war eigentlich als Lyrikern und Kurzgeschichtenautorin bekannt und auch Casares eine "Berühmtheit" in der argentinischen Literaturszene. Der gemeinsame literarische Versuch ist nach Meinung des Rezensenten sehr gelungen. "Leichthin und gekonnt" und in einem "sachlichen" Erzählton kreieren die beiden eine "Miss-Marple-Atmosphäre", inklusive "liebenswert altmodisch" gestalteter Charaktere - und, was für den Spannungsgehalt der Geschichte ja nicht unerheblich ist, einen Plot, der irgendwann fast jeden verdächtig erscheinen lässt.