Zsuzsa Bank

Die hellen Tage

Roman
Cover: Die hellen Tage
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100052223
Gebunden, 360 Seiten, 21,95 EUR

Klappentext

In einer süddeutschen Kleinstadt erlebt das Mädchen Seri helle Tage der Kindheit: Tage, die sie im Garten ihrer Freundin Aja verbringt, die aus einer ungarischen Artistenfamilie stammt und mit ihrer Mutter in einer Baracke am Stadtrand wohnt. Aber schon die scheinbar heile Welt ihrer Kindheit in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hat einen unsichtbaren Sprung: Seris Vater starb kurz nach ihrer Geburt, und Ajas Vater, der als Trapezkünstler in einem Zirkus arbeitet, kommt nur einmal im Jahr zu Besuch. Karl, der gemeinsame Freund der Mädchen, hat seinen jüngeren Bruder verloren, der an einem hellblauen Frühlingstag in ein fremdes Auto gestiegen und nie wiedergekommen ist. Es sind die Mütter, die Karl und die Mädchen durch die Strömungen und Untiefen ihrer Kindheit lotsen und die ihnen beibringen, keine Angst vor dem Leben haben zu müssen und sich in seine Mitte zu begeben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.04.2011

Absolut hingerissen ist Andreas Isenschmid von diesem Roman Zsuzsa Banks, "glücksverzaubert" nennt er ihn und liest ihn damit als radikales Gegenbuch zu Banks erstem tragisch grundierten Roman "Der Schwimmer". "Die hellen Tage" nun erzählt von der Freundschaft dreier Kinder, die gemeinsam - "hinter Kirchblüt, wo die Felder beginnen und die Kieswege sich kreuzen" - aufwachsen und nach Rom gehen, sich verlieren und wiederfinden. Was den Rezensenten so für den Roman einnimmt, sind nicht nur sein elegischer Ton, sein eigentümliches Schweben und seine "Weltverlorenheit", sondern der absolute Verzicht auf jede Reflexion: Beziehungen hat Isenschmid hier erlebt, nicht Beziehungsgespräche, Lebensgeschichte nicht Psychoanalyse. "Der Rest ist Farbe".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.03.2011

Wenn Zsuzsa Bank ihre Kindheitsidylle um die drei Kinder Seri, Aja und Karl in Kirschblüt in märchenhafter Schönheit entfaltet, folgt ihr Hartmut Wilmes noch ziemlich willig, wenn er die Autorin auch recht knapp am Kitsch vorbeisegeln sieht. Wenn die Autorin allerdings ihre mittlerweile erwachsenen Protagonisten nach Rom, New York und zuletzt zurück ins entzauberte Kindheitsparadies schickt, zögerlich dunkle Familiengeheimnisse und die Schäbigkeit der Erwachsenen aufdeckt, kann sie den Rezensenten nicht mehr recht überzeugen. Wilmes findet, dass die Schilderungen der mittlerweile erwachsenen Seri, die eifersüchtig und verletzt der Zweisamkeit ihrer Freunde zuschaut, seltsam "blass" und unanschaulich bleiben und beim Entzaubern der heilen Kindheitswelt mysteriöser herumgeraunt wird, als dem Roman gut tut. Wenn es Bank am Ende gelingt, die "Trauer" um das verlorene Paradies mitreißend zu beschwören, dann kann das den Rezensenten dennoch nicht davon überzeugen, mehr als "hochpoetisches Kunstgewerbe" vor sich zu haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.02.2011

Meike Fessmann trauert ein bisschen dem selten gewordenen auktorialen Erzähler hinterher, besonders angesichts der in ihren Augen "eigenschaftslosen" Erzählerfigur von Zsuzsa Banks jüngstem Roman. Es geht um eine über drei Jahrzehnte sich erstreckende Dreiecksgeschichte dreier Protagonisten, in deren Familien jeweils eine Leerstelle zu beklagen ist, erfahren wir. Historischer Hintergrund dieser nahe bei Heidelberg einsetzenden Geschichte, die schließlich bis nach Rom führt, ist die Zeit des Eisernen Vorhangs mit dessen Fall der Roman endet. Doch für die Rezensentin ist das alles hier nur "Folklore", Kulisse für eine geheimniskrämerische und dennoch völlig spannungslose Geschichte, wie sie unwillig notiert. Die Schauplätze des Romans bleiben ebenso farblos, wie die mythisch überhöhten Ereignisse, die Bank zudem ohne sprachliche Variation stets aufs Neue beschwört, beschwert sich die Rezensentin, die hier einen durchaus viel versprechenden Stoff "verspielt" sieht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2011

Rezensent Hubert Spiegel mag diesen Roman spürbar gern. Seine Rezension liest sich allerdings ein bisschen wie eine vorsichtig vorgehende Vorwärtsverteidigung gegen den Vorwurf, der dem Buch seiner Ansicht nach wohl gemacht werden wird - den Vorwurf nämlich, es siedle doch allzu nahe am Kitsch. In einem Ort namens Kirchblüt leben Aja und ihre Mutter Evi, die aus Ungarn kommt und früher beim Zirkus war. Therese, die Ich-Erzählerin, ist mit Aja befreundet. Diese Freundschaft ist der Kern des Romans, an den weitere Figuren angelagert sind. Erst scheint alles Idyll, durchaus an der - so Spiegel - "Honiggrenze" zum Süßlichen. Und doch entgehe Zsuzsa Bank der Gefahr. Abgründe werden fühlbar, mit Aufmerksamkeit und Genauigkeit entfaltet die Autorin den Blick der Heranwachsenden auf die Welt. Und darum hält der Rezensent diesen Roman für ein sehr lesenswertes Buch.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.02.2011

Roman Bucheli zeigt sich verzaubert vom melancholischen Märchenton, der den zweiten Roman von Zsuzsa Bank prägt. Es ist ein schwebendes Gebilde sich immer neu formierender Dreieckskonstellationen, die in einem verwunschenen Häuschen in der Nähe von Heidelberg ihren Anfang nimmt und bis nach Rom führt. Die Autorin erzählt vom Erwachsenwerden dreier Kinder, die je Leerstellen ihres Lebens zu bewältigen haben, erklärt der Rezensent. Der Einsatz von Märchenmotiven und symbolischen Fügungen mag manchem zu dick aufgetragen sein, gibt er zu. Doch sie erzeugen die Musikalität und die Poesie dieses Romans, der für Bucheli als "Allegorie auf die unstillbare Sehnsucht nach vergangenem Glück" zu lesen ist.
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