Bliss Broyard

Mein Vater, tanzend

Erzählungen
Cover: Mein Vater, tanzend
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827000774
Gebunden, 256 Seiten, 19,43 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Monika Schmalz. Es scheint, als habe sich die junge Autorin Bliss Broyard, Tochter des legendären Kritikers Anatole Broyard, dazu entschlossen, einem Publikum, das ihr literarisches Debüt doppelt kritisch beäugt und in ihr vor allem die Tochter eines berühmten Mannes sehen will, gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ihre Strategie ist so schlicht wie clever, sie macht ganz einfach die Beziehung zwischen Vätern und Töchtern zum variablen Grundthema ihrer acht Erzählungen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.12.2001

Auch wenn der Verlag von "purer Biografie" spreche, um das in "Mein Vater, tanzend" thematisierte Vater-Tochter-Verhältnis hervorzuheben, so sei dieses Buch Literatur, so der Rezensent Tilman Urbach. "Nicht ohne Reiz" findet der Rezensent das von der Autorin Bliss Broyard entworfene "Mini-Panorama" aus Liebe, Zuneigung und Sex. Dass die Autorin allerdings um jeden Preis ernsthaft erscheinen möchte und also den ironischen Abstand zu ihren Texten vermissen lässt nimmt der Rezensent ihr übel: "So wirken diese Erzählungen wie Etüden. Mit Verve hervorgebracht, aber in der Ausführung bemüht."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2001

Katharina Born hat das Glück, für die Besprechung der Autobiografie von Anatole Broyard auch die Erzählungen seiner Tochter Bliss hinzuziehen zu können, die im Deutschen zur gleichen Zeit und im gleichen Verlag erscheinen.
Anatole Broyard: "Verrückt nach Kafka"
Der Titel zeigt es schon an: Broyard war ein Büchernarr, der am liebsten in Greenwich Village eine Buchhandlung betrieben hätte, diese stattdessen aber bald wieder zugemacht hat und Literaturkritiker der "New York Times" wurde. Von Eitelkeit und Selbststilisierung nicht frei, merkt Born über seine unvollendeten "Erinnerungen an Greenwich Village" an, in denen er den Nachkriegsjahren mit ihrer "übersteigerten Intellektualität" und der "ersten sexuellen Befreiung" ein Denkmal gesetzt hat. Der Autor starb 1990, informiert uns Born und meint, er hätte zur Gender-Debatte einiges zu sagen, ohne dieses Diktum näher zu erläutern. Seine Porträts der Größen jener Zeit seien recht bösartig geraten, erzählt sie weiter, Broyard habe eine besondere intellektuelle Lässigkeit propagiert, die er im Tanz symbolisiert sah: wer sich dem Rhythmus allzu sklavisch unterordnete, der war zur Abstraktion wohl kaum in der Lage.
Bliss Broyard: "Mein Vater, tanzend"
Das Motiv des Tanzes taucht bei der Tochter wieder auf, die, im übrigen wie ihr Vater, meint die Rezensentin, stetig um Anerkennung ringt: die ihres Vaters, ebenso in der Schule und in Beziehungen. Acht Erzählungen hat sie geschrieben, in denen sie laut Born dem Verhältnis von Töchtern zu ihren berühmten Vätern nachspürt. Welche das außer ihr noch sind, erfahren die Leser leider nicht. Bliss Broyard jedenfalls, meint Born, hat Tanzen gelernt und ihren berühmten Vater stehen lassen, der als Literatur anderes als "Miniaturen des Gewöhnlichen" geschätzt hätte, wie sie die Tochter nun schreibt. Aber das sei schließlich auch eine andere Zeit gewesen, in der "selbst ein schwerfälliger Typ wie Hemingway tanzen konnte", schließt Born und zitiert noch einmal den Vater.
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